Bei der Erstversorgung von Ukraine-Vertriebenen hat man in der Steiermark ein gutes Bild abgegeben. Jetzt, wo es um die Integration Betroffener geht, werden Probleme sichtbar.
Waren es zu Beginn des Ukraine-Konflikts bis zu 300 Vertriebene, die in der Steiermark täglich ankamen, so hat sich diese Zahl drei Monate nach Kriegsbeginn jetzt auf durchschnittlich 20 eingependelt: „Mit Stand 31. Mai haben wir insgesamt 7751 Flüchtlinge in unserem Bundesland registriert; aus polizeilicher Sicht ist es ruhig geworden“, berichtet Markus Lamb von der Landespolizeidirektion Steiermark.
Neue Phase der Flüchtlingsbetreuung
Während sich die Frequenz in den vier steirischen Ankunftszentren in Graz, Ilz, Leoben und Liezen auf ein niedriges Niveau einpendelt, geht die Arbeit für die vielen offiziellen und privaten Helfer erst richtig los: „Wir treten in der Betreuung der Vertriebenen in eine neue Phase ein“, sagt der steirische Flüchtlingskoordinator Christopher Pieberl.
Einige Private haben es sich sicher einfacher vorgestellt, bei der Integration behilflich zu sein. Allein die Grundversorgung ist und war ein komplexes Thema, es tauchen jetzt aber auch viele neue Fragen auf.
Flüchtlingskoordinator Christopher Pieberl
Nach zumeist vorbildlich erfolgter Registrierung und Unterbringung stehen nun neue Themenfelder an: „Job, Schule, Kindergarten, Sprachkurse, Psychotherapie - für all das gibt es unterschiedliche Anlaufstellen. Viele Fragen sind nicht einfach zu beantworten, das haben sich einige Private, die helfen wollen, sicher etwas anders, sprich - einfacher, vorgestellt“, meint Pieberl.
42 Prozent der Ukrainer leben im Großraum Graz
Knapp die Hälfte der Ukrainer lebt in der Stadt Graz beziehungsweise in den Umlandgemeinden. Je dezentraler die Menschen untergebracht sind, desto komplexer mitunter die Problemstellungen: „Oft kommt noch die schwierige Erreichbarkeit von Behörden oder anderen wichtigen Anlaufstellen - Stichwort Öffis - für die Betroffenen hinzu“, erzählt der Integrationsexperte.
Vernetzung wichtiger Anlaufstellen
Vom AMS über die ÖGK bis zum ÖIF (Österreichischer Integrationsfonds) - ein zumeist ermüdender Spießrutenlauf : „Wir arbeiten daran, diverse Stellen besser miteinander zu vernetzen“, verweist Pieberl auf die ins Leben gerufene Integrationsarbeitsgruppe des Landes Steiermark.
Dass bei der Unterstützung von Vertriebenen aber auch Geduld gefragt ist, unterstreicht Alexandra Köck, Geschäftsführerin vom Verein Zebra: „Natürlich gilt etwa bei der psychologischen Betreuung von Traumatisierten - je früher, desto besser. Dennoch kann nicht der Anspruch sein, alles sofort zerreißen zu wollen - es tut ja ohnehin jeder was er kann“, sagt die erfahrene Helferin.
Wir bieten steiermarkweit und für jede Altersgruppe kostenlose Hilfe an. Von der psychologischen Betreuung über Anerkennungsberatung bis zum Kompetenzcheck für das AMS.
Alexandra Köck, Verein Zebra
Termin in wenigen Wochen
Ihr Verein bietet psychologische Betreuung, Kompetenzchecks sowie Anerkennungsberatungen (Stichwort: Nostrifizierung) an. Köck: „Länger als zwei bis drei Wochen muss niemand auf ein Erstgespräch warten. Zudem sind die UkrainerInnen sehr gut vernetzt - oft die größte Effizienz“.
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