Kurzfristig hatte der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) Freitag zu einer Presseerklärung in die Grazer Burg geladen - und dabei „schweren Herzens“ seinen Rücktritt verkündet. Im Vorfeld war bereits heftig über einen Rückzug des nunmehr 70-jährigen LHs spekuliert worden. Logischer Nachfolger ist nun „Kronprinz“ Christopher Drexler, der mit seinen 50 Jahren „der Richtige“ sei.
Während das halbe Land gedanklich schon im langen Pfingstwochenende war, erhöhte sich in den politischen Machtzirkeln der Steiermark Freitagvormittag nochmals der Puls. Landeshauptmann Schützenhöfer gab nun doch etwas schneller als von vielen erwartet seinen Rücktritt bekannt. Mit Juli will er aus dem Amt scheiden. Er gehe schweren Herzens, aber mit gutem Gewissen, erklärte Schützenhöfer in seinem Statement am Freitagvormittag (Video oben).
„Eine geordnete Amtsübergabe war stets mein Ziel“, betonte Schützenhöfer. Eine solche sei selten geworden in den Ländern und im Bund. „Ich habe lange überlegt und vorbereitet, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen.“ Die Steiermark werde aber immer „sein Leben“ bleiben.
Drexler als logischer Nachfolger
Logischer Nachfolger an der Landesspitze ist Christopher Drexler, derzeit Landesrat für Kultur, Sport und Europa. Er galt schon lange als „Kronprinz“. Auch wenn das nur eine Apfelsorte ist, wie Schützenhöfer in Interviews standardmäßig zur Antwort gab. Bei der Presseerklärung am Freitag gab es viel lobende Worte für Drexler. Er habe die Kraft und Energie eines 50-Jährigen, zugleich aber 30 Jahre Erfahrung in der Politik, so Schützenhöfer. „Es ist ein Neuer an der Spitze, aber keineswegs ein Neuling.“
Drexler hat nun ausreichend Zeit, um sein Profil als „Landesvater“ zu schärfen - er besitzt eher ein urbanes-intellektuelles Image, das auf den ersten Blick nicht Festzelt-kompatibel erscheint. Die nächste Landtagswahl steht turnusmäßig erst im Herbst 2024 auch. Auch in Graz und den restlichen Gemeinden sind lange keine Wahlen in Sicht.
Kräftige Akzente gesetzt
Der steirische Landeshauptmann hat heuer seinen 70. Geburtstag gefeiert, über seine politische Zukunft war seit Längerem spekuliert worden. Schützenhöfer hat die steirische Volkspartei nach einer schmerzlichen Wahlniederlage 2005 übernommen, sie konsolidiert und wurde 2015 überraschend - obwohl nur Zweiter bei der Wahl - Landeshauptmann. Damit hatte er sein großes Ziel erreicht, wie er auch am Freitag betonte. 2019 folgte dann ein fulminanter Sieg an den Urnen. Seitdem reagiert er harmonisch mit der SPÖ unter Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang, es ist die letzte wirklich „Große Koalition in Österreich.“
In den vergangenen Monaten hat der Steirer innerhalb der Bundespartei Akzente gesetzt, etwa mit teils kontrovers diskutierten Vorschlägen in der Corona-Pandemie. So hat er sehr früh eine Impfpflicht gefordert. Auch beim Abgang von Altkanzler Sebastian Kurz soll Schützenhöfer eine treibende Kraft gewesen sein.
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