Jetzt verabschiedet sich auch der Letzte aus der Garde der großen alten Männer an der Spitze der Länder: Nach Erwin Pröll, Michael Häupl und Josef Pühringer geht auch Hermann Schützenhöfer in die Polit-Rente. Der 70-Jährige übergibt, wie gestern bekannt gegeben wurde, das Amt Anfang Juli an den 51-jährigen bisherigen steirischen ÖVP-Landesrat Christopher Drexler. Schützenhöfer - gelernter Kaufmann, aber Berufspolitiker seit vielen Jahrzehnten - war im Gegensatz zum Trio Häupl-Pröll-Pühringer, die zwischen 22 und 25 Jahren ihre Länder regierten, ein spätberufener Landeshauptmann. Unvergesslich bleibt mir ein Radio-Interview vor den Landtagswahlen 2015. Die Interviewerin fragte Schützenhöfer, damals Stellvertreter unter SPÖ-Landeshauptmann Franz Voves, warum er als ÖVP-Spitzenkandidat gar nicht den Anspruch erhoben habe, Landeshauptmann zu werden. Wie kann es sein, dass der ÖVP-Kandidat in dem bis dahin 60 Jahre von schwarzen und nur zehn Jahre von einem roten Regierungschef geführten Land gar nicht Landeshauptmann werden will? Das sei doch nicht so wichtig, druckste der damals schon 63-Jährige herum, viel wichtiger als Erster zu sein, sei es doch, entscheidend gestalten zu können. Wenige Wochen später war der „unwillige“ Schützenhöfer Landeshauptmann - von Voves’ Gnaden. Er wuchs rasch in die Rolle des klassischen Landesvaters. Deren Ära ist nun Geschichte - jetzt regieren rundum Politiker neueren Stils. Ob sie es besser machen? Auch das wird die Geschichte weisen!
Kurz überlebt. Vor wenigen Wochen hatte Privatier Sebastian Kurz seinem Parteifreund, dem steirischen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, zum 70. Geburtstag gratuliert. Da war der genau halb so alte Ex-Bundeskanzler schon Privatier, der - wie er gerne betont - schon in jungen Jahren mit der Politik abgeschlossen hat. Jetzt folgt ihm der doppelt so alte steirische Parteichef, ein ewiger Kurz-Skeptiker, ins politische Ausgedinge. Man blättere in dem zum runden Schützenhöfer-Geburtstag herausgegebenen Jubel-Buch. Da finden sich auf 270 Seiten Dutzende Fotos des zu Ehrenden, mit viel Partei-Prominenz. Von Sebastian Kurz finde ich gerade einmal ein einziges Foto - vom Tag der Landtagswahlen im November 2019. In der Bildlegende heißt es wörtlich: „Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz war angereist, um Hermann Schützenhöfer zu seinem triumphalen Sieg zu gratulieren.“ Abgesehen davon, dass zu dieser Zeit Kurz gerade wieder einmal NICHT Bundeskanzler war, sondern Brigitte Bierlein am Ballhausplatz saß: Man sieht, wie groß die Distanz zum einstigen „Wunderwuzzi“ seiner Partei war und ist. Aber doch: Schützenhöfer gibt auch offen zu, dass die damalige positive Kurz-Stimmung entscheidend zum Wahlerfolg 2019 in der Steiermark beigetragen habe. Aber sonst? Immer wieder Skepsis gegenüber dem jungen Herrn aus Wien. Oft gehört auch der Hinweis, dass man mit 70 Jahren schon einige Erfahrungen gemacht habe, die wertvoll seien. Als sich dunkle Wolken über Kurz zusammenbrauten, war Schützenhöfer - gelinde gesagt - keiner, der den Bundesparteiobmann und Bundeskanzler unbedingt an der Spitze halten wollte. Kurz musste gehen. Schützenhöfer hat sich - ganz offensichtlich lange und wohlüberlegt, sein Ablaufdatum selbst ausgesucht. Seinen Nachfolger auch. Ob Schützenhöfer auch so wie Kurz mit der Politik damit gänzlich abgeschlossen haben wird? Das glaubt keiner!
Einen schönen Samstag!
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