Amtsschimmel wiehert

Südtirolerin (103) kämpft seit Jahren um Pass

(Bild: Andreas Hofer, Krone KREATIV)

„Ich bin als Österreicherin geboren und will als Österreicherin sterben“, das ist Hermine Orians letzter Wunsch. Die 103-jährige Südtirolerin kämpft seit Jahren um einen österreichischen Pass. Doch hier stößt sie gemeinsam mit dem Andreas Hofer Bund auf taube Ohren. 

Die taffe Seniorin wurde am 23. April 1919 in Kurtatsch geboren. Da war Südtirol noch österreichisch, obwohl die italienische Armee das Land besetzt hatte. Erst durch den Vertrag von St. Germain, wurde Südtirol ein Teil Italiens. Bei Frau Orian handelt es sich um die letzte noch lebende Katakomben-Lehrerin, die heimlich Kinder in Deutsch unterrichtete.

Kurios in eine ganz andere Richtung war auch der Fall eines gebürtigen Kärntners. Als dieser innerhalb Wiens umziehen wollte, wurde er prompt vom Magistrat mit den Worten „Sie sind Ausländer“ abgewiesen. Sogar die Geburtsurkunde seiner Mutter wurde verlangt. Erst nach langem Hin und Her und einem „Krone“-Bericht glaubte man dem Österreicher und ermöglichte ihm, sich wieder innerhalb Wiens zu melden.

Herr Beinschab ist waschechter Kärntner.

(Bild: Reinhard HOLL)

SPÖ und Arbeiterkammer preschten mit Kritik an der Vergabe der Staatsbürgerschaft vor, der Präsident meinte: Die Hürden dafür seien „zu hoch“. Stimmt nicht, konterte die ÖVP und verwies auf die Steigerung an Einbürgerungen im vergangenen Jahr und heuer. Doch was sind die Fakten? Und wie kommt man denn überhaupt an den begehrten rot-weiß-roten Pass?

Den größten Zankapfel bildet die Dauer, wie lange man hier leben muss, bevor man den Pass beantragen darf. Zehn Jahre sind es, in Ausnahmefällen sechs. Für das Dokument müssen ausreichende Deutschkenntnisse auf B1-Niveau vorgewiesen werden. Das heißt, Sie können sich über viele Themen in einfacher Sprache unterhalten. 1000 Euro Einkommen pro Monat sind vorzuweisen, wenn man sich Österreicher nennen will.

Hat man alle Dokumente beisammen, kann man zur Prüfung antreten. Auf die muss man sich mit hundert Seiten Lernmaterial vorbereiten. 18 Fragen (teils Multiple Choice) warten, neun sind bundesländerspezifisch, der Rest österreichisches Allgemeinwissen (Beispiele siehe unten, Auflösung am Ende des Artikels). Fällt man durch, bekommt man einen neuen Termin.

(Bild: Krone KREATIV)

Die einen wollen nicht, die anderen können nicht
Um zur Frage zurückzukehren, ob es leicht oder schwer ist, die Staatsbürgerschaft zu bekommen: Wie immer liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Fakt ist, dass Österreich ein recht hartes Gesetz vertritt. In anderen EU-Ländern ist es oft um einiges leichter.

Dennoch steigen die Zahlen seit Jahren kontinuierlich an. Waren es 2010 noch 6190 Neo-Österreicher, so durften sich 2020 bereits 8996 Menschen über den roten Pass freuen (die Hälfte nach sechs Jahren). 2021 lag der Wert bei 16.171. Das liegt auch daran, dass viele NS-Opfer und ihre Nachkommen feierlich ihre Pässe überreicht bekamen. Trotzdem gibt es Kritik: SOS Mitmensch berechnete, dass es bei der Einbürgerungsrate von 0,6 Prozent 170 Jahre dauern würde, bis alle 1,6 Millionen hier lebenden Ausländer den Pass hätten. Fakt ist auch, dass gerade westeuropäische „Ausländer“ - die größte Gruppe bilden die Deutschen - diesen oft gar nicht wollen.

Eines ist jetzt schon klar: Das letzte Wort in der Staatsbürgerschaftsdebatte ist noch lange nicht gesprochen.

Lösungen zu "Hätten Sie das gewusst?"

1) Islam und Judentum
2) Im Jahre 1816
3) Joseph Haydn
4) 65.000 Wohnungen, auch heute noch als Gemeindebau bekannt
5) Felber-Tauern-Tunnel