In Wien ist - wie berichtet - ein weiterer Pädagoge jenes städtischen Kindergartens in Penzing, in dem es zu Missbrauchsfällen gekommen sein soll, angezeigt worden. Ihm wird „pädagogisches Fehlverhalten“ vorgeworfen, wie der zuständige Stadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) am Dienstag sagte. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, Nina Bussek, präzisierte nun: Gegen den Verdächtigen werde in Richtung Freiheitsentziehung ermittelt! Indes hat Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) die Absetzung der MA-10-Chefin bestätigt.
Laut Wiederkehr wechselte der Mann nach seiner Tätigkeit im Penzinger Kindergarten in eine Leitungsfunktion in einen anderen Kindergarten in einem anderen Bezirk. Von dort seien bisher aber keine Vorwürfe gemeldet worden, wurde am Dienstag betont. Der Mitarbeiter wurde nach Bekanntwerden der Vorwürfe nun ebenfalls in den Innendienst versetzt. Der Mann darf derzeit keine Kinder mehr betreuen. Eine Vertragsauflösung sei laut Dienstrecht aber erst bei einer Verurteilung vorgesehen, hieß es am Dienstag.
Mehr Details zu dem Fall wollte Wiederkehr aktuell nicht nennen, er verwies auf die laufende Ermittlungen. „Pädagogisches Fehlverhalten“ könnten etwa Einschüchterungsversuche gegen Kinder sein. Geprüft werde auch, ob es einen Zusammenhang mit den bereits bekannt gewordenen vier Fällen gibt, teilte er mit.
Kinder zur Strafe eingesperrt?
Die Erhebungen diesbezüglich befänden sich im Anfangsstadium, betonte Bussek. Es gehe zunächst darum, zu konkretisieren, wann und welche möglichen strafbaren Handlungen gesetzt wurden. Informationen der APA zufolge dürfte es im Kern darum gehen, dass dem Mann anvertraute Kinder strafweise in einen Raum gesperrt wurden.
Ludwig bestätigt Absetzung von MA-10-Chefin
Wiederkehr setzte indes auch einen Schritt in der Verwaltung: Die Leiterin der MA 10 (Kindergärten), Daniela Cochlar, wird - wie ebenfalls berichtet - abgesetzt. Es gebe unterschiedliche Auffassungen über das Krisenmanagement, begründete der Vizebürgermeister die Suspendierung. Den Wiener Kindergärten war vorgeworfen worden, im Zusammenhang mit den mutmaßlichen Missbrauchsfällen in Penzing zu spät informiert zu haben.
In Wien gibt es null Toleranz gegenüber Fehlverhalten.
Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS)
Wiederkehr habe daher Bürgermeister Ludwig - der formal diesen Schritt setzen muss - ersucht, Cochlar von den Leitungsaufgaben zu entbinden. Die Position wird nun vorerst interimistisch neu besetzt. Ludwig bestätigte am Rande einer Pressekonferenz, dass er der Bitte Wiederkehrs nachkommen werde.
Man werde mit heutigem Tag aktiv an die Pädagogen und Eltern an beiden Standorten mit Informationen herantreten, versprach Wiederkehr. Auch psychosoziale Unterstützung werde angeboten. „In Wien gibt es null Toleranz gegenüber Fehlverhalten“, beteuerte der Stadtrat.
„Maßnahmenbündel zwingend erforderlich“
Scharfe Kritik und Forderungen zur weiteren Vorgehensweise kamen von den Wiener Oppositionsparteien FPÖ und ÖVP. „Stadtrat Wiederkehr hat viel zu spät gehandelt“, ärgerte sich der blaue Klubobmann Maximilian Krauss. Die ÖVP will, dass weitere Maßnahmen folgen: „Neben der vollumfänglichen Aufklärung des vorliegenden Falls, einhergehend mit der Klärung der politischen Verantwortung, ist ein Maßnahmenbündel zwingend erforderlich, damit sich derart schreckliche Fälle nicht mehr wiederholen können“, unterstrich Bildungssprecher Harald Zierfuß.
Die Wiener Grünen begrüßten die „aufgrund des Kommunikationsversagens der Stadt Wien“ notwendige Absetzung der Wiener Kindergärten-Chefin. Dies sei jedoch keinesfalls der einzige Schritt, der notwendig sei. „Es muss rasch eine objektive und transparente Aufklärung erfolgen, insbesondere da nun weitere potenzielle Vorfälle und Verfehlungen bekannt wurden“, hielten Gemeinderätin Julia Malle und der Abgeordnete Felix Stadler fest.
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