Die vielerorts herrschende Maskenpause könnte bald wieder enden. Denn die Ansteckungen mit dem Coronavirus werden wieder mehr und die neuesten Prognosen sehen eine Steigerung für die kommende Woche voraus. Die Gründe liegen nahe. Durch häufigere Veranstaltungen und vermehrte Reisetätigkeit um die Feiertage der vergangenen Wochen hat sich das Kontaktverhalten geändert, außerdem geht die Immunität in der Bevölkerung zurück.
Bereits Ende Mai hat sich das Ansteigen der Corona-Neuinfektionen in Österreich abgezeichnet. Das bestätigt sich nun auch in der aktuellen, am Mittwoch bekannt gewordenen, Covid-Prognose. Das Konsortium erwartet für die kommende Woche eine weitere Zunahme der Fallzahlen.
Die effektive Reproduktionszahl ist mit 1,05 wieder über 1, der Anteil der Virusvarianten BA.4/5 steigt weiter und liegt derzeit bei 16 Prozent. Diese infektiösere Sub-Variante hat bereits eine Reproduktionszahl von 1,44.
Zurückgehende Immunität und Maßnahmenende
Das Mittwochsupdate der Modellrechner von TU Wien, MedUni Wien und Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) rechnet für kommenden Mittwoch mit einer Sieben-Tage-Inzidenz im Bereich von 246 bis 405 Fällen je 100.000 Einwohner, als Mittelwert werden 307 Fälle angenommen. Die geringste Inzidenz wird in Steiermark (120-200) und die höchste Inzidenz in Wien (400-660) erwartet. Aktuell liegt die Inzidenz bei 220. Am 15. Juni rechnen die Experten mit einem Mittelwert von knapp 4.000 täglichen Neuinfektionen.
Laut den Experten wurde der neuerliche Anstieg aufgrund der zurückgehenden Immunität der österreichischen Bevölkerung - die BA.2-Immunitätsrate wird aktuell auf 61 Prozent geschätzt - zwar länger erwartet, die Geschwindigkeit der aktuellen Trendumkehr könne aber nicht allein dadurch erklärt werden. Im Detail stieg die effektive Reproduktionszahl in den vergangenen zehn Tagen gemäß AGES von 0,83 (25.05.2022) auf 1,05 (4.6.2022). Das heißt, 100 Infizierte stecken im Schnitt 105 Menschen mit dem Coronavirus an. Der Anstieg kann laut den Experten auf den Einfluss mehrere Faktoren zurückzuführen sein.
So nimmt eben der Anteil der Virusvarianten BA.4/5 weiter zu. Es kam jedoch auch in Bundesländern mit vergleichsweise niedriger BA.4/5 Prävalenz zu Anstiegen. Durch häufigere Veranstaltungen und vermehrter Reisetätigkeit um die Feiertage der vergangenen Wochen hat sich das Kontaktverhalten geändert, sprich, es finden wieder mehr Kontakte statt. Auch die Lockerungsschritte - das Aus der Maskenpflicht und Schultests - wirkt sich in diese Richtung aus. Die Wissenschafter betonten aber, dass keiner der genannten Erklärungsfaktoren für sich genommen als Ursache für diese Dynamik ausgemacht werden kann.
Wieder mehr Patienten erwartet
Der Wachstumsvorteil der BA.4/5 Varianten gegenüber den vorhergehenden Varianten wird augenblicklich auf rund 50 Prozent geschätzt. Der Varianten-spezifischen Reff beträgt 1,44 (innerhalb von KW 20-22). Das heißt, dass 100 Infizierte 144 weitere Menschen anstecken. Im selben Zeitraum erhöhte sich die effektive Reproduktionszahl von BA.2 von ca. 0,86 auf 0,96, erläutern die Experten.
Die Steigerung wirkt sich auch auf die Spitäler aus, nach den bisherigen Rückgängen rechnen die Experten wieder mit einer Zunahme an Covid-Patientinnen und Patienten, auf Intensivstationen wird weiters mit einer Abnahme von Schwerkranken gerechnet. Die zwei Wochen vorausblickende Belagsprognose geht auf den Normalstationen von einer Zunahme von 479 Patienten am Dienstag auf 539 (Mittelwert) am 22. Juni aus. Auf den Intensivstationen dürfte sich die Zahl der von Infizierten belegten Betten in diesem Zeitraum von 42 auf im Mittelwert 39 verringern. In der Belagsprognose wird nicht zwischen Personen, deren Hospitalisierung kausal auf Covid-19 zurückzuführen ist, und Personen, die ursprünglich aufgrund einer anderen Diagnose hospitalisiert wurden, unterschieden.
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