Wie ein Sommergewitter hörte sich der tosende Applaus der versammelten Tiroler Volkspartei an, als Landeshauptmann Günther Platter am Montag nach seiner Pressekonferenz in der Villa Blanka den Saal betrat. Die ÖVP hatte in den vergangenen zwei Jahren immer wieder bewiesen, wie eng sie - zumindest nach außen - in stürmischen Zeiten zueinanderhält: Je heftiger das Unwetter, desto lauter wird geklatscht. Die Opposition sieht das freilich ganz anders.
Unisono hörte man aus den VP-Bünden, dass die persönliche Entscheidung Platters zu respektieren sei, dass mit Anton Mattle der richtige Kandidat als Nachfolger gefunden wurde und dass eine vorgezogene Wahl im Herbst die richtige Entscheidung sei, weil man so den Tirolern einen monatelangen Wahlkampf erspare.
Es ist bedauerlich, dass der Landeshauptmann geht.
Tirols Wirtschaftsbundobmann NR Franz Hörl
Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler, Obmann des Tiroler Bauernbundes, gab sich über den plötzlichen Rückzug sehr überrascht. „Die bäuerliche Bevölkerung konnte stets auf Platters ehrliche Wertschätzung vertrauen“, so Geisler. Und zum Nachfolger: „Toni Mattle ist ein Teamspieler und daher eine gute Wahl als Nachfolger.“ Tirols Wirtschaftsbundobmann Franz Hörl sagte auf Nachfrage der „Krone“: „Es ist bedauerlich, dass der Landeshauptmann geht.“ Ob Anton Mattle der richtige Nachfolger sei? „Offenbar. Der Landesparteivorstand hat es einstimmig beschlossen“, meinte er kurz und knapp.
ÖAAB-Frontfrau „irritiert und überrascht“
ÖAAB-Landesobfrau Beate Palfrader habe die Entscheidung Platters irritiert und überrascht: „Ich habe sie wehmütig zur Kenntnis genommen. Ich hätte mir gewünscht, dass er die Tiroler Volkspartei in die Wahlen führt. Anton Mattle hat im Parteivorstand verdientermaßen einhellige Zustimmung erhalten.“
Patrizia Zoller-Frischauf, Obfrau des Seniorenbundes, schlug in dieselbe Kerbe: „Der Toni kann Menschen begeistern. Ich bin davon überzeugt, dass die, die ihn noch nicht kennen, ihn ebenfalls lieben lernen werden.“ Die Obfrau der Jungen VP, Sophia Kircher, streut Platter ebenfalls Rosen: „Ich bedanke mich bei Günther Platter insbesondere für sein offenes Ohr, wenn es um die Zukunft der Jugend geht.“
Für die Opposition ist es die „Flucht nach vorne“
„Tirol braucht Stabilität“, meldete sich SPÖ-Obmann Georg Dornauer zu Wort. Die Neuwahlen seien „notwendig geworden“. Die SPÖ sei bereit, Verantwortung zu übernehmen - über den Landeshauptmann oder die ÖVP verlor er kein Wort.
Landeshauptmann Günther Platter geht, aber das System Platter bleibt.
FPÖ-Chef Markus Abwerzger
Die anderen Oppositionsparteien gehen mit Platter hart ins Gericht: „Landeshauptmann Platter geht, aber das System Platter bleibt“, kommentiert Tirols FPÖ-Obmann Markus Abwerzger. „Der angekündigte neue Landeshauptmann Anton Mattle ist ja der sprichwörtliche Politzwilling des scheidenden Landeshauptmannes“, erkannte Abwerzger keine wirkliche Neuerung.
Für NEOS-Boss Dominik Oberhofer ist klar, dass „die wahren Gründe für seinen Rückzug sind, dass seine Partei in einem unfassbaren Parteienfinanzierungsskandal auf Bundes- und Landesebene versinkt“. Er gibt Mattle auf den Weg, in der Parteizentrale „klar Schiff“ zu machen. Und Liste-Fritz-Klubchef Markus Sint sieht in Platters Rückzug die Flucht nach vorne: „Mit Platter verlässt der Kapitän als Erster das sinkende Schiff ÖVP.“ Dennoch sei er für „Arbeiten statt aus parteitaktischen Gründen Neuwahlen“.
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