Bis heute führt kein Güterweg ins Gadental, wodurch seine Ursprünglichkeit erhalten blieb. Das Europaschutzgebiet beeindruckt mit einer Vielzahl an Naturlebensräumen.
Schroffe Felsen und steile Berggrate umgeben Wälder und Wiesen des Gadentals. Die facettenreiche Landschaft bildet die Grundlage für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt. Das Wort „Gaden“ stammt aus dem Althochdeutschen und bezeichnet einen umschlossenen Raum oder eine Kammer. Und tatsächlich ist das Europaschutzgebiet von einer eindrücklichen Bergkulisse umrahmt. Als typisches Gebirgstal ist das Gadental durch Naturgewalten wie Lawinen, Wasserstürze und Steinschlag geprägt.
Tour: mittelschwere Wanderung
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Buchboden, Großes Walsertal
Dauer: ca. 3 bis 3,5 Std.
Anstieg: gut 400 Höhenmeter
Ausrüstung: Schuhe mit guter Profilsohle, eventuell Wanderstöcke, Sonnenschutz, Tagesrucksack mit Jause und Getränk, eventuell Naturführerbuch, Fernglas
Einkehrmöglichkeiten: Café Pension „zum Jäger“ (Buchboden, Mi Ruhetag), Gasthaus Bad Rothenbrunnen (im Juni Mo und Di Ruhetag)
Öffentliche Verkehrsmittel: Rufbus 77a ab Sonntag
Bis heute führt kein Güterweg in das Gebiet, wodurch es ein Stück seiner Ursprünglichkeit bewahren konnte. Entsprechend groß ist die Vielfalt an Lebensräumen. Besonders erwähnenswert sind die in Österreich überaus seltenen Spirkenwälder am Taleingang. Im hinteren Teil weitet sich das Tal. Hier erstrecken sich die noch traditionell bewirtschafteten Alpweiden. Die gewaltige Karsthochfläche des „Diesner Gschröfs“ und die Gipfel der „Schwarzen Wand“ sowie des „Misthaufens“ begrenzen das Tal nach Süden.
Im Gadental hat die Natur noch Vorrang
Bereits seit den 80er-Jahren ist das Gadental ein Naturreservat, in dem auf forstwirtschaftliche Nutzung verzichtet wird. Auf diese Weise sollen aus den naturnahen Wäldern wieder echte Naturwälder werden. Wenn die Bäume ungestört alle Lebensphasen durchlaufen können - von der Keimung bis zum Alterungs- und Absterbeprozess -, dann profitieren auch jene Tier- und Pflanzenarten davon, die sich auf Totholz spezialisiert haben. Dazu gehören beispielsweise Spechte, Fledermäuse sowie verschiedene Insekten und Pilze.
Türkenbundlilie
Die Türkenbundlilie ist in den Alpen in montanen bis subalpinen Höhen bis zu 1500 Metern zu finden. Die winterharte Pflanze bevorzugt nährstoff- und mullreiche Böden in lichten Wäldern, auf Bergwiesen und Grashalden. Der volkstümliche Name „Türkenbund“ rührt wahrscheinlich von der wissenschaftlichen Bezeichnung Lilium Martagon montanum her, wobei martagon auf das türkische Wort martagan zurückgeht. Dieses bezeichnet eine im 15. Jahrhundert neuartige Form des Turbans, an den die Blütenblätter der Pflanze erinnern sollen. Eine andere Theorie bringt die Bezeichnung Martagon mit dem Kriegsgott Mars in Verbindung. Denn in früheren Zeiten glaubten Alchimisten, dass die Pflanze in Zusammenhang mit der Umwandlung von Metallen steht. Da die Zwiebel des Türkenbunds goldgelb gefärbt ist, wird die schmucke Blume im Volksmund auch „Goldwurz“ genannt. Die Blüten der Türkenbundlilie erschienen von Mai bis Juli und duften intensiv nach Zimt. Ihre Farbe reicht von Rosa über Kastanienbraun bis hin zu Purpurrot und Violett. Ihren schweren, süßlichen Duft verströmen sie meist abends und nachts, um so spezialisierte Insekten anzulocken.
Wer eine Wanderung in das Gebiet unternehmen möchte, der startet am besten von Buchboden aus. Vom Wanderparkplatz folgt man zunächst der Ausschilderung in Richtung Bad Rothenbrunnen. Das Traditionsgasthaus mit seiner langen Geschichte ist für sich allein schon einen Ausflug wert. Die Legende besagt, dass einem Hirten an dem Ort, wo die heutige Gastwirtschaft steht, die Muttergottes erschienen ist. Er badete seinen verletzten Fuß daraufhin im rötlich gefärbten Wasser der dort entspringenden Quelle und wurde wieder gesund. Bald darauf wurde ein Badehaus an dem Platz errichtet und man nannte diesen von nun an „roten Brunnen“. Bad Rothenbrunnen ist ein idealer Ausgangspunkt für Spaziergänge, Wanderungen und Bergtouren in allen Schwierigkeitsgraden.
Leichte Wanderung, aber mit knackigen Anstiegen
Das heutige Ziel soll die Gadenalpe sein. Der Weg ist gut markiert, die zu bewältigenden Höhenmeter moderat. Dennoch ist die Tour als mittelschwer kategorisiert, denn immer wieder sind recht steile Anstiege zu meistern und die Strecke führt regelrecht über Stock und Stein. Rechter Hand geht es am Gasthaus vorbei und dann links bergan ins Gadental. Ab nun befindet man sich im Naturschutzgebiet, daher gilt es einige Regeln zu befolgen: Pflanzen jeglicher Art dürfen weder gepflückt, noch ausgegraben oder beschädigt werden. Das Campieren und Fahren mit Fahrrädern ist untersagt, der Wanderer wird zudem darauf hingewiesen, keinen unnötigen Lärm zu erzeugen, um Wildtiere nicht zu stressen.
Der Weg führt nun im ständigen Auf und Ab taleinwärts. Teilweise geben die Sträucher und Bäume beeindruckende Ausblicke hinab ins Tobel frei, wo das Wasser wild schäumend dahinfließt. Nach einem letzten kleinen Anstieg gelangt man in den kühlen Schatten des Waldes. Von der Ferne trägt der Wind das Gebimmel der Kuhglocken heran und bald erreicht man ein Gatter und betritt die Weide der Gadenalpe. Idyllisch und weniger wild wirkt dieser Teil des Gadentals: Kühe und Pferde grasen friedlich auf den weitläufigen Weiden, entlang des Bachufers blühen zahlreiche Wildblumen. Hummeln, Bienen und Schmetterlinge - darunter Schwalbenschwanz und Baum-Weißling - fliegen und flattern geschäftig von einer Blüte zur nächsten. Nach einer gemütlichen Rast geht es wieder denselben Weg retour bis zum Gasthaus Rothenbrunnen. Von dort lohnt es sich, den Weg entlang des Bachbetts bis zum Lutzparkplatz zu wählen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.