Die heftigen Unwetter über Kärnten reißen nicht ab: In der Gemeinde Treffen musste der Zivilschutzalarm ausgelöst werden, in Arriach ertönte ebenfalls etwa um 5.30 Uhr das Signal für eine Warnung. Manche Gebäude wurden bis zum ersten Stockwerk verschüttet. Die Bewohner wurden aufgefordert, in den Häusern zu bleiben, da im Freien Lebensgefahr besteht! Auch in Oberösterreich und der Steiermark kam es zu Blitzeinschlägen und Überflutungen, im Salzburger Lungau wurde zu Mittag ebenfalls Zivilschutzalarm ausgelöst.
Besonders hart getroffen wurden in Kärnten die Bezirke Villach und Villach-Land. „Gemeinden im Gegendtal sind teilweise nicht mehr über die Straßen erreichbar!“, berichtet die LAWZ. Vermurungen, Überschwemmungen und Hagel machen Straßen und Wege unbefahrbar, Bäume sich umgestürzt. Nun muss das Bundesheer ausrücken, um eingesperrten Menschen in jenen Gemeinden zu helfen. „Die Menschen werden angehalten, ihre Häuser nicht zu verlassen und sich, wenn möglich im ersten Stock aufhalten.“ Die Gefahr durch Muren und reißende Bäche sei zu groß.
„In 62 Jahren habe ich sowas noch nie gesehen!“
Bürgermeister Klaus Glanznig ist ebenfalls schon seit 2 Uhr früh für seine Gemeinde im Einsatz: „Ich habe sowas in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Brücken sind weggespült, der Pöllinger Bach ist über die Ufer getreten und überschwemmt Straßen. Es gibt unglaublich viel Hochwasser!“
In Treffen ist es übrigens der Pöllinger Bach, der von der Gerlitzen kommt und bei einer Brücke im Ortszentrum über die B 98 im Bereich der alten Trafik zu einer Verklausung führte. Dadurch wurde die Katastrophe in Zentrum ausgelöst. Glanznig: „Trotz einer gerade erst fertiggestellten Geschiebesperre am Hang der Gerlitzen. Die 15.000 Kubikmeter waren binnen Minuten voll.“ Man habe es dadurch auch immer noch nicht geschafft, sich einen Überblick zu verschaffen.
Ein Vermisster, ein Toter
Einsatzleiter Bezirkshauptmann Bernd Riepan beschreibt die Situation als sehr dramatisch: „Wir haben noch immer keine Möglichkeit in die Klamm zu gelangen! Momentan reparieren wir eine verklauste Brücke!“ Auch von zwei vermissten Personen ist die Rede. „Die Bergrettung suchte mit Suchhunden nach einem Pensionisten, der laut Augenzeugen vermisst wird! Seine Leiche konnte mittlerweile gefunden werden.“ Eine weitere Person soll vermeintlich mit dem Auto in Richtung Klamm unterwegs gewesen sein, als sie von Wassermassen weggespült wurde. Laut Katastrophenschutz-Landesrat Daniel Fellner sind aber schon viele Personen, die als vermisst galten, wieder gefunden.
Landeshauptmann Peter Kaiser bricht seinen Aufenthalt in Brüssel beim Ausschuss der Regionen ab und versucht nach Hause, nach Kärnten, zu kommen.
„So etwas gab es zuletzt 1946“
„Die Menschen sitzen ohne Strom und Wasser in ihren Häusern und sind komplett von der Außenwelt abgeschnitten, warten auf Hilfe. Ab dem Kreisverkehr Treffen ist das Gegendtal gesperrt. Oben kreist der Hubschrauber über das Tal. Autos wurden weggespült, die kleine Brücke in der Einöde weggerissen, genauso wie das E-Kraftwerk Affritz. Murenabgänge und heftige Regenfälle führten dazu, dass der Affritzerbach aus den Ufern getreten ist, so etwas gab es zuletzt im Juli 1946, davon hat mein Vater oft erzählt“, berichtet Heinz Rauter, Anrainer aus Treffen.
Zivilschutzwarnung in Arriach
Auch in Arriach musste eine Zivilschutzwarnung ausgelöst werden, denn auch diese Gemeinde ist von der Umwelt abgeschnitten. Bürgermeister Gerald Ebner aus Arriach: „Katastrophe, alle Bäche sind über die Ufer getreten, alle Straßen weggerissen. Arriach ist von der Außenwelt abgeschnitten und nicht erreichbar. Zivilschutzalarm wurde ausgelöst.“ Man hofft, dass es mittelfristig möglich ist, über Feldkirchen und die Teuchen zuzufahren, aber es ist noch immer nicht absehbar wann. Im Ortsteil Hundsdorf in Arriach sind etwa 150 Menschen ohne Trinkwasserversorgung, denn das Leitungsnetz wurde schwer beschädigt. Beinahe das gesamte Gemeindegebiet soll ohne Stromversorgung sein, das Telefonnetz ist ebenfalls stark eingeschränkt!
„Alle Einsatzkräfte, die wir haben, sind unterwegs. Nur leider sind die Wege in diese Gemeinden versperrt!“, so die LAWZ. Weiters betroffen seien Afritz, die Klamm, Winklern und die Einöde. Die Turracher Straße und die Millstätter Straße sind in gewissen Abschnitten gesperrt. Um die Situation in den Griff zu bekommen, wurde nun ein Krisenstab eingerichtet und das Bundesheer informiert, denn es drohe „Lebensgefahr“.
Neben einigen Straßen ist auch das Bahnschienennetz außer Gefecht. Die Gleisanlagen seien überschwemmt, es wird versucht, einen Schienenersatzverkehr einzurichten.
Polizeihubschrauber unterwegs
Wie die Flugeinsatzstelle Klagenfurt berichtet, ist seit fünf Uhr ein Polizeihubschrauber über den betroffenen Gebieten auf Erkundungs- und Evakuierungstour. „Wir haben derzeit keinen Funkkontakt“, heißt es. Es sei aber von Menschen die Rede, die sich auf Autodächern in Sicherheit gebracht hätten und nun gerettet werden müssen.
Komplettes E-Werk weggerissen!
In der Klamm zwischen Afritz und Einöde würde ein komplettes Kraftwerk der Kelag weggerissen. Bgm. Max Linder (Afritz), der mit der Feuerwehr in der Nacht im Einsatz stand: „Das Gebäude in der Klamm, gleich neben der B98, gibt es nicht mehr. Die Turbinen liegen frei herum. Es ist unvorstellbar, mit welcher Kraft der Arriacher Bach die Klamm verwüstet hat.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.