Österreichs Gasspeicher haben sich zuletzt nicht so rasch gefüllt wie erhofft. Die Angst vor weiteren Ausfällen ist groß, zumal die Pipeline Nord Stream 1 ab 11. Juli einer Wartung unterzogen und dort dann für längere Zeit nichts eingespeist werden wird. Angesichts dieser Warnschüsse hat sich die Bundesregierung am Dienstag zu intensiven Beratungen zurückgezogen. Trotz der angespannten Situation wird aber vorerst nicht die Gas-Alarmstufe ausgerufen.
Österreich bleibt also auf der Frühwarnstufe. Es habe in den vergangenen sieben Tagen zwar eine Delle bei der Einspeicherung gegeben, diese habe sich aber abgeflacht, so Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) nach den Beratungen.
„Bivalenter Betrieb“
Allerdings werde in Kürze eine Verordnung des Energieministeriums dem Nationalrat zur Begutachtung vorgelegt, in dem energieintensive Unternehmen dazu aufgefordert werden, „auf einen bivalenten Betrieb“ umzustellen. Das bedeute, dass neben Erdgas auch andere Energieträger herangezogen werden sollen. „Dabei handelt es sich zumeist um Erdöl“, erklärte die Ministerin. Der Umstieg werde aber nicht angeordnet, lediglich die Schaffung der technischen Voraussetzungen, wurde betont.
Tipps an private Haushalte: „Jetzt vorsorgen“
An die privaten Haushalte erging seitens der Ministerin und des ebenfalls anwesenden E-Control-Vorstands Wolfgang Urbantschitsch der Appell, sich für die nächste Heizsaison vorzubereiten. Dazu zählten unter anderem Wartung von Thermen, Entlüftung von Heizkörpern und das Abdichten von Fenstern. „Eine gut gewartete Therme, freigeräumte Heizkörper können dazu führen, dass man 15 Prozent an Kosten spart“, rechnete Gewessler vor.
Ursache für die niedrigen Einspeicherraten zuletzt waren hohe Gasexporte von Österreich nach Italien, wie aus ersten Analysen hervorging. Österreich hatte am 30. März die Frühwarnstufe - die erste Stufe des dreistufigen Gas-Notfallplans - ausgerufen. Die Alarmstufe werde erst dann ausgerufen, „wenn das Speicherziel für den Herbst akut gefährdet ist“, stellte Gewessler klar.
„Kann nicht prognostizieren, wie Putin sich verhält“
Der nächste große Härtetest für die Energiemärkte wird am 11. Juli und den folgenden Tagen bzw. Wochen erfolgen. Dann stehen nämlich Wartungsarbeiten an der Pipeline Nord Stream 1 an, weshalb diese abgedreht werden muss. Derzeit sei die Versorgung garantiert, allerdings räumte Gewessler auch ein: „Ich kann nicht prognostizieren, wie sich Wladimir Putin verhält.“
Gar keinen Glauben schenkt der Regierung FPÖ-Chef Herbert Kickl, dessen Fraktion aus diesem Grund einen Antrag auf Einberufung des Nationalen Sicherheitsrats gestellt hat. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat diesen nun für Dienstag, 18 Uhr einberufen. „Das ist dieselbe Regierung, die gesagt hat, es wird keine Impfpflicht geben“, meinte Kickl in einer Pressekonferenz. In Wahrheit handle es sich um „reine Schutzbehauptungen“, um Zeit zu gewinnen. Österreich stehe vor einem „energiepolitischen Desaster“.
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