Die SPÖ wittert die Chance, das Kanzleramt zu erobern - und so ist die Umsetzung des eigens geschaffenen Comeback-Plans voll im Gange. Die „Krone“ hatte Einblick in den Comeback-Plan der SPÖ: Wenn der Wechsel gelingt, dann könnten in einer Ampelkoalition erstmals drei Frauen den Ton angeben.
Politische Beobachter erleben gerade ein Déjà-vu. Ähnlich wie 2017 herrscht im Land eine Umbruchstimmung. Damals galt Sebastian Kurz als ein Erneuerer, der den Stillstand durchbrechen kann. Die Roten rieben sich innerparteilich an der Flüchtlingskrise auf. Kurz hingegen feierte sich als Balkanrouten-Schließer.
SPÖ kann sich nur noch selbst ein Bein stellen
Fünf Jahre später herrscht wieder eine Wechselstimmung, die wie damals eine Umkehrung der Kräfteverhältnisse bringen könnte. Sämtliche Umfragen sehen die SPÖ auf Platz eins (zwischen 29 und 31 Prozent), mit Vorsprung vor der ÖVP. Während die Koalition zahlreiche Antiteuerungsmaßnahmen beschließt, wird die Lösungskompetenz jedoch den Roten zugeschrieben.
Fast ereilt einen das Gefühl, die SPÖ könne sich nur noch selbst ein Bein stellen. In der SPÖ-Zentrale wird fieberhaft an der Umsetzung des Projekts Ballhausplatz – genannt „Das Comeback“ – gearbeitet. Dass man nur von der Schwäche der Konkurrenz profitiere, dementieren die Strategen rund um SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner heftig.
Frustrierte ÖVP-Wähler abgezogen
200.000 Wähler habe die SPÖ bereits aus dem Lager der frustrierten ÖVP-Wähler abziehen können. „Die hätten auch ins Nichtwähler-Lager wechseln können“, so SPÖ-Kommunikationschef Stefan Hirsch. Wöchentlich lässt Hirsch die Stimmung abfragen.
SPÖ-Forderung findet Anklang
Wenig überraschend, setzt Rendi-Wagner doch vor allem auf ein Thema: „Teuerung, Teuerung, Teuerung.“ Dazu kommen Gesundheit, Pflege und Energiewende. Man habe das Thema Teuerung früh besetzt und mit einer ebenso simplen wie effektiven Botschaft versehen: „Preise senken“. Entweder über die Senkung der Mehrwertsteuer oder einen Preisdeckel. Das SPÖ-Monitoring zeigt, dass 80 Prozent für eine Mehrwertsteuersenkung sind.
Allerdings liegt in der SPÖ-Forderung, die Energiepreise zu deckeln, auch ein erster Stolperstein für die Roten. Derzeit stöhnen die Wiener über horrende Nachzahlungen der Wien-Energie. „Das könnte für die Erzählung, dass dort, wo die SPÖ regiert, sich der Unterschied zeigt, noch zur Falle werden“, so Politikinsider Thomas Hofer.
Geschlossenheit als Erfolgsfaktor?
Auch an der Kampagne wird in der SPÖ-Zentrale bereits gefeilt. Eine Delegation reiste im Herbst nach Berlin, um den SPD-Wahlkampf zu analysieren. Sie kehrte mit der Erkenntnis nach Wien zurück, dass eine auf Kernthemen fokussierte Kampagne Olaf Scholz ins Kanzleramt hievte. Auch war die Geschlossenheit der SPD im Wahlkampf ein Erfolgsfaktor.
Dieser Punkt ist für die SPÖ eine Vorgabe. Da gibt es den pannonischen Landeskaiser Hans Peter Doskozil, der mit großer Leidenschaft gegen Rendi-Wagner schießt. Ex-Kanzler Christian Kern traut man zu, mit einer neuen Liste anzutreten, auch wenn er das dementiert.
Steuert Österreich in neue Zeiten?
Sollte Rendi-Wagner das Kanzleramt erobern, dann könnte auch eine Ampelkoalition gebildet werden. Gleich drei Frauen würden erstmals den Ton angeben: Neben Rendi-Wagner auch NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger und die grüne Umweltministerin Leonore Gewessler, die als logische Erbin von Werner Kogler gilt. Das wären tatsächlich neue Zeiten.
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