Weil das Geld fehlt, will heuer jeder Dritte den Urlaub zu Hause verbringen. Die Aktion „Sommer im Gemeindebau“ soll Unterhaltung bieten. Doch was halten die Mieter eigentlich davon?
Die Urlaubssaison hat schon gestartet, doch ein Drittel der Österreicher hat laut einer Gallup-Urlaubsumfrage diesen Sommer gar keine Reise geplant! Denn die Teuerungen haben sich natürlich auch massiv auf das Urlaubsbudget ausgewirkt. Die Gründe fürs Zuhause bleiben sind heuer erstmals mehrheitlich finanzieller Natur. Also bleibt nur mehr Urlaub auf Balkonien.
Unterhaltungsprogramm als Problemlöser?
Damit zumindest im Gemeindebau keine Langeweile aufkommt, gibt es wieder ein buntes Unterhaltungsprogramm. Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál (SPÖ): „Allen Wienern, die den Sommer zu Hause verbringen, machen wir ein tolles vielfältiges Angebot. Der ,Sommer im Gemeindebau 2022‘ bietet die Möglichkeit, kostenlos neue Hobbys zu entdecken und sich weiterzubilden.“
Ich arbeite als Hausbetreuerin. Eine Reise ins Ausland ist für mich heuer dennoch nicht drinnen. Die Aktion findet ich aber gut und vielleicht nehme ich sogar selbst daran teil. Wenn es die Zeit zulässt. Ich habe sieben Enkel, also fad wird mir bestimmt nicht nicht!
Monika K.
Die Bandbreite reicht von Unterhaltung und Sport bis zu Bildung. Ein Schwerpunkt liegt diesmal auch auf Aktionen für Frauen und Kinder.
Was halten die Mieter davon?
Bei all dem Eigenlob der Stadt für die Aktion - was halten eigentlich die Gemeindebaubewohner davon? Immerhin gibt es in etlichen Häusern große Probleme, wie Lärm, Schmutz und dringend benötigte Sanierungen. Da ist das Schachturnier eher nebensächlich.
Für mich geht sich heuer leider kein Urlaub aus und daher bleibe ich zuhause. Das Angebot der Stadt ist für Alleinstehende sicher eine tolle Möglichkeit, ich werde es aber eher nicht in Anspruch nehmen.
Ioannis W.
Vor allem, wenn man wie Gerhard F. seinen Job verloren hat, aber sechs Kinder versorgen muss. Ilona W. verband mit „Sommer im Gemeindebau“ bis dato eher schweißtreibende Nächte wie in der Wüste aufgrund der desolaten Fenster.
Ich habe es jetzt daheim wieder sehr schön und gemütlich, auch weil ich endlich neue Fenster bekommen habe. Das freut mich sehr. Wenn mir die Decke auf den Kopf fällt, treffe ich meine Nachbarn im Hof.
Ilona W.
Ich bin seit ein paar Monaten arbeitssuchend. Die finanzielle Situation ist schwierig. Außerdem leben sechs von meinem sieben Kindern noch zuhause. Verreisen war für heuer wirklich nicht möglich.
Gerhard F.
Freiheitliche üben heftige Kritik
Kein gutes Haar an der Sommeraktion der Stadt Wien lassen auch die Freiheitlichen. „Der Versuch, den Menschen eine gekünstelte Wohlfühlatmosphäre vorzugaukeln, ist der reinste Hohn! Die Mieter leiden unter steigenden Mieten, einer Energiekosten-Explosion, fehlenden Sanierungen und sinkender Wohnqualität. Es wäre daher ehrlicher, die Aktion ,Wie kommen wir durch die Krise?‘ zu initiieren“, sagt FPÖ-Wohnombudsmann Michael Niegl zur „Krone“.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.