Die Gastronomie klagt über Mitarbeitermangel. Schuld sind (auch) schwarze Schafe, die die Angestellten unfair behandeln. Der „Krone“ wurde ein solcher Vertrag zugespielt.
Für viele ist der erste Job im Leben in der Gastronomie, etwa als Student. Und während die meisten dabei auch gute Erfahrungen machen, gibt es nach wie vor einige wenige schwarze Schafe in der Branche. Das hat in jüngerer Vergangenheit vor allem die Pandemie gezeigt. Zahlreiche Mitarbeiter haben gekündigt.
Christina Ritter hat der Branche bereits 2016 den Rücken gekehrt, nachdem sie durch den Job krank wurde. Sie sagt: „Es ist kein Job, den man auf Dauer machen will oder kann. Man muss fast jedes Wochenende, zu Tages- und Nachtzeiten, arbeiten. Der Verdienst ist für diese Leistung nicht gerade der beste.“ Sie habe mit 1650 Euro brutto begonnen - „und das mit einer abgeschlossenen Lehre“. Es gebe auch keine Planbarkeit, Überstunden würden erwartet und oft nicht bezahlt, Zeitausgleich sei „so gut wie unmöglich“.
Man bekommt den Dienstplan für die nächste Woche erst am Donnerstag davor. So verliert man seinen Rhythmus komplett. Überstunden werden erwartet. Ich habe nie auch nur einen Cent dafür gesehen. Und sich Zeitausgleich zu nehmen, ist so gut wie unmöglich. Es gibt daher auch eine hohe Fluktuation bei den Mitarbeitern.
Christina Ritter (30)
Kein Urlaubsgeld, kein bezahlter Krankenstand
Das Gastgewerbe liegt auch seit Jahren auf Platz eins, was die persönlichen Beratungen in der Arbeiterkammer betrifft. Löhne werden zu gering, zu spät oder gar nicht ausbezahlt. Es gibt kein Urlaubsgeld, keinen bezahlten Urlaub oder Krankenstand. Auch die Ruhezeiten können oft nicht eingehalten werden. Manche bekommen nicht einmal einen Lohnzettel ausgehändigt.
Oder es wird ihnen ein Knebelvertrag vorgelegt, wie jener, der der „Krone“ zugespielt wurde. Für die befristete Stelle als Abwäscher muss der Arbeitnehmer zustimmen, 35 Überstunden im Monat zu übernehmen. Dafür gibt es eine Pauschale, die ihm jedoch bei Nichterfüllen weggenommen wird.
Sonderklauseln nehmen versteckt alle Rechte
„Das ist per se zwar nicht illegal, aber höchst bedenklich“, heißt es von der Gewerkschaft vida. Ebenso, dass (mindestens) 420 Überstunden pro Jahr geleistet werden müssten. Zahlreiche Sonderklauseln im Vertrag nehmen dem Arbeitnehmer weitere Rechte. So muss er einer Konventionalstrafe in Höhe eines halben Bruttolohnes zustimmen, wenn er ohne gewichtigen Grund vorzeitig kündigt. Als solcher gewichtiger Grund zählt nicht einmal, wenn das eigene Kind schwer krank wird.
Faire Bezahlung
„Wenn mit den Kollegen nicht korrekt umgegangen und fair bezahlt wird, kann es keine Mitarbeiter geben“, sagt Berend Tusch von der vida. Solche Praktiken sind zwar nicht an der Tagesordnung, aber für die ganze Branche Gift.
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