Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie und insbesondere des Ukraine-Kriegs sind bereits mitten im Alltag der Menschen angekommen. Laut Statistik Austria erreichte die Teuerung im Land mit 8,7 Prozent gar den höchsten Wert seit 47 Jahren. Doch auch die gesamtwirtschaftliche Lage dürfte in nächster Zeit keinen wirklichen Aufwind bekommen - laut aktueller Prognose setzt es für die Wirtschaftsleistung nämlich über Jahre hinweg einen ordentlichen Dämpfer. Ein mögliches Ausbleiben von Gaslieferungen könnte den Effekt noch weiter verschlimmern.
Das geht aus der aktuellen Mittelfristprognose des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) für 2022 bis 2026 hervor. Heuer wächst das Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch um 4,3 Prozent, in den vier Jahren danach aber nur noch um die 1,5 Prozent, also um rund zwei Drittel schwächer.
Bereits ab der zweiten Jahreshälfte 2022 schwächen sich die Aussichten markant ab, heißt es in der Prognose. Für 2023 wird aktuell ein BIP-Zuwachs von nur noch 1,6 Prozent geschätzt - das ist um einen halben Prozentpunkt weniger als das WIFO noch im März erwartet hatte.
Inflation erreicht höchsten Wert seit 47 Jahren
Die wenig optimistischen Aussichten treffen dabei auch ein neues Inflations-Hoch. Erneute Preisschübe bei Treibstoffen, Nahrungsmitteln, Haushaltsenergie und in der Gastronomie haben die Inflation im Juni auf 8,7 Prozent schnellen lassen. Das ist die höchste Teuerungsrate seit 47 Jahren.
Besonders spürbar war der Preisanstieg auch beim wöchentlichen Einkauf. Der Miniwarenkorb, der neben Nahrungsmitteln und Dienstleistungen auch Treibstoffe enthält, ist im Jahresvergleich um fast 19 Prozent gestiegen.
Höhepunkt bei Teuerung bald erreicht?
Doch für den Fall, dass es „über den Winter nicht genug Gas gibt“, hatte WIFO-Chef Gabriel Felbermayr für 2022 kürzlich bei einer Diskussionsveranstaltung in Berlin sogar eine doppelt so hohe Inflationsrate als Möglichkeit in Aussicht gestellt. In diesem Ernstfall drohe dann letztlich auch eine Rezession.
In den Jahren darauf soll sich die Teuerung den Prognosen des WIFO von heute, Dienstag, zufolge auf 5,3 Prozent (2023) und dann weiter auf 3,5 Prozent (2024) bzw. 2,7 Prozent (2025) und 2,5 Prozent (2026) deutlich beruhigen.
Der Ukraine-Krieg und die Pandemie „verstärken und verlängern den bereits seit 2021 globalen beobachtbaren kräftigen Preisauftrieb massiv“, hielten die Wirtschaftsforscher in ihrem Update der mittelfristigen Prognose der österreichischen Wirtschaft 2022 bis 2026 fest.
Reallohnverlust von vier Prozent
Der Arbeitsmarkt sollte sich derweil relativ stabil entwickeln, mit einer Arbeitslosenrate von 6,3 Prozent 2022 und 2023, einem geringfügigen Rückgang auf 6,2 Prozent in den Jahren 2024 und 2025 sowie auf 6,1 Prozent im Jahr 2026. Ab 2023 beträgt der durchschnittliche Zuwachs der Beschäftigung den Konjunkturexperten zufolge 0,9 Prozent pro Jahr.
Die Arbeitnehmer in Österreich sind heuer mit einem Reallohnverlust pro Kopf von fast 4 Prozent konfrontiert. Insbesondere aufgrund der um etwa ein Jahr verzögerten Anpassung der Löhne an die Inflation und des Rückgangs der Inflation im Prognosezeitraum würden die Reallöhne von 2023 bis 2026 „voraussichtlich um 1,3 Prozent bis 0,5 Prozent pro Jahr steigen“, wenn auch mit einer rückläufigen Tendenz. Für die nominelle Bruttolohn- und Gehaltssumme ergebe sich aus der Entwicklung der Beschäftigung, der Reallöhne pro Kopf und der Inflation ein abnehmender Zuwachs von 7,8 Prozent (2023) auf 3,8 Prozent im Jahr 2026.
Entlastungsmaßnahmen schon berücksichtigt
Die Prognose berücksichtigt bereits den Angaben zufolge das Inkrafttreten der ökosozialen Steuerreform 2022/2024 zum 1. Jänner 2022, die drei Maßnahmenpakete zur Abfederung des Kaufkraftverlustes durch die hohe Inflation sowie zusätzliche Ausgaben für die Versorgung von Flüchtlingen aus der Ukraine.
Durch die Mindereinnahmen bzw. höheren Ausgaben der öffentlichen Hand fällt 2022 das Budgetdefizit laut WIFO mit 3 Prozent des nominellen BIP um gut einen halben Prozentpunkt höher aus als noch im März erwartet. Durch den Ausgleich der kalten Progression ab dem Jahr 2023 verstärken sich die Einnahmeausfälle.
Ausblick dennoch positiv
Die vorliegende mittelfristige Prognose geht von einem - relativ - positiven Szenario aus. So seien für Österreich und die wichtigsten Handelspartner wie etwa China ab dem zweiten Halbjahr 2022 keine weiteren nennenswerten Beschränkungen der wirtschaftlichen Aktivität aufgrund der COVID-19-Pandemie unterstellt. Weiters basiert die Prognose auf der Annahme, dass die Erdgas- und Rohöllieferungen aus Russland bzw. Kasachstan „nicht dauerhaft eingeschränkt werden“.
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