Nach der Wahlniederlage im Vorjahr zieht Michael Ehmann jetzt die Konsequenzen und übergibt den Parteivorsitz. Die einst mächtige Partei braucht eine Neuorientierung. Wer die besten Chancen als Nachfolger hat.
Paukenschlag in der politischen Urlaubszeit: Wie die „Krone“ erfuhr, wird der Chef der Grazer SPÖ, Michael Ehmann, schon nach dem Sommer den Vorsitz der Stadt-Roten abgeben! Kolportiert wird, dass der 47-Jährige zu Herbstbeginn, wahrscheinlich im Oktober, in dieser Funktion zurücktritt.
„Ja, ich übergebe dann den Parteivorsitz geschäftsführend“, bestätigt Ehmann der „Krone“. „Ich werde beim nächsten Parteitag nicht mehr antreten.“ Klubchef bleibt der Grazer noch bis ins kommende Jahr.
Besonnener Politiker geht
Mit Ehmann geht ein besonnener Politiker aus dem Amt, der die jahrelang von Krisen gebeutelte und von Machtkämpfen zerrissene Grazer SPÖ wieder in ruhige Fahrwasser gebracht hat. Nach dem Ende der Ära Stingl ging’s mit den Genossen sukzessive bergab. Peinlicher Höhepunkt war die Fehde zwischen Wolfgang Riedler und Elke Edlinger, die sich auf offener Bühne einen harten Machtkampf um die Parteiführung lieferten. Am Ende mussten beide Politiker den Hut nehmen.
Nach dem überraschenden Rücktritt von Martina Schröck im Jahr 2016 übernahm Ehmann das Ruder als neunter (!) roter Obmann seit 2003. Er gilt bei den Genossen als unaufgeregter Ruhepol, der bei Verhandlungen dennoch immer wieder auf den Tisch haut. Sein Ziel, wieder als Stadtrat in das Grazer Rathaus einzuziehen, verfehlte er denkbar knapp, mischt aber als Teil der Grazer Koalition mit Elke Kahr (KPÖ) und Judith Schwentner (Grüne) mit. Jetzt muss die SPÖ wieder auf Obmann-Suche gehen.
Wer hat die besten Karten auf Nachfolge?
Anna Robosch, junge Gemeinderätin und in den sozialen Medien umtriebig, sagt man nach, den Zug zum Tor zu haben. Jedoch dürfte sie sich mit ihrer Regenbogen-Mal-Aktion am Hauptplatz-Brunnen selbst ins Out geschossen haben.
Bettina Vollath: Die Ex-Landesrätin und jetzige EU-Abgeordnete übernahm schon einmal interimistisch die Parteiführung.
Gute Chancen hat laut Insidern auch Gemeinderätin Daniela Schlüsselberger. Im Kandidatenkreis ist zudem ihr Kollege Manuel Lenartitsch. Allerdings dürfte für den Polit-Neuling der Schritt noch zu früh kommen
Heißer Tipp: Landesrätin Doris Kampus
Ein heißer Tipp ist aber auch Landesrätin Doris Kampus, die als Frauen-Vorsitzende der SPÖ Graz Hausmacht hat und aktuell als Michael Ehmanns Stellvertreterin fungiert.
Ehmanns Zukunft offen
Was könnte der scheidende Parteichef jetzt machen? Der Ex-Nationalratsabgeordnete ist bestens vernetzt, sehr erfahren und in der Gewerkschaft fest verankert. Es dürfte für Michael Ehmann also auf gewerkschaftlicher Ebene weitergehen. Und dann gibt es noch das Aufsichtsratsmandat bei der Holding Graz, das er wahrscheinlich behalten wird.
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