Dramatischer Appell: Pensionierung löst schon bald Lehrernotstand aus. In unserem Schulsystem gilt prinzipiell: Wenn auch nur ein Kind einer Klasse katholischen Religionsunterricht braucht, wird der auch angeboten - in welcher Form und Gruppenkonstellation auch immer. „Wir lassen kein Kind allein“, bestätigt Andrea Pinz, Leiterin des Erzbischöflichen Amtes für Schule und Bildung.
Ein anderes Thema treibt ihr dagegen weit größere Sorgenfalten auf die Stirn. Denn geht es weiter wie bisher, steuert das österreichische Schulsystem - was den Religionsunterricht betrifft - auf einen Lehrernotstand zu. „Die Herausforderung sind nicht die Kinder, sondern die anstehende Pensionierungswelle“, so Pinz gegenüber der „Krone“.
Die Zahlen, die sie parat hält, sind alarmierend. Österreichweit versehen 6900 Religionspädagogen ihren Dienst an der Schultafel. 2800 von ihnen sind zwischen 51 und 60 Jahren alt, 780 sogar über 60 Jahre. Die Folgen: In den kommenden Jahren gehen Tausende von ihnen in Pension. Was kein Problem wäre, doch der Nachwuchs ziert sich. Nur 300 bis 350 Absolventen verlassen pro Jahr die Hochschulen, ein großer Teil davon möchte Teilzeit arbeiten. Die Gründe sind vielfältig: So sei das Image kirchlicher Berufe nicht besonders hoch, weiß Pinz. Auch der Unterricht in Coronazeiten war kein Lockmittel.
In Wien sehen die Zahlen nicht besser aus. Von 1450 Lehrern ist mit 820 mehr als die Hälfte älter als 50. Besonders trifft es dabei übrigens die Volksschulen. Man arbeite mit Hochdruck daran, die Pensionswelle abzufedern und genügend Lehrer zu finden.
Quereinstieg für Lehrer wird ab Herbst leichter
Sogar Quereinsteigern wird mit dem Hochschullehrgang „Religion unterrichten in der Primarstufe“ ab dem Wintersemester 2022/23 der Umstieg erleichtert. Kurzfristig sei es jedoch unausweichbar, so Pinz, Religionsgruppen gemeinsam zu unterrichten oder das Fach als Blockunterricht anzubieten. Eines will sie jedenfalls mit aller Kraft verhindern: „Dass auch nur ein Kind keine Religionsstunde hat.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.