Häupl im Interview

“Viele FPÖ-Wähler wollen Strache nicht als Kanzler”

Österreich
04.08.2011 17:50
Hohe Wellen hat das Urteil gegen den Kärntner Landeshauptmann-Vize Uwe Scheuch geschlagen. Die "Krone" befragte dazu und auch zu den Kanzlerambitionen von Heinz-Christian Strache Wiens Bürgermeister Michael Häupl. Das SPÖ-Politschwergewicht glaubt jedenfalls, dass viele Sympathisanten der FPÖ "Strache nicht als Kanzler wollen".

Häupl vergleicht das mit dem ehemaligen FPÖ-Chef Jörg Haider, den "ebenfalls die meisten seiner Anhänger als Hecht im politischen Karpfenteich von SPÖ und ÖVP gesehen haben". Häupl: "Kritik und scharfe Opposition ja, das heißt aber nicht, dass eine Kanzlerschaft erwünscht ist."

Zweifel an ÖVP-FPÖ-Koalition
Was eine mögliche Koalition der Spindelegger-ÖVP mit Strache betrifft (Spindelegger schließt diese Konstellation ja nicht aus, Anm.), so gibt Häupl zu bedenken, dass viele in der ÖVP eine solche nicht gutheißen würden. Häupl: "Vor allem im städtischen Bereich gibt es viele ÖVP-Sympathisanten, die für eine ordentliche Wirtschaftspolitik sind, die für Weltoffenheit plädieren und die mit dem Rabaukentum der Freiheitlichen nichts zu tun haben wollen."

Zum drakonischen Urteil gegen den Kärntner Landeshauptmann-Vize und FPK-Chef Uwe Scheuch will Häupl "nichts sagen, weil ich Gerichtsurteile prinzipiell nicht kommentiere". Eines kann sich der Wiener Bürgermeister allerdings nicht verkneifen, indem er meint: "Man stelle sich nur vor, das wäre ein Sozialdemokrat gewesen, was es dann für einen Höllenlärm von den Freiheitlichen gegeben hätte."

"Ein Skandal, wie die Justiz attackiert wird"
Als einen noch größeren Skandal als den Fall Uwe Scheuch sieht Wiens Bürgermeister allerdings die "blindwütigen Attacken" gegen die Justiz und einen unabhängigen Richter. Das sei "eine Missachtung einer Institution des Staates", und das gehe "entschieden zu weit".

Was die Verleihung von Staatsbürgerschaften in Wien anbelangt, so habe es Interventionen von seiner Seite "nie gegeben". Über die Verleihung der Staatsbürgerschaft vor der Zeit, etwa an Sportler oder Künstler, würde nur auf Bundesebene entschieden.

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