Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ist kürzlich mit einem Fake-Anruf hinters Licht geführt und im Glauben gelassen worden, mit Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko zu telefonieren. Wie berichtet, bekannte sich das russische Comedy-Duo Vladimir Krasnov und Alexei Stolyarov - bekannt unter dem Namen Wowan und Lexus - zu den Fake-Telefonaten. Nun wurde ein Video des Anrufs beim Wiener Bürgermeister auf einer russischen Website veröffentlicht - unter diesem Link finden Sie eine Version mit deutschen Untertiteln.
Nicht nur Ludwig, sondern gleich mehrere europäische Bürgermeister waren von dem Duo in die Falle gelockt und in dem Glauben gelassen worden, sie würden mit Vitali Klitschko telefonieren. Betroffen waren etwa die Bürgermeister von Berlin, Budapest, Madrid und Warschau.
Falscher Klitschko nicht von allen durchschaut
Durchschaut wurde der falsche Klitschko nicht von allen. So glaubte sich auch Ludwig Vitali Klitschko gegenüber. Von der Stadt Wien hieß es nach Bekanntwerden des Fake-Anrufs: „Es gab keine Indizien dafür, dass das Gespräch nicht mit einer realen Person geführt wurde.“
Am Dienstag wurde nun ein Mitschnitt des Videos, das den Fake-Anruf bei Ludwig zeigt, auf dem russischen Videoportal Rutube veröffentlicht. Die Aussagen, die der falsche Klitschko dabei im Gespräch mit dem Wiener Bürgermeister trifft, zielen jedenfalls darauf ab, den Stadtchef aus der Reserve locken. „Sie haben auch viele, die für Putin sind und sich in Österreich verstecken“, die nicht gegen das Regime seien. „Hier liegt das Problem.“
Ludwigs Miene lässt dabei tief blicken, in der Folge versucht er jedoch zu relativieren: „Ja, es gibt einige mit großen Autos und Häusern, aber es sind nicht sehr viele. Es sind reiche Leute, aber von ihnen gibt es nicht so viele in Wien.“
Das lässt der falsche Klitschko jedoch nicht gelten, sondern legt weiter nach: Man solle sie finden und ihnen die Immobilien wegnehmen. „Diese sollten dann die Ukrainer bekommen. Das ist die richtige Einstellung - das ganze Geld den Ukrainern zu geben.“ Als Ludwig die Europäische Kommission ins Spiel bringt, die eine Entscheidung darüber zu treffen habe, entgegnet der falsche Klitschko: „Vielleicht sind Sie also ein prorussischer Bürgermeister?“
„Wir verteidigen Putins Regime nicht. Unser Rathaus schmückt die ukrainische Flagge“, so Ludwig. „Ein Bürgermeister hat nicht die Möglichkeit, Oligarchen ihre Immobilien wegzunehmen.“ Auch Geld oder Waffen könne man nicht schicken, „da wir ein neutrales Land sind, daher ist das nicht möglich“.
„Hände in die Luft“
Ludwig wird danach auch noch aufgefordert, die Hände in die Luft zu strecken und zu sagen, dass er für die Ukraine ist - Slawa ukraine. Das lehnt der Bürgermeister ab, entgegnet, dass Österreich jeden Tag zeige, dass es für die Ukraine sei. Der Aufforderung, den Ukraine-Wimpel auf dem Tisch in die Höhe zu halten, kommt er nach - wenn auch nur kurz.
„Klitschko“: Ich danke Ihnen sehr herzlich und bin sehr froh, dass Sie unsere Bürger weiterhin unterstützen wollen. Wie viele Flüchtlinge sind Ihrer Einschätzung nach gerade in Wien?
Ludwig: Es sind meiner Einschätzung nach zirka 70.000 aus der Ukraine in Österreich und 30.000 in Wien. Es ist sehr interessant, dass sich unsere Staaten aus historischer Sicht sehr nah sind. Die Ukrainer und die Österreicher eint eine gemeinsame Geschichte.
„Klitschko“: Aber ich denke, dass bei euch [in Österreich] auch viele Putin unterstützen und sich in Österreich verstecken. Sie haben nichts gegen Putins Regime, sie sind sogar dafür. Das ist ein Problem.
Ludwig: Ja, es gibt einige mit großen Autos und Häusern, aber es sind nicht sehr viele. Es sind reiche Leute, aber von ihnen gibt es nicht so viele in Wien.
„Klitschko“: Ich denke, dass man sie finden und ihnen die Immobilien wegnehmen muss. Die Immobilien sollten dann die Ukrainer bekommen. Das ist die richtige Einstellung - das ganze Geld den Ukrainern zu geben.
Ludwig: Das ist ein großes Problem nicht nur für Wien, sondern für die gesamte Europäische Union. Diesbezüglich ist die Europäische Kommission aufgerufen, eine Entscheidung zu treffen.
„Klitschko“: Vielleicht sind Sie also ein prorussischer Bürgermeister? Kennen Sie Bandera [ukrainischer Nationalist]? Vielleicht wäre es besser, ein Festival zu Ehren Banderas zu veranstalten und den Russen zu zeigen, wer Sie in Wahrheit sind. Das könnte man in der Wiener Staatsoper machen.
Ludwig: Bandera???
„Klitschko“: Bandera.
Ludwig: Wir haben in den letzten Wochen viele Festivals und Konzerte veranstaltet, u. a. auch im Rathaus, eine Ausstellung österreichischer und ukrainischer Künstler. Diese Veranstaltungen haben Hunderttausende Leute besucht und damit ihre Solidarität mit dem ukrainischen Volk zum Ausdruck gebracht. Also, was meinen Sie, wenn Sie sagen, dass ich ein Bürgermeister von Putin und Russland bin? Ich verstehe die Frage nicht.
Ludwig: Wir verteidigen Putins Regime nicht. Unser Rathaus schmückt die ukrainische Flagge. Ein Bürgermeister hat nicht die Möglichkeit, Oligarchen ihre Immobilien wegzunehmen. Wir haben der Ukraine 0,5 Millionen Euro geschickt. Wir können der ukrainischen Armee kein Geld oder Waffen schicken, da wir ein neutrales Land sind, daher ist das nicht möglich.
„Klitschko“: Ich sehe kein Geld, ich sehe kein Geld. Wir brauchen unbedingt sofort Geld.
Übersetzung: Angelika Eliseeva, krone.tv
Klitschko: „Passt bitte künftig auf“
Nach Bekanntwerden der Fake-Anrufe hatte sich übrigens auch der echte Vitali Klitschko via Twitter zu Wort gemeldet: Es habe sich in Europa ein falscher Klitschko gemeldet, der „absurde Dinge von sich gegeben hat“. „Passt bitte künftig auf“, warnte er. Zudem brauche er „nie einen Übersetzer“, stellte Kiews Bürgermeister in der Videobotschaft auf Deutsch klar.
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