Im August 2002 kämpfte Salzburg gegen eine Hochwasserkatastrophe. Auch die Landeshauptstadt wurde von den Fluten heimgesucht. Die Bilder der gekenterten „Amadeus“ gingen um die Welt. Der damalige Chef der Freiwilligen Feuerwehr erinnert sich im Gespräch mit der „Krone“ zurück an einen sehr prägenden und anstrengenden Einsatz.
Ein kräftiges Mittelmeertief, ohnehin schon feuchte Böden und eine hohe Schneefallgrenze: Das war die verhängnisvolle Kombination, die vor genau 20 Jahren nicht nur für Bilder sorgte, die um die Welt gingen, sondern auch die Existenz vieler Salzburger bedrohte.
Ich bin damals mit dem Rad von der Wetterzentrale an die Salzach gefahren. Der Anblick war furchtbar, aber er deckte sich mit unseren Prognosen.
ZAMG-Meteorologe Bernhard Niedermoser
Vor allem in der Nacht auf den 12. August prasselte heftiger Regen nieder und ließ nicht nur die Zuläufe, sondern auch die Salzach auf bislang unbekannte Ausmaße anschwellen.
Besonders ein Motiv hat sich bei vielen Salzburgern eingebrannt. Das Salzach-Schiff „Amadeus“ kenterte nur rund drei Monate nach seiner Jungfernfahrt. Die Verankerung hielt dem Durchfluss von 2300 Kubikmetern Wasser pro Sekunde und einem Pegelstand von rund 8,25 Metern nicht stand. „Uns war klar, dass die Amadeus nicht abtreiben darf. Die Lehenerbrücke hätte sonst womöglich großen Schaden genommen“, erinnert sich Walter Kittl. Für den Zivilingenieur und langjährigen Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr war der Einsatz merklich einer der prägendsten in seiner langen Blaulicht-Karriere.
„Es war sehr bedrohlich. Wenige Zentimeter mehr und die Altstadt wäre überflutet worden.“ In Teilen der Stadt, wie etwa der Strubergasse, stand das Wasser 75 Zentimeter hoch.
Auch die Uferbereiche in Josefiau und Herrnau wurden schwer getroffen. Damit nicht genug: Man hatte auch die Sorge, dass der Damm in Lehen aufgrund einer Überfeuchtung brechen könnte, erklärt Kittl.
Hunderte überflutete Keller, Sandsack-Schleppen und das ständige Bangen ob des Salzach-Pegelstandes. All das ging der Mannschaft von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr an die Substanz.
Wir waren am Ende unserer Kräfte. Es kamen aber ständig neue Alarme. Schlimm war, dass wir lange nicht wussten, wie die Sache ausgehen würde.
Ex-Feuerwehrchef und Zivilingenieur Walter Kittl
„Für uns war die Situation aufreibend. Die Leute waren am Ende ihrer Kräfte, schließlich standen wir zuvor schon tagelang im Dauer-Einsatz“, berichtet Kittl. Verletzt wurde in der Stadt Salzburg glücklicherweise keiner von ihnen.
Aus dem Jahrhundert-Einsatz nahm die Feuerwehr laut Kittl vor allem eines mit: „Einen neuen Ausbildungs- und Einsatzschwerpunkt. Und auch die Erkenntnis, dass die Salzach über Nacht zu einem reißenden Gebirgsfluss werden kann.“
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