In Kindergärten

15.000 Euro Prämie für Neulinge sorgt für Unmut

Steiermark
24.08.2022 21:34

Nach Protesten und angesichts drohender Schließungen hat das Land Steiermark ein Maßnahmen-Paket für Kindergärten und -krippen geschnürt. Doch unter den Betroffenen brodelt es weiter - gerade wegen der hohen Prämie für Maturanten, die direkt in den Job wechseln.

„Der Frust ist groß!“ Die Leiterin einer Grazer Kinderkrippe beschreibt so die aktuelle Stimmung bei ihr und vielen Kolleginnen. Vor einer Woche präsentierte das Land ein erstes Maßnahmenpaket für die von Personalnot gebeutelte Elementarpädagogik, „doch die Rahmenbedingungen in den Kinderkrippen ändern sich nicht“. Dort ist, im Gegensatz zu Kindergärten, keine Reduktion der maximalen Gruppengrößen angedacht.

Am Mittwoch haben sich daher mehrere Kindergarten- und Kinderkrippenleiterinnen getroffen, um das neue Paket zu besprechen. Sie repräsentieren nach eigenen Angaben etwa 160 Mitarbeiter. „Einige Maßnahmen sind super“, lobt Karin Farkas, eine der Initiatorinnen, etwa die geplante Gruppenverkleinerung in Kindergärten, die Verlängerung des Personaldispens und gestaffelte Kinderkrippen-Tarife in der ganzen Steiermark.

Das Maßnahmen-Paket

  • Bafep-Absolventen, die heuer in den Beruf einsteigen und sich für drei Jahre verpflichten, erhalten eine einmalige Prämie über 15.000 Euro.
  • Das Land vergibt auch ein Stipendium über 15.000 Euro an Betreuerinnen, die ein Kolleg für Elementarpädagogik absolvieren.
  • Der Personaldispens wird verlängert: Gemeint ist damit, dass Betreuerinnen mit bestimmten Fachausbildungen nach einem kurzen Kurs auch als Pädagoginnen eingesetzt werden können.
  • Die maximale Gruppengröße in Kindergärten soll ab Herbst 2023 bis 2028 sukzessive von 25 auf 20 sinken.
  • Steiermark-weit soll es eine soziale Staffelung bei den Kinderkrippen geben: Die Höhe der Beiträge richten sich nach dem Einkommen der Eltern.
  • Durch eine Überschneidung des Personaleinsatzes für zumindest eine Stunde in der Mittagszeit soll eine bessere Dienstübergabe gewährleistet sein.
  • Vielfach kritisierte bürokratische Vorgaben sollen überprüft werden - vieles wird aber vom Bund festgelegt.
  • Praktika während der Bafep-Ausbildung sollen attraktiver werden: durch 1000 Euro Förderung (da ist der Bund gefordert) und einem Mentoring-Programm.

„Das bestehende Personal geht leer aus“
Aber gerade die Prämie für frische Absolventen einer Bafep oder Rückkehrer, die zumindest zwei Jahre lang in keinem Betrieb gearbeitet haben, sorgt für Unmut: Diese erhalten ja eine Prämie von 15.000 Euro, wenn sie sich für drei Jahre verpflichten. Farkas: „Das bestehende Personal geht hingegen leer aus, das demotiviert.“

Die Prämie werde ohnehin nicht viel bewirken: Sie soll es ja nur für Vollzeitstellen geben, doch der überwiegende Teil der vielen derzeit noch offenen Jobs seien Teilzeitstellen.

Einschränkungen bei Betreuung nicht vom Tisch
Geschlossene Gruppen und reduzierte Öffnungszeiten, wie sie im Juli von den großen Trägerorganisationen angesichts der Personalnot in den Raum gestellt werden, seien daher noch nicht vom Tisch, so die Betroffenen. Mitarbeiter würden „nach der Reihe“ kündigen, erzählt die Leiterin der Grazer Kinderkrippe, die anonym bleiben möchte. In ihrer Einrichtung habe man eine Schließung „gerade noch“ verhindern können.

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