Nach Präsident Martin Bruckner hat nun auch Wirtschaftsboss Christoph Peschek im Zuge einer Pressekonferenz mitgeteilt, seine Tätigkeit in Hütteldorf zu beenden. Damit reagiert Rapid Wien auf die enttäuschenden Leistungen wie zuletzt beim bitteren Conference-League-Aus gegen Vaduz.
„Warum ich für die Niederlage gegen Vaduz (0:1 am Donnerstag; Anm.) verantwortlich sein soll, weiß ich nicht“, sagte Peschek, der für den kaufmännischen Bereich zuständig war und die operative Führung der Rapid-Abteilungsleiter innehatte. Er habe in der jüngeren Vergangenheit „sehr viel negative Energie“ rund um den Club gespürt, sagte er und zeichnete kein gutes Bild von der Stimmungslage. „Ich hoffe, dass mit meinem Schritt wieder mehr Konstruktivität einkehrt.“ Auf Fragen nach dem Einfluss der Fanbewegung Rapid-Ultras wollte er nicht eingehen.
Peschek stehe „selbstverständlich für einen geordneten Übergang zur Verfügung“, betonte er. Es solle keine Chaostage bei seinem Herzensverein geben. Einen Zeitplan gibt es aber noch nicht. „Wir reden hier nicht von Ewigkeiten“, betonte der 38-Jährige. Konkrete Schritte würden innerhalb der Gremien besprochen werden, das bald zu wählende neue Präsidium werde auch ein gewichtiges Wort mitzureden haben.
Für SPÖ im Gemeinderat
Der Wiener war seit Februar 2015 auf dem Posten, zuvor saß er für die SPÖ im Wiener Gemeinderat und war Lehrlingssprecher der Partei. Der ehemalige Wiener Bürgermeister Michael Häupl habe nicht gewollt, dass er den Rapid-Job antrete, verriet Peschek. Von 2013 bis November 2014 war er zudem Vizepräsident unter dem damaligen Clubchef Michael Krammer, dem er am Sonntag explizit dankte.
Pläne für die Zukunft habe er noch keine. „Bis Donnerstag war es für mich kein Thema, von Rapid zu gehen“, sagte Peschek. „Ich hatte für mich nicht das Gefühl, dass das Buch fertiggeschrieben ist.“ Er heftete sich unter anderem die Professionalisierung der Geschäftsstelle an die Fahnen, ebenso wie eine Steigerung der Budgetmittel für den sportlichen Bereich und „das größte Eigenkapital der Vereinsgeschichte“. Unter Peschek wurde zudem der Bau des Allianz Stadions realisiert, dieses hat das nicht mehr zeitgemäße Gerhard-Hanappi-Stadion abgelöst.
Seine größte Herausforderung sei aber die Coronakrise gewesen. Peschek führte Rapid wirtschaftlich abgesichert durch die ersten zwei Jahre der Pandemie, ohne Mitarbeiter zu kündigen, wie er betonte. „Dafür habe ich leider für mich den allergrößten Preis gezahlt, nämlich meine Familie verloren“, ließ er persönlich tief blicken. Sportliche Erfolge und Siege aber „können nicht von einer Menükarte bestellt werden“. Auf Red Bull Salzburg fehlen 100 Millionen pro Jahr oder mehr. „Dieser Realität muss man ins Auge blicken, nicht nur in die Vergangenheit schauen.“
Keine Bruckner-Kandidatur
Präsident Bruckner hatte am Samstag angekündigt, entgegen seinem noch bis vor wenigen Tagen gültigen Plan nicht für eine zweite Amtszeit zur Verfügung zu stehen. Die Wiederwahl des 57-Jährigen bei der Ordentlichen Hauptversammlung Ende November wäre praktisch Formsache gewesen, denn eine konkurrierende Liste hätte es nicht gegeben. Die Ereignisse nach der Heimniederlage in der Conference-League-Qualifikation gegen Vaduz hätten ihn aber zum Umdenken bewogen, erklärte er via Aussendung. Fans hatten ihre Unzufriedenheit mit der Führungsriege bis spät nach Abpfiff im Stadion kundgetan.
Ich hatte für mich nicht das Gefühl, dass das Buch fertiggeschrieben ist.
Christoph Peschek
Bruckner und sein Präsidium wollen ebenfalls noch bis zu einer geordneten Übergabe im Amt bleiben. Einen definitiven Termin für die Hauptversammlung, in deren Rahmen ein Nachfolger gewählt werden soll, gibt es noch nicht. Sie könnte auch vorgezogen werden. Im Hintergrund haben Gespräche über eine Liste, die eine möglichst breite Zustimmung finden soll, begonnen. Federführend involviert ist Club-Ikone Steffen Hofmann, der weithin geschätzte Ex-Profi ist aktuell Sportkoordinator.
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