Es ist grotesk: Fast täglich trommelt die SPÖ für die Einführung einer „Übergewinn-Steuer“, weil die Energiekonzerne derzeit ja im Geld schwimmen, da könnte man so gut zwei Milliarden Euro einnehmen und damit Hilfen für die inflationsgeplagte Bevölkerung auszahlen. Klingt sehr brav und anständig.
Und dann das: Praktisch gleichzeitig muss die Wien Energie eine dramatische finanzielle Schieflage eingestehen. Dem Vernehmen nach hat die Stadt im Juli schon mit 700 Millionen Euro ausgeholfen, letzte Woche nochmals mit 700 Millionen, und am Montag wurden rund 1,7 Milliarden nachgeschossen. Darüber hinaus rechnet man, dass noch zusätzliche Milliarden fällig werden. In Summe bis zu sechs Milliarden Euro alleine vom Bund.
Hat da jemand in der Pendeluhr geschlafen?
Bei allem Verständnis für die fatalen Auswirkungen der Preissteigerungen bei Öl und Gas: In großen Unternehmen gibt es üblicherweise eine Liquiditätsplanung und ein Risikomanagement. Hat da jemand in der Pendeluhr geschlafen? Auch den NEOS als Koalitionspartner ist nichts aufgefallen? Und die E-Control war auf Tauchstation. In der Medizin würde man das als Multiorganversagen bezeichnen. Haben sich alle auf das Fangnetz der Gemeinde Wien verlassen? Kein Rathaus-Politiker beim Krisengipfel?
Zwei Millionen betroffene Kunden kann man nicht ungeschützt lassen. Jetzt muss geholfen werden, zugleich aber auch untersucht werden: Wie war das möglich? Pleitegefahr statt Übergewinne?
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