Geht es nach Geologen der Universität Innsbruck, bedrohen massive Eisverluste acht Eishöhlen in vier Bundesländern. Auch für Gletscher gibt es ähnliche Entwicklungen und Prognosen. Vielen Höhlen droht in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ein gänzlicher Verlust des Eises.
Forscher der Universitäten Innsbruck und Belfast untersuchten in den vergangenen Jahren acht schachtförmige Eishöhlen in Tirol, der Steiermark, Oberösterreich und Kärnten. Zwar gibt es bereits zahlreiche Studien zu einzelnen Höhlen, dennoch wählte man einen anderen Weg, wie Tanguy Racine aus der Arbeitsgruppe erklärt: „Wir wollten allerdings erstmals eine vergleichende Analyse erstellen und haben uns auf die Entwicklung mehrerer Höhlen fokussiert, die sich darüber hinaus auch in ähnlichen Settings befinden: ähnliche Höhenlage und eine steil bis vertikal abfallende Geometrie.“
Eishöhlen und Gletscher mit ähnlicher Entwicklung
Um das Alter der Eisschichten zu ermitteln, untersuchte man kleinste Einschlüsse von Holz des gefrorenen Wassers. Dieses lasse sich genau bestimmen. Zudem lasse sich ein genaues Bild der Zu- und Abnahme des Eises über einen Zeitraum von bis zu 2000 Metern zurückverfolgen. So konnten die Forscher belegen, dass sich historisch dokumentierte Gletschervorstöße wie etwa in der „Kleinen Eiszeit“ auch im Zuwachs der Eismasse in Eishöhlen abbilden und zeitlich zusammenfallen. „Wir können für den Zeitraum der letzten zwei Jahrtausende ein vergleichbares Auf und Ab der Eisentwicklung in Eishöhlen und Gletschern belegen. Für beide ist wesentlich, wie viel Schnee im Winter fällt und wie warm die Sommer sind“, so Racine.
Auch das Eis der Eishöhlen ist von den Folgen des Temperaturanstiegs und der rückläufigen Niederschlagsmengen stark betroffen.
Tanguy Racine aus der Arbeitsgruppe
Massive Rückgänge in den letzten Jahrzehnten
Für die jüngere Vergangenheit ist die Bilanz der Eishöhlen klar negativ: „Nicht nur Gletscher zeigen eine überdurchschnittlich negative Massenbilanz besonders in den letzten Jahrzehnten. Auch das Eis der Eishöhlen ist von den Folgen des Temperaturanstiegs und der rückläufigen Niederschlagsmengen stark betroffen.“
Das Monitoring im Guffert Eisschacht in Steinberg am Rofan ergab einen Rückgang der Schneeoberfläche um fast drei Meter zwischen 2019 und 2021. Die Eisgruben Eishöhle am Sarstein in Oberösterreich hat innerhalb von 40 Jahren zehn Meter Eisdicke verloren. Der Eisverlust im Kraterschacht im Sengsengebirge Oberösterreichs beträgt 20 Meter in 20 Jahren.
Die Erklärung für diese Entwicklung ist analog zu den Gletschern der menschengemachte Klimawandel. „Besonders für die mittleren und kleineren Eishöhlen müssen wir davon ausgehen, dass sie in den nächsten Jahren bis Jahrzehnten massiv an Eismasse einbüßen oder sogar gänzlich eisfrei werden“, verdeutlich Racine.
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