Der aktuelle Kinderbetreuungsatlas der steirischen Arbeiterkammer zeigt zwar einige Verbesserungen, wird aber überschattet von der dramatischen Personalsituation. Es mangelt akut an Plätzen, viele Eltern sind verzweifelt.
Seit Jahren sind die Personalprobleme in steirischen Kinderbetreuungseinrichtungen bekannt - heuer droht das Dilemma zu eskalieren, wie am Donnerstag auch der steirische Arbeiterkammer-Präsident Josef Pesserl bei der Vorstellung des jährlichen Kinderbetreuungsatlas betonte: „Die Präsentation unserer Ergebnisse wird leider von der brandaktuellen Entwicklung überschattet.“
Pesserl meint damit den akuten Personalmangel: Viele Gruppen werden heuer verkleinert, kommen erst gar nicht zustande oder die Betreuungszeiten werden eingeschränkt. „Besonders bedauerlich ist: Es war seit Jahren absehbar, dass es so weit kommt, wenn nichts unternommen wird. Ich verstehe diese Ignoranz nicht“, ärgert sich der Arbeiterkammer-Chef.
Angebot reicht nicht für den Bedarf
Dabei weist der heurige Kinderbetreuungsatlas teils durchaus leichte Verbesserungen auf - die Daten wurden allerdings schon im Mai und Juni erhoben. Und: Es wird das bestehende Angebot erhoben und nach bestimmten Kriterien ausgewertet; ob das Angebot den Bedarf deckt, ist wieder eine andere Frage.
Die Arbeiterkammer hat 1500 Betreuungseinrichtungen für Kinder von null bis zehn Jahren in allen 286 steirischen Gemeinden genau unter die Lupe genommen (Details siehe Grafik oben). Immerhin: Mehr als die Hälfte der Kommunen fällt in die Kategorie A, ein Viertel sind sogar 1A-Gemeinden. Sprich: Das Angebot erlaubt es, dass beide Eltern Vollzeit arbeiten gehen.
Keine Betreuung für unter 3-Jährige in 21 Gemeinden
Gemeinden ohne Kindergärten gibt es hierzulande nicht. Was aber die Betreuung unter Dreijähriger angeht, ist die Steiermark im Bundesländervergleich weiterhin Schlusslicht. Die Kinderkrippen werden zwar Jahr für Jahr mehr, dennoch: In 21 Gemeinden gibt es gar kein Angebot für diese Altersgruppe.
Die Teilzeitquote bei Frauen liegt bei 48 Prozent, davon arbeiten zwei Drittel unter 25 Stunden.
Bernadette Pöcheim, AK-Frauenreferatsleiterin
Vor allem Mütter leiden unter der mangelhaften Kinderbetreuung, weiß AK-Frauenreferatsleiterin Bernadette Pöcheim: „Die Teilzeitquote bei Frauen liegt bei 48 Prozent, davon arbeiten zwei Drittel unter 25 Stunden.“ Das wirke sich auch auf die Pensionen aus und treibe vor allem Alleinerzieherinnen in die Armutsfalle.
Den Gemeinden stellen die AK-Experten durchwegs ein gutes Zeugnis aus: Sie seien sehr bemüht und kreativ darin, Lösungen zu finden, stießen aber angesichts des Personalmangels auch an ihre Grenzen. AK-Präsident Pesserl nimmt abermals die Politik in die Pflicht und nennt als aktuelles Beispiel Niederösterreich, wo jetzt 750 Millionen Euro in den Ausbau der Kinderbetreuung investiert werden sollen.
Alle Details rund um den Kinderbetreuungsatlas der steirischen Arbeiterkammer finden Sie hier.
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