Zu wenig Lehrer, die Sorge vor Heimunterricht, hohe Kosten für Eltern sowie Schulen: Über dem heute startenden Schuljahr schwebt eine große Unsicherheit, auch heuer dürfte wieder Improvisation gefragt sein.
1. Lehrermangel: Stellen bleiben unbesetzt.
1200 Stellen waren heuer in der Steiermark ausgeschrieben. Obwohl noch nicht alle besetzt sind, bleibt die Bildungsdirektion zuversichtlich, dass das noch geschieht. Aber auch sonst könne der Unterricht gewährleistet werden - laut Ministerium leidet darunter auch nicht die Qualität. In der Grazer Bulme etwa blieben zwei von fünf Stellen unbesetzt, dort sucht man vor allem Informatiker. Nun hat man intern umgeschichtet. Heißt: mehr Stunden und mehr Belastung für andere Lehrer. „Es könnte uns dadurch weiteres Personal wegbrechen. Die vergangenen Jahre waren belastend genug“, sagt Bernhard Braunstein vom Landes-Lehrerbund. Weiterer Ansatz der Bildungsdirektion: auf Lehrer anderer Standorte oder Studenten zurückgreifen. Braunstein dagegen fordert weniger Administration - das mache den Beruf auch attraktiver.
2. Die große Unbekannte im heurigen Jahr: Corona
Freiwilliges Testen und keine Maskenpflicht (außer für symptomlos Infizierte ab zehn Jahren) - heuer versuchen Schulen mit Corona leben zu lernen. Darüber sind nicht alle glücklich. AHS-Landesschulsprecherin Michelle Isop findet die Maßnahmen zu locker: „Wir befürchten, dass es wieder zu Heimunterricht kommt, vor allem weil die Zahlen im Herbst immer explodieren.“ Bevor zugesperrt werden würde, wäre sie für eine Maskenpflicht, momentan lehnt sie diese ab - sie plädiert aber für verpflichtendende Corona-Tests. Braunstein sieht das anders, er glaubt auch nicht an „Lockdowns“. Momentan sind die Lehrer froh, „endlich wieder von Angesicht zu Angesicht zu unterrichten.“
3. Heuer gibt es noch mehr ukrainische Schüler
Im vergangenen Schuljahr besuchten fast 1300 ukrainische Kinder steirische Klassen, die meisten in Volksschulen (539) und im Raum Graz. Weil die Bildungsdirektion heuer mit noch mehr rechnet, sollen die Kinder besser verteilt werden. Warum auch Deutsch lernen essenziell ist, weiß Ilse Schmid vom Landesverband für Elternvereine: „Ich kenne Kinder, die das Schuljahr positiv abgeschlossen haben, es aber wegen unzureichender Deutschkenntnisse noch einmal wiederholen.“
4. Viele Eltern können sich die Schule nicht leisten
Die Teuerungen machen vielen Eltern zu schaffen, Schulkosten belasten zusätzlich. Schmid fordert: „Schulen sollen sich bei Zusatzkosten zurückhalten“ - etwa bei Materialien oder Ausflügen. So manche Gemeinde unterstützt bei den Kleinsten: In Leoben gibt es etwa einen 80-Euro-Gutschein für Taferlklassler; in Leibnitz gibt’s 50 Euro und für Einkommensschwache noch einmal 100 Euro.
5. Schulen müssen sparen
Die Kosten für Strom und Heizung werden heuer auch für die Schulbudgets zum Stresstest. Der Oktober wird deshalb zum „Energie bewusst“-Monat, noch diese Woche kommen Tipps zum Energiesparen. „Kein Kind wird aber frieren müssen“, heißt es dazu aus dem Ministerium.
Wie viele Steirer gehen zur Schule?
125.400 Kinder und Jugendliche gehen steiermarkweit zur Schule. Insgesamt gibt es mehr als 45.000 Volksschüler, über 28.000 Mittelschüler und fast 30.000 AHS-Schüler. Dort mussten im vergangenen Schuljahr übrigens 4,5 Prozent zur Wiederholungsprüfung antreten.
Wie viele und welche Schulen gibt es?
An 753 Standorten gibt es 6341 Klassen. Die meisten davon gibt es in der Volksschule, gefolgt von der Mittelschule, AHS, HTL, Humanberufliche Schule, HAK, der Allgemeinen Sonderschule sowie der Polytechnischen Schule und der BAfEP (Bundesbildungsanstalt für Elementarpädagogik).
Und wie viele Lehrer unterrichten?
15.358 Lehrer bringen den Kindern Deutsch, Mathe und Co. bei, 31 % davon unterrichten in der Volks-, 26 % in der Mittelschule. Lehrer erhalten erst nach fünf Jahren einen unbefristeten Vertrag, viele der heuer 1200 ausgeschriebenen Stellen gehen daher an solche Pädagogen.
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