Die Grazer SPÖ wagt wieder einmal einen Neustart: Soziallandesrätin Doris Kampus hat die einstige Bürgermeisterpartei, die nur noch bei 9,5 Prozent Wählerzustimmung liegt, übernommen. „Ich bin gekommen, um zu bleiben“, betont sie. Und sie möchte „klarere Kante“ auch innerhalb der rot-grün-roten Stadtkoalition zeigen.
Am Dienstagabend fand die Kür statt: Im erweiterten Parteivorstand der Grazer SPÖ wurde Doris Kampus zur neuen Vorsitzenden gewählt - mit 20 von 21 Stimmen. Dass 15 Vorstandsmitglieder fehlten, enttäusche sie nicht, so Kampus am Tag danach. Viele seien krank, beruflich verhindert oder noch auf Urlaub gewesen. Kampus habe von den Abwesenden viele zustimmende Nachrichten erhalten. Für sie wird ohnehin ein anderes Ergebnis entscheidend sein: Im ersten Halbjahr 2023 folgt die offizielle Kür am Parteitag - mit einer Direktwahl unter den 2783 Parteimitgliedern.
Landesrätin auch über 2024 hinaus
Dass sie Grazer SPÖ übernimmt, sei keine „leichtfertige Entscheidung“ gewesen, sagt Kampus. Sie mache nichts halbherzig, sondern alles zu 100 Prozent - künftig also zwei politische Jobs: Kampus bleibt nämlich auch Soziallandesrätin bis zur Wahl 2024 und „wahnsinnig gerne auch darüber hinaus“.
Die operativen Agenden als Klubobmann in Graz behält vorerst noch ihr Vorgänger als Parteichef, Michael Ehmann. 2023 wird er dann aber auch dieses Amt übergeben, mit ziemlicher Sicherheit an Gemeinderätin Daniela Schlüsselberger, wie Kampus bestätigt.
Natürlich werde ich 2026 als Spitzenkandidatin in Graz antreten.
Doris Kampus
„SPÖ muss breiter werden“
Kampus skizzierte am Mittwoch ihre Ziele: Die SPÖ Graz müsse breiter werden, in die Mitte der Gesellschaft strahlen und neue Wählergruppen ansprechen. Konkret nannte sie etwa die Wirtschaft, aber auch Universitäten und Forschungseinrichtungen.
Zugleich steht die neue Parteichefin aber auch für das Thema Soziales, das in Graz ja stark von Elke Kahr und der KPÖ besetzt ist. Das soziale Wirken der Bürgermeisterin „wird von mir gewürdigt“, so Kahr. Aber für sie sei Sozialpolitik deutlich mehr: Die Betroffenen sollen aus dem Sozialsystem herausgeholt werden. „Da muss man an vielen Schrauben drehen und an dicken Brettern bohren. Das dauert länger und bringt nicht immer rasche Erfolge.“
Koalition bleibt aufrecht
Zum Koalitionsvertrag mit der KPÖ und den Grünen steht Kampus. „Die SPÖ hat Handschlagqualität!“ Aber Kampus will auch hier „klarere Kante“ zeigen. Sozialdemokratische Forderungen wie die Anstellung von pflegenden Angehörigen nach burgenländischem Vorbild oder mehr Geldmittel für Brennpunktschulen sollen rasch umgesetzt werden.
Und auch innerparteilich wird umgebaut: Die einstige Zusammenlegung zu vier großen Sektionen in Graz sei ein Fehler gewesen, man war zu weit weg von den Menschen. Nun wird reformiert: Künftig gibt es sieben geografische Sektionen, eine für Kunst und Kultur sowie die Sektion Mur, die als innovative Denkwerkstatt gilt.
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