Einen schönen Donnerstagabend.
Effizienz sieht in Österreich so aus, dass Tote den Klimabonus bekommen, aber Babys nicht. Ich persönlich war zwar immer der Meinung, dass vor allem die letzte Reise die klimafreundlichste sein würde, aber es wird schon seine Gründe haben, wieso der Verwesungsprozess per CO2-Ausgleich staatlich subventioniert wird und neues Leben nicht. Ich dachte zwar immer, dass Kleinkinder aktiver sind als Dahingeschiedene, aber vielleicht üben sich die Säuglinge von heute auch nur in Bequemlichkeit für eine später ausgeglichene Work-Life-Balance, während der Zentralfriedhof bekanntlich immer lebt.
Angesichts der nur sehr zögerlichen Auszahlung kann man heute mit Fug und Recht behaupten: Bald wird jeder von uns jemanden gekannt haben, der den Klimabonus erhalten hat. Ich gehöre übrigens noch nicht dazu, was vielleicht auch an meinem aktuellen körperlichen Zustand liegen könnte, den ich, wenn ich ein Auge zudrücke, als lebend einstufe. Dass ich beim Klimabonus erst nach dem Friedhof Hadersdorf Weidlingau an der Reihe bin, erschließt sich mir zwar nicht, aber ich will an dieser Stelle nicht als gierig erscheinen. Ich bin niemandem etwas neidig. Wenn er dann endlich da ist, der Bonus, werde ich auf den Aufschrei „Dass ich das noch erleben darf“ verzichten, denn genau das war ja das Problem.
Dennoch zeigt sich bei der Schneckenhaftigkeit des Auszahlungsprozederes: Den Leuten Geld wegnehmen geht schneller, als es ihnen zu geben. Bei all den zynischen Witzeleien muss ich die Bundesregierung aber auch verteidigen: Besser, es wird vergleichsweise schnell überwiesen und damit nicht ganz so fehlerfrei, als es dauert wieder, wie in Österreich üblich, viele Jahre. Außerdem hätte es schlimmer kommen können. Stellen Sie sich vor, der Klimabonus wäre auch an Mörder und andere Schwerverbecher ausbezahlt worden. Gut, das war ein schlechtes Beispiel.
Und sonst? In Wien hat Gesundheitsstadtrat Peter Hacker von der SPÖ den perfekten Wähler getroffen - jemand, der nur zwinkern, atmen und ein bisschen mit den Armen fuchteln, sich aber nicht effektiv genug gegen den Spin der lebenswertesten Stadt der Welt wehren kann. Es war eine Simulationspuppe in der Klinik Floridsdorf, an der Ärzte ihre Kunstfehler üben können. Hacker versuchte, sie wiederzubeleben, nur recht zögerlich für die Fotos, es war eher ein Handauflegen, aber der Patient blieb so schweigsam liegen, als hätte er gerade eine Notkompetenz für die Wien Energie unterzeichnet. 100.000 Euro kostet diese Puppe übrigens. Wenn man den Klimabonus für sie nicht dazurechnet.
Ich wünsche einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.
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