Die Trauben sind reif, Winzer haben Hochsaison: Die „Steirerkrone“ hat ihnen in den Weinbergen einen Besuch abgestattet und bei der Weinlese über die Schultern geschaut.
Das Gras ist noch nass, durch Weinblätter bahnt sich die Sonne ihren Weg. Jeder Handgriff sitzt in der grünen Hügel-Idylle, die aus drei Meter hohen und in Reihen verlaufenden Reben besteht. Seit sieben Uhr früh stehen 20 Weinleser in Gamlitz schon im Dienste des Sauvignon Blanc, der allerdings erst zwei Jahre später am Tisch eingeschenkt wird.
Heuer Weinlese so früh wie nie
Am Dienstag hatten sie bereits ihren elften Lese-Tag im Weingut „Neue Heimat“, „wir hoffen aber in zwei Tagen fertig zu werden“, sagt Weinbauer Bastian Kaltenböck. Damit ihnen der Regen keinen Strich durch die Rechnung macht, wird heuer so früh wie nie gelesen. Da sind schnelle Hände der slowenischen Helfer sowie von Mama Herta gefragt. In wenigen Sekunden schneidet sie die Traube los: „Ich schaue, dass keine faulen oder vom Pilz befallenen Früchte mehr oben sind. Was vertrocknet ist, kommt dann beim Rebler raus.“
Trotz der Trockenheit: „Sind mit Ertrag zufrieden“
„Im Juni haben wir noch einen Ausfall befürchtet“, so Kaltenböck – wegen des Regens im Frühjahr und des trockenen Sommers. „Es schaut aber so aus, als könnten wir die Erträge vom Vorjahr halten.“ 35.000 Flaschen produzierte das Weingut 2021.
„Zum Glück kam mit dem Regen zuletzt nochmals Gewicht in die Trauben“, freut sich auch Stefan Reichmann vom gleichnamigen Weinhof in St. Peter am Ottersbach. Er befindet sich gerade mitten in der Lese und rechnet ebenso mit einer ähnlich hohen Menge wie im Vorjahr. Sofern es bis Ende September weitgehend trocken bleibt: „Sonst nehmen die Trauben zu viel Wasser auf.“ Die Qualität stimme jetzt schon: „Durch den Sommer passt der Zucker super, und auch das Säure-Fruchtspiel.“
Winzer Ewald Zweytick hat da eine andere Philosophie: „Ich nehme nur sehr reife Trauben.“ Am Dienstag war bei ihm erst „Tag eins“: „Ein bisserl Angst habe ich aber schon, auch wegen des Hagels.“ Auf seinen 20 Hektar gibt es heuer mehr Welschriesling, „beim Muskateller und Sauvignon wird’s etwas weniger sein.“ Generell seien die Weinbauern aber zufrieden, „die Bio-Winzer hatten es aber wegen der Luftfeuchte schwerer“.
Salzburger Skispringer mitten unter den Steirern
Kaltenböck setzt dennoch seit 2017 auf Bio. 2011 hat sein Vater Uli das erste Mal gelesen, nachdem er sich 2009 gemeinsam mit einem Holländer seinen Traum erfüllte und das Gut von Hans Kapun kaufte. Erst seit drei Wochen heißt das Weingut „Neue Heimat“. Denn die hat der ehemalige Skispringer aus Bischofshofen hier gefunden, unter den Steirern hat er sich sehr gut eingegliedert. „Vielleicht auch wegen des Leibnitzer Kennzeichens“, scherzt er.
Oder weil sie alle Leidenschaft und harte Arbeit verbinden. Denn nach dem Lesen ist es noch ein langer Weg bis zur Verkostung des edlen Tropfens: sortieren, pressen, gären, abfüllen
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