Auf der einen Seite gibt es immer mehr Menschen, die nicht mehr wissen, wie sie ihren Alltag bewältigen können - auf der anderen Seite aber auch viele Personen, die trotz der hohen Teuerung finanziell sorgenfrei leben. Die zweite Gruppe ist nun in einer steirischen Initiative aufgerufen worden, staatliche Unterstützungsmaßnahmen wie Klimabonus und Teuerungsausgleich zu spenden. Die Caritas hilft damit Menschen in Notlagen.
Einen ungewohnten Einblick in sein Privatleben gewährte am Freitag Martin Schaller, Raiffeisen-Generaldirektor in der Steiermark: „Meine Frau und ich haben gesagt, am liebsten würden wir die 500 Euro an die Regierung zurückschicken. Aber wir wissen nicht, wie wir das machen sollen.“
Hintergrund: Jeder Erwachsene erhält in Österreich 500 Euro als Klimabonus und Teuerungsausgleich (250 Euro sind es bei Kindern), dazu kommen weitere Hilfszahlungen. Das Geld wird meist im Gießkannenprinzip verteilt. Die Politik will Schaller deshalb nicht verurteilten, aber: Viele haben das staatliche Geld nicht notwendig, da sie über ausreichend finanzielle Puffer verfügen. Alleine bei Raiffeisen Steiermark gibt es Spareinlagen in der Höhe von 20 Milliarden Euro!
Bitte um Solidarität
Eine Idee von Schallers Tochter („Wir sollten das Geld spenden“) aufgreifend, hat Raiffeisen nun gemeinsam mit der Caritas einen Sozialfonds in Leben gerufen: „Wir bitten all jene, die auf den Bonus nicht angewiesen sind, ihn aus Solidarität mit jenen zu teilen, die Hilfe unbedingt benötigen“, betont Caritas-Vizedirektor Erich Hohl.
Es geht um den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Denn die aktuellen Spannungen könnten schnell zu Unruhen führen.
Raiffeisen-Generaldirektor Martin Schaller
„Armut rückt in die Mitte der Gesellschaft“
Bei der Caritas sind die Folgen von hoher Inflation, explodierenden Energiepreisen und steigenden Kreditzinsen stark zu spüren: „Der Kreis derer, die Hilfe benötigen, wird größer. Das Thema Armut rückt in die Mitte der Gesellschaft, das ist ein Alarmsignal.“ Die Zahl der Erstkontakte bei den Beratungsgesprächen ist heuer um 30 Prozent gestiegen, die ausbezahlten Finanzmittel um zehn Prozent auf 460.000 Euro. „Und die Lage wird sich für viele Menschen noch mehr zuspitzen, wenn die Jahresabrechnungen kommen und die Reserven schon aufgebraucht sind“, befürchtet Hohl.
Das neue Spendenkonto erhält von Raiffeisen eine Basis von 100.000 Euro. Ein Ziel möchte Schaller nicht nennen, er wird aber auch Gespräche mit renommierten Unternehmen und über die Bundesland-Grenzen hinaus führen. Die eingegangenen Spenden werden jedenfalls „rasch, effizient und nachhaltig“ eingesetzt, verspricht Hohl von der Caritas.
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