Der letzte Schritt der „Thronübergabe“ wird gesetzt. Christopher Drexler, seit Anfang Juli Landeshauptmann der Steiermark, wurde am Samstag mit 98 Prozent Zustimmung zum neuen Parteichef der steirischen ÖVP gewählt. In seiner gut einstündigen Rede schlug Drexler konservative Pflöcke ein, kritisierte etwa Verbots-Debatten rund um die Winnetou-Bücher. Gleichzeitig nannte er den Klimaschutz als wichtigstes Thema.
Die Parteitagsregie der Volkspartei klappt: Stand am Freitag noch alles im Zeichen der Würdigung und des Abschieds von Alt-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, gehörte die Bühne am Samstag einzig und allein dem neuen Chef, Christopher Drexler. An beiden Tagen übrigens anwesend: Bundeskanzler Karl Nehammer.
Strikte Haltung bei Asyl
Drexler bot in seiner Parteitagsrede vieles, was politischen Beobachtern aus den vergangenen Monaten sehr bekannt vorkommt: Eine strikte Haltung beim Thema Asyl („Man darf die Solidarität der Steirer nicht überstrapazieren“), der Wunsch, nach der Krise das ständige Schnüren von Hilfspaketen zu beenden, die Forderung nach einer neuen politischen Gesprächskultur in Wien (mit der Steiermark als Vorbild), eine Verteidigung des Rufs der ÖVP angesichts ständiger Angriffe der Opposition, die in einem Untersuchungsausschuss im Parlament gipfelten. Bei den Delegierten punktete Drexler, indem er sagte: „Jeder von euch wird mit diesen Verdächtigungen angegriffen, beleidigt, verletzt.“
Klimaschutz als wichtigstes Thema
Als wichtigstes Thema nannte Drexler den Klimaschutz. Schon in seiner Antrittsrede als Landeshauptmann hatte er dem Thema viel Platz eingeräumt. „Wind, Sonne, Wasser und Biomasse“ seien der richtige Weg - dass das EU-Parlament diese Woche Holzheizungen nur noch als „bedingt nachhaltig“ eingestuft hat, Atomstrom aber ein grünes Mascherl gibt, sei ein „Schildbürgerstreich“.
Viel Applaus bei Winnetou und Gendern
Doch der Landeshauptmann setzte auch neue Akzente. So kritisierte er ausführlich die Debatte über mögliche Verbote von Karl-May-Büchern („Ich habe alle Romane von meiner Oma bekommen und gelesen“), er nannte aber auch abgesagte Auftritte von weißen Musikerinnen mit Rastalocken. Und: „Denkmäler werden abmontiert, obwohl uns anderorts der Denkmalschutz lähmt.“
Eine zentrale Passage: „Ich halte die um sich greifenden Verbannungs- und Verbotstendenzen für unerträglich. Die Mehrheitsgesellschaft darf sich nicht von jeder schrillen Minderheit die Meinung aufdrängen lassen.“ Auch beim Thema Gendern („Ich brauche keine typografischen Verrenkungen“) erhielt Drexler viel Applaus.
Hand in Richtung Opposition ausgestreckt
Ein bemerkenswertes Versprechen gab der neue ÖVP-Chef in Richtung Opposition ab: Wenn beispielsweise die Freiheitlichen oder die Grünen eine gute Idee in die Debatte einbringen, werde man die Zusammenarbeit suchen. Bisher wurden ja alle Anträge der Opposition konsequent von der ÖVP-SPÖ-Regierung abgelehnt.
Und Drexler kündigte an, die Partei zu öffnen und alle einzuladen, die an der Zukunft der Steiermark mitarbeiten wollen. Das „Modell Steiermark“ soll als Art „Think-Tank“ neu gegründet werden. „Wir wollen mit Inhalten an die Spitze kommen“, befeuert er sein Klischee als US-affiner, intellektueller Denker.
Graz wird „etwas unkonventionell“ regiert
Kurz ging Drexler auch auf die Landeshauptstadt Graz ein: Diese wird momentan „etwas unkonventionell“ regiert - seit einem knappen Jahr ist Elke Kahr von der KPÖ Bürgermeisterin. „Das hat dem Antlitz der Stadt bisher nicht über Gebühr geschadet, hoffen wir, dass es so bleibt.“
Mehrmals holte Drexler die Gemeinden, Regionen und Bürgermeister verbal ins Boot - sie sind ja das Rückgrat der Volkspartei. Bei seiner Sommertour durchs Land habe er „große Unsicherheit und Wut“ vernommen. Die Wut richtet sich gegen „die da oben“. Das dürfe die steirische Volkspartei nie sein. Man müsse „an eurer Seite“ sein.
98 Prozent Zustimmung
Den Rückhalt in seiner Partei genießt der neue Chef jedenfalls. Kurz nach Mittag stand das Wahlergebnis fest. 98 Prozent der Delegierten stimmten für den langjährigen Landesrat. Die 100 Prozent von Karl Nehammer am Bundesparteitag im Mai in Graz blieben unerreicht.
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