AVL eröffnet neues 20 Millionen Euro schweres Testzentrum in Graz. Ein Experte gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Technologie.
Auf 600 m² baute die AVL List in Graz zwei Jahre lang ein Test-Zentrum für Wasserstoff- und Brennstoffzellen - um 20 Millionen Euro. Dort testen Ingenieure und Forscher LKW-Antriebssysteme, Aggregate oder wie man Wasserstoff effizient erzeugt - derzeit an sechs Prüfständen. Für 20 ist Platz, künftig bleibt jener wahrscheinlich auch nicht leer. Denn dass Wasserstoff stark im Kommen ist, wurde bei der Corona bedingten verspäteten Eröffnung oft betont.
Wasserstoff künftig von hoher Bedeutung
Warum? „Weil es eine Schlüsseltechnologie im Kampf gegen den Klimawandel ist“, erklärte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP). Darum sei Wasserstoff mit 500 Millionen Euro im Erneuerbaren-Ausbaugesetz auch im Fokus. „In der Industrie ist er überall dort einsetzbar, wo jetzt Gas eingesetzt wird“, sagt AVL-Chef Helmut List. Da man von fossiler Energie weg will, der Strombedarf massiv steigt und Sonne oder Wind nicht ausreichen, braucht man eben Wasserstoff, sagt AVL-Wasserstoff-Experte Jürgen Rechberger.
Österreich muss unbedingt auf Wasserstoff setzen, weil er entscheidenden Beitrag leisten wird, die Energiewende zu schaffen.
Magnus Brunner
Standort gut für Steiermark
Der Geschäftsbereich Wasserstoff trägt zehn Prozent zum Gesamtumsatz der AVL bei und bringt der Steiermark Wertschöpfung und Innovation. Auch an der TU Graz und Montanuni Leoben werden 17 Millionen Euro in die Forschung investiert, rechnet Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) vor.
Wir sind weit, weit davon entfernt Österreich mit erneuerbaren Energieverfahren zu versorgen.
Jürgen Rechberger
Experte Jürgen Rechberger beantwortet die fünf wichtigsten Fragen zur Wasserstoff-Technologie:
1. Wie wird Wasserstoff eigentlich hergestellt?
„Es gibt verschiedene Möglichkeiten Wasserstoff herzustellen. Wir fokussieren uns auf sauberen, CO2-freien Kraftstoff: Dieser wird aus erneuerbaren Energien gewonnen, aus Wind, Sonne oder Wasserkraft. Dann gibt es einen Prozess, der heißt Elektrolyse, wo der Strom in Wasserstoff umgewandelt wird. Am häufigsten wird Wasserstoff heute aber dennoch aus Erdgas gewonnen - mit dem Nachteil, dass CO2 entsteht.“
2. In welchen Bereichen wird Wasserstoff eingesetzt?
„Der wichtigste Bereich ist sicher die Industrie, wo viel Erdgas verwendet wird und wir brauchen auch weiterhin diesen gasförmigen Energieträger. Dorthin geht viel Wasserstoff - in Österreich besonders in die Stahlerzeugung. Im Energiebereich werden wir im Winter zu wenig erneuerbaren Strom haben, da wird es weiter Gaskraftwerke brauchen, die Wasserstoff in Strom umwandeln, um ihn für unser Stromnetz zu erzeugen. Im Verkehr wird er primär bei LKW eingesetzt werden, aber auch als Ausgangsprodukt für saubere Flugkraftstoffe. Dort gibt es keine Alternative. Also überall dort, wo es mit Batterien sehr schwer wird, wird man Wasserstoff einsetzen.“
3. Wieso brauchen wir Wasserstoff überhaupt?
„Wir brauchen ihn, um unser Energiedefizit zu decken. Auch für den Schwerlastverkehr und in der Industrie: Wenn wir weiter Energie-intensive Industrie in Österreich wollen, geht das in Zukunft CO2-neutral nur mit Wasserstoff.“
4. Kann man Wasserstoff speichern?
„Ja, auf dem selben Weg wie Gas. Wir können ihn künftig teilweise sogar auch in die jetzt viel diskutierten Untergrundspeicher einspeichern.“
5. Wie fährt ein Auto mit Wasserstoff?
„An der Tankstelle tankt man gasförmigen Wasserstoff ins Auto, der im Tank gespeichert wird. Die Brennstoffzelle im Fahrzeug wandelt ihn dann in elektrischen Strom um. Der Rest ist wie im E-Auto: Strom treibt den Elektromotor an, mit dem das Auto fährt. Volltanken dauert beim Wasserstoff-Auto zwei bis drei Minuten und man kommt 800 Kilometer weit . Das ist auch der große Vorteil gegenüber einem Batterie-Auto.
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