Immer mehr Private schlittern in der Steiermark in die Pleite: 845 Schuldenregulierungsverfahren wurden laut Kreditschutzverband von 1870 (KSV) heuer bereits eröffnet. Das entspricht einem Zuwachs von knapp 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Durchschnittlich haben die Steirer 164.500 Euro Schulden.
Inflation, gestiegene Energiekosten, Preissteigerungen im Supermarkt - die wirtschaftlichen Herausforderungen sind enorm und belasten die Geldbörsen der Steirer aktuell massiv. Aber nicht nur die Schuldenregulierungsverfahren sind mit einem Plus von 40 Prozent in die Höhe geschnellt, auch die vorläufigen Passiva haben sich sehr stark erhöht. Im Gegensatz zum Vorjahr sind in den ersten drei Quartalen 2022 die Verbindlichkeiten auf 139 Millionen Euro angewachsen. Das entspricht einem Plus von fast 64 Prozent.
„Im Privatkonkurs ist der aktuelle Anstieg vor allem auf die Insolvenznovelle des Vorjahres zurückzuführen, die deutliche Erleichterungen - wie eine verkürzte Entschuldungsdauer für Schuldner - gebracht hat. Wenn man etwas in die Zukunft blickt, werden aber auch die explodierenden Kosten in nahezu allen Lebenslagen Auswirkungen haben“, blickt René Jonke, Standortleiter KSV1870 Graz, in eine düstere Zukunft.
150 Privatpleiten mehr als 2021 erwartet
In Anbetracht der gravierenden wirtschaftlichen Aufgaben, die die Menschen bewältigen müssen, ist es ein realistisches Szenario, am Ende des Jahres mehr als 1000 eröffneten Schuldenregulierungsverfahren zu erreichen. „Im Vergleich zum Vorjahr wären das dann rund 150 private Pleiten mehr. Eine Situation, die nicht nur für die unmittelbar Betroffenen gravierende Einschnitte bedeutet, sondern auch die gesamte Wirtschaft vor zusätzliche Probleme stellen würde“, so Jonke.
Aufgrund der jüngsten Entwicklungen ist auch die Erwartungshaltung für die kommenden Monate eher gedämpft.
Rene Jonke, KSV1870
Firmenpleiten um mehr als die Hälfte gestiegen
Auch auf Unternehmerseite gibt es wenig gute Nachrichten: 375 steirische Unternehmen waren 2022 bislang von einer Insolvenz betroffen. Das ist ein Plus von fast 58 Prozent. Parallel dazu haben sich die geschätzten Verbindlichkeiten auch um etwa 89 Prozent auf 183 Mio. Euro gesteigert. Die meisten Insolvenzen verzeichnen laut KSV1870 die Branchen „Handel & Instandhaltung/Reparatur von Kfz“ gefolgt von „Beherbergung und Gastronomie“.
Die Zahl der von Pleiten betroffenen Dienstnehmer ist auch explodiert, und zwar um knapp 48 Prozent auf 1382 Personen. Die bis dato größte Firmenpleite betrifft den steirischen Großhändler, die A. Hausmann GmbH, in Bruck an der Mur mit 26,2 Millionen Euro.
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