Mediziner kritisiert

Aufnahmetest: „Viele gute Ärzte gehen verloren!“

Steiermark
30.09.2022 16:00

Zwei Generationen, zwei völlig unterschiedliche Ausbildungen: Engelbert Frühwirth studierte in den 1970er-Jahren Medizin und ging heuer als Hausarzt in Pension, seine Tochter steht kurz vor dem Abschluss. Warum viele Talente verloren gehen und Absolventen ins Ausland flüchten.

Im Jahr 1971 trat Engelbert Frühwirth, seit Juni Hausarzt in Ruhe, sein Medizinstudium in Graz an. Rund 40 Jahre später folgte ihm seine Tochter auf diesem Weg - im „Krone“-Gespräch erörtern die beiden, was sich seither geändert hat.

„Zu meiner Zeit haben 800 Studenten angefangen, und rund die Hälfte davon wurde fertig, es hat quasi eine natürliche Auslese gegeben“, erinnert sich der 69-Jährige. Bettina Frühwirth hingegen musste 2013 den neu eingeführten Aufnahmetest absolvieren. „Ich glaube, dass dadurch extrem viele potenziell gute Studenten verloren gehen. Ein solcher Test kann unmöglich feststellen, ob jemand später einmal ein guter Mediziner wird.“

Engelbert Frühwirth (69) war seit Ende der 80er-Jahre Hausarzt in der Südoststeiermark, heuer ging er in Pension. Seine Tochter Bettina schließt ihr Medizinstudium demnächst ab. (Bild: zVg)
Engelbert Frühwirth (69) war seit Ende der 80er-Jahre Hausarzt in der Südoststeiermark, heuer ging er in Pension. Seine Tochter Bettina schließt ihr Medizinstudium demnächst ab.

„Heute ist das System sehr verschult“
Unterschiede orten die Südoststeirer auch bei den Lehrmethoden: „Es war egal, ob jemand zur Vorlesung gekommen ist oder nicht, bei der Prüfung hat das Verlangte sitzen müssen, und das hat der Herr Professor noch höchstpersönlich geprüft“, erzählt Engelbert Frühwirth. „Heute ist das System sehr verschult. Und oft lernen wir für Prüfungen nicht mehr den Stoff, sondern Fragen“, sagt die angehende Ärztin Bettina Frühwirth.

Große Unterschiede offenbaren sich in der Praxis: Zu Frühwirth seniors Zeiten waren Praktika noch freiwillig, direkten Patientenkontakt hatte man an der Uni nicht. „Wir werden heute von Tag eins ans Patientenbett herangeführt“, sagt Bettina Frühwirth.

Im Ausland ist Bezahlung besser
Dass es viele Absolventen ins Ausland verschlägt, kann auch die Jungmedizinerin bestätigen: „Viele der Kollegen gehen nach Deutschland oder in die Schweiz, weil die Ausbildung und die Bezahlung besser sind.“ Sie selbst ist - nach einer Unterbrechung - demnächst fertig und sieht ihre Zukunft hierzulande im niedergelassenen Bereich. 

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