Die Aussagen des KPÖ-Abgeordneten Werner Murgg („Krüppelnation“) sorgen bei Ukrainern in der Steiermark für Fassungslosigkeit: „Damit unterstützt er den Krieg, das ist russische Propaganda.“
Die unsäglichen Äußerungen des KPÖ-Politikers Werner Murgg - unter anderem bezeichnete er die Ukraine als „Krüppelnation“ - sorgen auch bei vielen Ukrainern, die in der Steiermark leben, für Bestürzung.
„Wie kann jemand so etwas von sich geben?“
Halyna Iskiv ist eine redselige Person, aber heute bleiben ihr die Worte im Hals stecken. Die gebürtige Ukrainerin lebt seit 2009 in der Steiermark, nach einem Au-pair-Aufenthalt ist sie geblieben und fühlt sich mittlerweile hier zu Hause. Ihre Emotionen kann die 40-jährige Dolmetscherin und Friedensaktivistin nur schwer zum Ausdruck bringen: „Ich war wenig überrascht, dass so etwas von der KPÖ kommt, aber wie um alles in der Welt kann ein Mensch nur so etwas von sich geben?“
Die Bemerkungen des Politikers zeichnen für sie ein deutliches Bild: „Damit unterstützt er den Krieg, das ist russische Propaganda.“ Unter den aktuellen Berichten rund um Werner Murgg leidet Iskiv. Sie ist verletzt: „,Krüppelnation’ - wer das sagt, verharmlost alles, das Leid, das Elend, die Gräueltaten. Man denke nur an die vielen Menschen, die ihr Leben auf ukrainischem Boden lassen mussten. Das ist blanker Hohn.“ Sprache würde hier nicht nur gebraucht, sondern vor allem missbraucht. Er habe Kommentare abgegeben, die gefährlich und nicht vernünftig seien. Sein Verhalten müsse laut Iskiv aufs Schärfste kritisiert werden.
„Es bedarf Konsequenzen, damit diese Geschichte keine weiteren Folgen hat. Derartige Äußerungen dürfen einfach nicht toleriert werden.“ Iskiv ist aufgewühlt und fühlt gerade eine große innere Unruhe. „Wir brauchen Ansätze, die den Zusammenhalt stärken.“ Solidarität sei immerhin ein zentraler Baustein der Menschheit. Das aktive Eintreten für die Opfer des brutalen Krieges hätte Graz und seine Menschen auf eine sehr positive Weise geeint. Die Bevölkerung der Ukraine sei nicht ausgeschlossen, sondern warmherzig begrüßt worden. Umso deutlicher würden auf der anderen Seite nun derartige Worte mitten ins Herz treffen.
Herabwürdigung für eine ganze Nation
Entsetzen auch bei ukrainischen Waisen Pascale Vayer führt mit Herzblut den Verein Kleine Herzen und betreut damit 61 kleine, teils beeinträchtigte Waisenkinder, die aus der Ukraine geflüchtet und jetzt an der steirisch-burgenländischen Grenze in Burgauberg untergebracht sind.
„Ich bin gebürtige Französin und musste mich erst erkundigen, was ,Krüppelnation’ heißt. Ich bin tief betroffen und sehr schockiert.“ Das sei zutiefst herabwürdigend für Menschen, für eine ganze Nation und sogar auch für Betroffene, die ein Handicap haben.
„Wir sind hier mit Waisenkindern, teils noch Babys, die Wochen im Keller verbracht haben und auf der Flucht waren. Ich habe auch acht alte Leute nach Österreich gebracht, die wollten nicht weg, aber waren dazu gezwungen. Eine 88-jährige Frau, die alles hinter sich lassen musste, weil ihr Haus und ihr Ort zerbombt sind. Weiß so ein Politiker überhaupt, welche menschlichen Dramen sich da abspielen? Hat er eine Ahnung vom Elend vor Ort, hat er es je aus der Nähe gesehen?“
Die Ukraine sei natürlich Teil der Sowjetunion gewesen und habe sich intensiv bemüht, in Richtung Demokratie zu kommen, sich an europäischen Werten zu orientieren. „Eine Bewertung durch einen steirischen KPÖ-Politiker ist daher höchst verzichtbar.“
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