Cashewnüsse statt Kuhmilch: Die Firma Veganz startet in Spielberg die erste Produktion für Vegan-Käse. Welche Rolle Kerne aus Vietnam spielen und wie ein Geschmackstest ausfällt.
Das wäre eigentlich das Rohmilch-Lager einer Käserei“, sagt Markus Giovanelli. Doch hier, in einem kleinen Industrie-Neubau in der Unteren Bahnstraße in Spielberg, braucht es keine Milch. Camembert und Co. entstehen aus Bio-Cashewkernen.
Es ist die erste vegane – also ohne Tierprodukte auskommende – Käse-Manufaktur in ganz Österreich, die das Berliner Unternehmen Veganz kürzlich in Spielberg eröffnet hat. Es ist deren erster Produktionsstandort außerhalb von Deutschland. Wie es dazu kam? Über Giovanelli, der Kessel für die Käseherstellung vertreibt. Vor zwei Jahren entstand der Kontakt mit dem Vegan-Unternehmen. „Ich bin nach Berlin in die Warschauer Straße gefahren und habe dort in einem Hochhaus über Käse diskutiert. Das war für mich als Landbub ganz neu“, sagt der Spielberger.
Kleine, regionale Betriebe
„So hat ihn das Vegankäse-Virus infiziert“, sagt Vorstandsvorsitzender Jan Bredack, die Idee zur Manufaktur in Spielberg war geboren. Im Mai begann der Bau, der jetzt abgeschlossen ist. In einem Monat steht auf den „Cashewberts“ in den Spar-Filialen dann „Handmade in Spielberg“. „Kleine, regionale Betriebe – das ist es, wo wir hin wollen“, sagt Veganz-Gründer Bredack. „Das hier ist die Schablone für viele weitere Betriebe, die noch kommen werden.“
Fast 2000 Stück am Tag stellen sechs bis acht Mitarbeiter ab kommender Woche her, sie werden auch nach Slowenien, Italien und in die Schweiz geliefert. Der Preis für 175 Gramm: 5,99…Euro. „Die Nachfrage ist schon jetzt so groß, dass wir ausbauen könnten“, betont Bredack.
Cashewkerne kommen aus dem fernen Vietnam
Wie entsteht aber aus den Bio-Cashews Camembert? Zuerst müssen die Nüsse einen mehr als 9000 Kilometer langen Weg nach Spielberg zurücklegen, und zwar aus Vietnam. Ist das besser fürs Klima als regionale Kuhmilch? „Ja“, meint Anja Brachmüller, die die Organisation verantwortet. Ein veganer „Cashewbert“ verursacht laut ihr nur ein Drittel der CO2-Emissionen, die ein tierisches Produkt hinterlässt. „Unsere Lieferketten sind transparent. 533 Gramm CO2 und 39 Liter Wasser sind für den ,Cashewbert‘ notwendig.“
Herstellung fast gleich
Sind sie in der Obersteiermark angekommen, werden die Cashews mit Wasser versetzt, gemahlen und fermentiert. Dann kommt die Masse in runde Formen und reift sieben bis zehn Tage lang nach – ähnlich wie konventioneller Weichkäse. „Cashews sind vom Geschmack her neutral, sie haben eine gute Balance aus Fett und Eiweiß“, erklärt Anderson Santos, der den Cashew-Camembert entwickelt hat.
Der Geschmackstest der „Steirerkrone“ zeigt: Tatsächlich kommt der ,Cashewbert‘ sehr nah an einen Käse aus Milch ran, wenn auch ein bisschen weniger vollmundig. Die Konsistenz fällt ein wenig weicher aus, die Farbe ist etwas dunkler. Für Neugierige ist er also allemal einen Versuch wert.
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