Bundesländer-Überblick

Van der Bellen: Siegeszug mit nur einer Ausnahme

Politik
09.10.2022 20:42

Die Hofburg-Wahl ist geschlagen. Alexander Van der Bellen erreichte in acht Bundesländern mehr oder weniger locker die absolute Mehrheit - nur in Kärnten bekam der Titelverteidiger weniger als 50 Prozent. Ein Überblick.

Nur 44,4 Prozent für Alexander Van der Bellen, 25,5 für Walter Rosenkranz, 10,2 für Tassilo Wallentin – nein, natürlich nicht das gesamtösterreichische Ergebnis der gestrigen Hofburgwahl, sondern jenes Bundeslandresultat, das am weitesten aus dem Rahmen fällt: Kärnten ist eben anders!

Van der Bellen punktete im Westen
Auch im zweiten südlichen Bundesland, der Steiermark, schnitt VdB unterdurchschnittlich ab. Dafür punktete der Amtsinhaber im Westen ganz besonders gut. In Tirol und Vorarlberg kratzte Van der Bellen an der 60-Prozent-Marke. Auch in Salzburg liegt er mit 58 Prozent deutlich über dem Bundesschnitt.

Alexander Van der Bellen: „Es ist ein großartiger Abend. Denn es gab noch nie so ein Umfeld mit so vielen Krisen. Es gab noch nie einen Hofburg-Wahlkampf mit sechs Gegenkandidaten.“ (Bild: Krone KREATIV, APA/Hans Klaus Techt, stock.adobe.com)
Alexander Van der Bellen: „Es ist ein großartiger Abend. Denn es gab noch nie so ein Umfeld mit so vielen Krisen. Es gab noch nie einen Hofburg-Wahlkampf mit sechs Gegenkandidaten.“

Sein erwartet bestes Ergebnis fuhr Van der Bellen in Wien ein. Fast noch spannender in der Bundeshauptstadt: das Duell um Platz zwei, das noch zwischen Rosenkranz und Wlazny mittels der Wahlkarten entschieden wird.

Die Bundesländer im Überblick:

  • Wien: FPÖ-Katerstimmung - vor allem wegen der Bierpartei, der Wiener Wahlsensation. An der Spitze wenig überraschend Alexander Van der Bellen. Auf Platz zwei duellierten sich Sonntagabend die FPÖ (mit riesigem Parteiapparat) und Dominik Wlazny von der kleinen Bierpartei. Die FPÖ liegt zwar vorne, der Unterschied liegt aber im Promillebereich. Die Wahlkarten könnten den Ausschlag bringen.
  • Niederösterreich: Farbwechsel: FPÖ-Kandidat Norbert Hofer war im Jahr 2016 noch hauchdünn vorne. Er erreichte damals 50,8 Prozent der Stimmen. Gestern holte Alexander Van der Bellen aber auch in Niederösterreich die „Absolute“. Mit knapp 53 Prozent liegt er zwar hinter dem Österreichschnitt, aber weit vor seinen Herausforderern.
  • Burgenland: Bei der Stichwahl vor sechs Jahren erzielte Alexander Van der Bellen im Burgenland noch sein schwächstes Ergebnis unter den Bundesländern. Heuer holte er mit 51,9 Prozent einen klaren Wahlsieg - auch wenn er damit ein wenig unter dem Österreichschnitt war. Der Amtsinhaber lag zudem in allen Kommunen des Landes auf dem ersten Platz.
  • Kärnten: Kärnten ist wieder einmal anders: Es ist das schwächste Bundesland für Alexander Van der Bellen und das stärkste für Walter Rosenkranz von der FPÖ. In Kärnten allein würde es eine Stichwahl zwischen diesen beiden geben. Das ist schon im Hinblick auf die im März 2023 anstehende Kärntner Landtagswahl von politischer Relevanz.
  • Oberösterreich: Im Land ob der Enns liegt der amtierende Bundespräsident etwas schlechter als im Bundesergebnis, konnte sich in 184 der 438 Gemeinden keine absolute Mehrheit sichern. Dafür ist FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz ein wenig stärker als in Österreich insgesamt. Und für MFG-Kandidat Michael Brunner war im Corona-Impfmuffel-Land nichts zu holen.
  • Steiermark: Die Grüne Mark wählte Grün: Der Amtsinhaber, der im steirischen Mürzsteg ja einen zweiten Amtssitz hat, übersprang knapp die magische 50-Prozent-Marke. In der Landeshauptstadt Graz kam Van der Bellen sogar auf eine Zweidrittelmehrheit. Obwohl Steirer, schnitt Gerald Grosz mit nur etwas mehr als 7 Prozent schlecht ab.
  • Salzburg: Immer stärker freundet sich Salzburg mit dem Amtsinhaber an. Während er bei allen drei Wahlen 2016 an der Salzach ein unterdurchschnittliches Ergebnis einfuhr, lag er diesmal mit 58 Prozent über dem Bundestrend. Der kleinste Bezirk, der Lungau, ist die Ausnahme: Hier erreichte Walter Rosenkranz mehr als 27 Prozent, dort hätte es eine Stichwahl gegeben.
  • Tirol: Als guter Boden für Alexander Van der Bellen hat sich sein Heimatbundesland Tirol erwiesen. In den meisten Orten schaffte er die Absolute, in fast allen Kommunen war er die Nummer 1. Nur im Ort Spiss machte Walter Rosenkranz mit mehr als 53 Prozent das Rennen. Van der Bellens Hotspot war mit 88,3 Prozent seine Heimatgemeinde Kaunertal.
  • Vorarlberg: Wer kommendes Jahr die Bregenzer Festspiele eröffnet, ist für die Vorarlberger klar: Knapp 60 Prozent stimmten für den amtierenden Bundespräsidenten. Die größte Zustimmung erhielt Van der Bellen im sonst so streitbaren Nobelskiort Lech (83%). Weit abgeschlagen auf Platz 2 landete FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz mit 18,1 Prozent.

Für Van der Bellen bedeutet dies gegenüber der 2016er-Wahl jedenfalls eine Steigerung. In der Stichwahl vom 4. Dezember 2016 setzte er sich mit 53,79 Prozent gegen den damaligen FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer (46,21 Prozent) durch. Im ersten Wahlgang (vom 24. April 2016) war Van der Bellen mit 21,34 Prozent noch auf Platz zwei hinter Hofer (35,05 Prozent) gelegen - knapp vor der unabhängigen Kandidatin Irmgard Griss (18,94 Prozent) sowie den Partei-Kandidaten Rudolf Hundstorfer (SPÖ/11,28) und Andreas Khol (ÖVP/11,12) sowie Baumeister Richard Lugner (2,26).

Die Wahlbeteiligung lag laut vorläufigem Endergebnis bei 52,5 Prozent der Wahlberechtigten. Laut den Hochrechnungen dürfte sie sich schlussendlich auf 65,9 (ARGE und SORA) belaufen (1. Wahlgang 2016: 68,5 Prozent).

Politologin: „Van der Bellen hat sein Ziel erreicht“
Die Politologin Katrin Praprotnik bezeichnete das Ergebnis gegenüber der „Krone“ als nicht überraschend: „Van der Bellen hat sein Ziel erreicht, er ist nicht der erste Bundespräsident, der für die Wiederwahl in die Sichtwahl muss.“ Im Wahlkampf sei für die Wähler „ein großes Spektrum sowohl links als auch rechts“ vorhanden gewesen, gleichzeitig seien einige Aussagen der Kandidaten aber doch „recht skurril“ gewesen.

Interessant sei auch, dass „eine Mehrheit, wie auch schon 2016, dafür ist, dass sich der Bundespräsident mehr einmischt - was aber Van der Bellen nach eigener Aussag nicht machen wird“. 

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