Mehr Kontakte und weniger Schutzmaßnahmen lassen die Zahl der Infekte - auch bakterieller abseits von Covid-19 - wieder ansteigen. Behandelt werden durch Bakterien verursachte Krankheiten, so das medizinisch geboten ist, mit Antibiotika. Doch bei diesen gibt es derzeit immer wieder Lieferengpässe. Das Arzneimittel Azithromycin etwa ist aktuell überhaupt nicht zu bekommen.
Viele andere Antibiotika gebe es gerade nur sehr eingeschränkt, wurde am Donnerstag der Vizepräsident der Apothekerkammer, Jürgen Rehak, im Ö1-„Morgenjournal“ zitiert. „Wir haben heuer in den ersten neun Monaten des Jahres doppelt so viel an Antibiotika gebraucht wie im Jahr davor“, berichtete Rehak, der selbst eine Apotheke in Höchst in Vorarlberg führt.
Also man erkennt schon, dass im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 die bakteriellen Infekte zugenommen haben. In meiner Praxis habe ich um 21 Prozent mehr Antibiotika verschrieben.
Allgemeinmediziner Oliver Lammel
Einen deutlichen Anstieg an bakteriellen Infektionen hat laut „Morgenjournal“ auch der Allgemeinmediziner Oliver Lammel bemerkt. Er betreibt eine sogenannte Sentinelpraxis in Ramsau am Dachstein in der Steiermark und nimmt bei allen Infekt-Patienten Abstriche, die Daten werden an der MedUni Wien ausgewertet. So wird österreichweit stichprobenartig die Verbreitung von Infektionskrankheiten überwacht. „Also man erkennt schon, dass im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 die bakteriellen Infekte zugenommen haben. In meiner Praxis habe ich um 21 Prozent mehr Antibiotika verschrieben.“
Corona-Maßnahmen idealer Schutzschild
Ein Zusammenhang mit dem Wegfall der Corona-Schutzmaßnahmen liege nahe: Korrekt getragen, würde die Maske schon helfen, „und es kam ja auch zu einer gewissen sozialen Distanzierung und zu einem doch erhöhten Hygienebedürfnis“, meinte Lammel. Die Maßnahmen hätten die Gesamtanzahl von Infektionen deutlich gesenkt, erinnerte Rehak: „Also es hat kaum einen Influenza-Fall gegeben, es hat kaum einen normalen Schnupfen gegeben. Die Leute sind alle mit dieser Schutzvorrichtung herumgelaufen und damit waren sie auch geschützt.“
Laut Zahlen des Verbandes der pharmazeutischen Industrie ist der Antibiotika-Verbrauch in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 deutlich gesunken und steigt jetzt wieder. Die derzeitige Nachfrage liegt laut Morgenjournal aber immer noch unter Vor-Corona-Niveau.
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