Bald nächstes Projekt

Zehn Jahre danach: Rekordsprung für die Ewigkeit

Österreich
14.10.2022 06:00

Vor zehn Jahren stürzte sich Felix Baumgartner aus einer Kapsel in knapp 39 Kilometer Höhe. Dabei sollten auch wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen werden - nur kurze Zeit später knöpfte ihm ein Google-Manager seinen Rekord wieder ab. Was blieb vom spektakulären Millionenprojekt?

„Ich komme jetzt heim.“ Es war ein einfacher Satz, den am 14. Oktober 2012 zig Millionen Menschen weltweit vor ihren Fernseh- und Computerbildschirmen hörten. Der österreichische Extremsportler Felix Baumgartner, damals 43 Jahre alt, wagte etwas, das nie zuvor ein Mensch gewagt hatte – den Sprung aus einer Kapsel samt anschließendem freien Fall aus fast 39 Kilometer Höhe.

Red Bull mit neuer Doku zu Baumgartners Sprung
Wenige Minuten des Bangens später war klar: Ja, ein Mensch kann die Schallmauer durchbrechen. Drei Weltrekorde knackte das Projekt Red Bull Stratos (siehe Grafik unten). Höchste Geschwindigkeit (1357,6 km/h), höchste Absprunghöhe (38.969,4 Meter) und 36,4 Kilometer im freien Fall. „Ich glaube, dass wir ein Vermächtnis hinterlassen haben“, meint Rekordmann Felix Baumgartner in der heute bei Red Bull TV erscheinenden Doku „Space Jump: Wie Red Bull Stratos weltweit für Furore sorgte“.

(Bild: Krone KREATIV | Red Bull)

Mit der 16-fachen Medienreichweite der Olympischen Sommerspiele hat man jedenfalls ein Vermächtnis hinterlassen. 77 Sender übertrugen den Sprung, die YouTube-Server wurden beinahe in die Knie gezwungen, das Video hält bei mehr als einer Milliarde Klicks. Die Übertragungsanlage war die weltweit erste ferngesteuerte, die Kapsel, die auch als Fernsehstudio fungierte, einzigartig. Heute werden ähnliche Konzepte bei Sportereignissen wie dem Americas Cup eingesetzt.

Vor allem medizinische Erkenntnisse gewonnen
Massiv profitiert auch die Wissenschaft, speziell die Forschung zum Köpfler des Extremsportlers mitten im All. Laut NASA-Experten hat die Mission des Österreichers vor allem medizinische Erkenntnisse geliefert, die sonst nicht zu gewinnen gewesen wären. Schon kurz nach der Landung hat einer der Ingenieure der US-Weltraumbehörde von neuen Grundlagen geschwärmt, die zur Verbesserung der Überlebenschance von Astronauten, Weltraumtouristen sowie Piloten und Passagieren in extremen Höhenlagen gelegt wurden.

(Bild: APA/Georg Hochmuth)
Zitat Icon

Der Absprung von Herrn Baumgartner im All hat sicherlich neue Erkenntnisse geliefert, wie der menschliche Körper unter diesen extremen Verhältnissen reagiert. Für die Medizin haben sich dadurch neue Forschungsansätze ergeben.

Dr. Josef Aschbacher, gebürtiger Tiroler und Generaldirektor der European Space Agency (ESA) mit Sitz in Paris

Auch rein physikalisch kam Verwertbares heraus! Erstaunlichstes Ergebnis und eindrucksvolle Bestätigung aus aerodynamischen Sphären: Unregelmäßig geformte Körper (darunter etwa Falten, beliebige Dellen etc.) bieten mitunter weniger Luftwiderstand als glatte Objekte. Erstere wiederum werden schneller. Das wiederum lässt sich in der Luftfahrt ausnutzen. Beispielsweise bei angestrebten rascheren Reisegeschwindigkeiten ...

Felix Baumgartner über den Sprung, Tom Cruise und die Mama
„Krone“: Felix, zehn Jahre ist dein Sprung schon her. Welche Gefühle kommen in dir auf?
Felix Baumgartner: Ich denk’ gar nicht so viel darüber nach, auch wenn ich froh bin, dass es immer noch so viel Interesse gibt. Ich gebe ja nach wie vor Vorträge in aller Welt, das Interesse daran ist seither ungebrochen.

Mit welcher Frage wirst du bei den Vorträgen am häufigsten konfrontiert?
Wie ich das meiner Mama antun konnte (lacht).

Und, wie konntest du das der Mama antun?
Die ist mein Lebensmensch und hat mich immer unterstützt. Die wusste: Der Bub will das. Hätte ich den Sprung ihr zuliebe nicht gemacht, wäre ich mein Leben lang unglücklich gewesen. Eine Mama leidet immer, mir imponiert die uneingeschränkte Liebe von Müttern.

Baumgartner machte zuletzt weniger mit Extremsport auf sich aufmerksam - nun soll aber ein neues Projekt anstehen. (Bild: APA/BARBARA GINDL)
Baumgartner machte zuletzt weniger mit Extremsport auf sich aufmerksam - nun soll aber ein neues Projekt anstehen.

Wie hat sich der Sprung für dich eigentlich angefühlt?
Erst ist es darum gegangen, dass wir hoffentlich abheben. Es gab ja etliche Probleme und Verzögerungen. In der Kapsel hat man einiges zu tun, dann dachte ich: Hoffentlich geht die Tür auf. Als die offen war, war es ein sehr positiver Moment, aber Zeit für viele Gedanken bleibt nicht.

Was war dann dein letzter Gedanke vorm Absprung?
Ich könnte jetzt etwas Philosophisches sagen, aber ich habe den Neil Armstrong (Anm.: erster Mensch auf dem Mond) einmal das Gleiche gefragt. Man arbeitet da nur Punkt für Punkt ab. Aber der pechschwarze Himmel, die absolute Geräuschlosigkeit, die leichte Erdkrümmung, das war schon atemberaubend. Kurz danach denkst du aber nur daran, richtig abzuspringen.

Was hat sich seither in deinem Leben verändert?
Der Sprung hat mir viele Türen geöffnet, ich war beim König von Kuwait und US-Moderator Jay Leno. Dort hab ich mich mit Tom Cruise übers Fliegen unterhalten. Ich wurde von „National Geographic“ als Abenteurer des Jahres ausgezeichnet, habe James Cameron und andere kennengelernt. Du bist einfach dankbar, solche Menschen treffen zu können, das hätte ich nie gedacht.

Du hast vieles erreicht, wovon träumst du noch?
Ich wäre sehr gerne am Mond gestanden, hätte die Erde gern als Kugel in ihrer Schönheit und Verletzlichkeit gesehen.

Du hast aber sicher realisierbare Pläne. Darfst du schon etwas verraten?
Ich hab schon ein Projekt im Kopf, bei dem sich lange nie wer fand, mit dem es realisierbar wäre. Das hat sich geändert durch eine zufällige Begegnung - und ja, es ist in Planung, die ersten Schritte beginnen. 

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