Paul Lendvai, Osteuropa-Experte und moralische Instanz im österreichischen Journalismus, rechnet mit KPÖ-Mann Werner Murgg ab. Der Professor im „Krone“-Interview.
„Krone“: Herr Professor, der steirische Landtagsmandatar Werner Murgg bezeichnet die Ukraine als „Krüppelnation“ und alle ehemaligen jugoslawischen Staaten - außer Serbien - als „Kasperlnationen“. Wie bewerten Sie solche Aussagen?
Paul Lendvai: Ich betrachte diese Stellungnahmen als eklatanten Beweis dafür, dass es Menschen und Parteien gibt, die aus der Geschichte nichts gelernt haben. Leute, die so denken und den heroischen Verteidigungskampf der Ukrainer ins Lächerliche ziehen, gehören nicht in die Politik - sondern zum Psychiater!
Wie gefährlich ist es, wenn die steirische KPÖ den russischen Angriffskrieg verharmlost?
Ich betrachte das als eine potenzielle Gefahr für unsere Demokratie. Viele Wähler in der Steiermark glauben, eine Partei gewählt zu haben, die sich sozial engagiert. In Wahrheit haben sie die russlandfreundliche KPÖ gewählt, die an einer ewiggestrigen und gefährlichen Ideologie festhält.
Warum lehnen Sie den Kommunismus ab?
Der Kommunismus war die Rechtfertigung für die Hinrichtung, Verhaftung und Drangsalierung von Millionen Menschen in Ost- und Südeuropa. Mehr brauche ich dazu nicht zu sagen!
Die KPÖ hält unbeirrt an ihrem Skandal-Abgeordneten, der im Ausland für diplomatische Verstimmungen gesorgt hat, fest. Verstehen Sie diese Bestemmhaltung?
Überhaupt nicht! Als Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens des Landes Steiermark tut es mir besonders weh, dass so etwas gerade in diesem Bundesland möglich ist. Als Landtagsabgeordneter sollte man ja eigentlich für die Menschen da sein - und kann nicht gleichzeitig auf diese Art und Weise über Menschen richten, die gerade um ihr Überleben kämpfen. Ich wundere mich über den Charakter dieses Menschen, der sich jetzt noch immer weigert zurückzutreten.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.