Experten sind in Alarmbereitschaft: Weil Energie zu einem knappen Gut wird, fürchtet man für den Winter einen Versorgungsengpass. Der geplante Stromleitungsneubau im Ennstal in der Steiermark sorgt jetzt ebenso für Zündstoff.
Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Für unseren Energieverbrauch gilt dies heute mehr denn je: „Und zwar nicht nur für jeden einzelnen kleinen Endkunden, sondern auch für Industrie und Wirtschaft“, betont Urs Harnik von der Energie Steiermark.
„Jede Kilowattstunde, die jetzt nicht verbraucht wird, bleibt für die Zukunft gespeichert.“ Ein Faktum, das vermutlich wenigen bewusst ist.
Stromsparen alleine wird uns auf Dauer nicht helfen. Wir müssen von fossilen Energieträgern Schritt für Schritt wegkommen.
Urs Harnik, Energie Steiermark
Steirer auf Hilfe angewiesen
Die wahre Dramatik der Situation hat sich erstmals vor zwei Monaten gezeigt: So früh wie noch nie wurde Österreich zum Stromimporteur. „Normalerweise sind wir nur im Winter Importland, nicht jedoch im August“, weiß Werner Prutsch, Energieexperte der Stadt Graz. Die Ursache war primär die anhaltende Trockenheit.
Die Steiermark stand wegen ihrer vielen Flusskraftwerke besonders schlecht da: Neben Niederösterreich und Wien musste sich unser Bundesland die meiste Energie aus dem übergeordneten Stromnetz holen (siehe Grafik).
Brennstoffe als kleineres Problem
Dass die Steirer im kommenden Winter im Kalten sitzen müssen, kann indes tatsächlich niemand mehr ausschließen: „In Graz und Umgebung gibt es mittlerweile 85.000 Fernwärme-Anschlüsse. Um die dafür notwendigen Brennstoffe wie Gas oder Abwärme mache ich mir weniger Sorgen; die Frage ist vielmehr, ob es genügend Strom für den Betrieb gibt“, sagt Prutsch. Zum schwindenden Eigendeckungsgrad käme erschwerend der Exportstopp einstiger Partner wie Tschechien oder Polen hinzu.
Initiative sprengte Infoveranstaltung
Dem zunehmenden Stromverbrauch will die APG (Austrian Power Grid) u. a. mit der Erneuerung der Ennstalleitung gerecht werden. Weil sich dagegen Widerstand regt, lud Schladmings Bürgermeister Montagabend zu einem Infoabend.
Nur: Dieser musste kurzfristig abgesagt werden. „Aus Sicherheitsgründen“, so Hermann Trinker zur „Krone“. Eine Bürgerbewegung aus Salzburg hatte in sozialen Medien zu viel Wind für die Sache gemacht. Trinker: „Wir mussten aufgrund der Mobilmachung über Facebook mit 150 Besuchern mehr rechnen. Das hätte die Kapazitäten gesprengt und ist mir auch aufgrund der steigenden Corona-Zahlen als Veranstalter zu unsicher.“
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