Einen schönen Freitagabend.
Nachdem hierzulande mittlerweile so vielen Politikern das Wasser bis zum Hals steht, war es nur eine Frage der Zeit, bis der Bundespräsident „Land unter“ ruft. All den Kritikern, die immer behaupten, Alexander Van der Bellen würde in der Hofburg ein Dasein als Österreichs ranghöchster Schweigemönch fristen, hat er gestern während seiner Ansprache ordentlich etwas gehustet - im wahrsten Wortsinne übrigens. Van der Bellen sprach angesichts der jüngsten Korruptionsskandale von einem „Wasserschaden an der Substanz unserer Demokratie“, als Lösung sieht er nur eine „Generalsanierung des Vertrauens“ - seine Pflicht, quasi als Ober-Polier der Republik, sei es nun, dafür zu sorgen, dass das auch passiert. Wenn Sie jetzt sagen: „Das schafft er nie, da ist ja vorher der Stephansdom fertig restauriert“, möchte ich an Fauja Singh erinnern. Der in Indien geborene Brite war angeblich 100 Jahre alt, als er sich zu den jungen Läufern an die Startlinie des Toronto Waterfront Marathon stellte. Da haben auch alle gelacht: Na, das wird etwas werden, der soll zurück zu seinem Bingo-Tisch. Was war? Nach 8:25:16 Stunden sprintete er durchs Ziel. Angeblich 100 Jahre deswegen, weil Singh sein Alter nicht belegen konnte, vielleicht etwas geflunkert hatte - also wie bei Mausi Lugner, nur in die andere Richtung. Die Moral von der Geschichte bleibt aber erhalten: Alles ist möglich.
Nun fordern viele Politiker wieder Neuwahlen, wir sind darin ja schon geübt. Ein Blick nach Großbritannien zeigt: Es kann immer schlimmer kommen. Nach nur 45 Tagen warf Premierministerin Liz Truss das Handtuch und unterlag in Sachen Haltbarkeit einem Salatkopf, wie die Boulevardzeitung „Daily Star“ anhand eines Livestreams bewies. Da war ein Foto von Truss zu sehen und ein echter Häuptel, die beiden „verwelkten“ um die Wette, und Truss verlor - gegen einen Gartenlattich! 45 Tage an der Spitze. Sogar Alexander Schallenberg schaffte 57 Tage als Bundeskanzler, was übrigens der Haltbarkeit von zerkleinerten Nüssen im Kühlschrank entspricht, Karl Nehammer kommt mit zehn Monaten auf vakuumiertes Hackfleisch. Und da sagen manche, wir seien eine Bananenrepublik.
Aktuellen Umfragen zufolge wäre Pamela Rendi-Wagner von der SPÖ die große Gewinnerin von Neuwahlen. Ein Projekt Ballhausplatz zur minutiös geplanten Machtübernahme scheint sie nicht zu haben, sie stolpert vielmehr latent unbeholfen auf den Politgipfel. Ihr Social-Media-Experte ist dennoch aus dem Häuschen, er twitterte: „Wir haben uns personell für einen Wahlkampf aufgestellt.“ Und darunter ein Videoclip mit einem springenden Spongebob Schwammkopf. Da haben sich die Sozialdemokraten aber ein putziges Symbol ausgesucht. Erstens: Es gibt kaum eine absurdere Serie als diese. Sie spielt am Meeresgrund, also im tiefsten Ozean, und dennoch können Fische in einem See ertrinken, ein Krebs ist der Vater eines Wals, es gibt Elektrizität und einen Pool ohne Wasser. Zweitens: Schwämme kleben stoisch auf dem Meeresboden herum, ein Leben lang bewegen sie sich keinen Millimeter, sogar Faultiere sind temperamentvoller, sie haben keine Knochen, und somit auch kein Rückgrat. Fazit: Der neue SPÖ-Glücksbringer steht für groteske Passivität. Gegen einen Wasserschaden, der die Substanz angreift, hilft so ein zwergenwüchsiges Schwämmchen auch nicht weiter. Aber man muss nicht alles so ernst nehmen, es gilt das Motto der Politik: Schwamm drüber.
An dieser Stelle darf ich mich auf diesem Kanal von Ihnen verabschieden. Vielen herzlichen Dank für Ihre Zeit, Ihr Vertrauen und Ihre vielen Mails. Alle Schreiben, auch die kritischen, haben mich erfreut. Ich gehe nicht in Frühpension, obwohl ich bereit dafür wäre, sondern wechsle mit dem „Feierabend“ zur gewohnten Zeit auf unsere Homepage krone.at. Ich sage es gleich: hinter die Plus-Schranke. Also lassen Sie Ihren Gefühlen freien Lauf. Meine Mailadresse haben Sie ja.
Ich wünsche einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.