Mild und wild

Im Mostviertel findet man, was das Herz begehrt

Reisen & Urlaub
13.08.2011 17:11
Auch Sprichwörter irren manchmal: Der Holzweg, zum Beispiel, muss weder ins Nichts führen noch ein Irrweg sein, sondern kann geradezu goldrichtig sein, wie man im Mostviertel erleben kann. Hier findet man alles, was das Ausflügler-, Wochenend- und Urlauberherz begehren kann.

Beweisen kann das die Erlebniswelt Mendlingtal, bei Göstling an der Ybbs im niederösterreichischen Mostviertel gelegen und Holzweg genannt, weil sie in wunderbarer Berglandschaft die letzte Holztriftanlage Mitteleuropas vorzuweisen hat. Ein kleines Museum mit Hammerschmiede und eine 100 Jahre alte venezianische Brettersäge zeigen, wie Holzknechte, Bauern und Handwerker vor 100 Jahren lebten; allwöchentlich wird im Sommer beim Schautriften demonstriert, wie geschlägerte Stämme einst über den Wasserweg zu Kohlplätzen und Eisenwerken gelangten. Ein Weg, genau richtig zum Genießen und Philosophieren über eine Welt, die es so nicht mehr gibt.

Ähnlich zeitversetzt fühlen sich Mostviertel-Besucher auch an anderen Orten: im wunderbaren privaten Geschirrmuseum von Wilhelmsburg zum Beispiel, gewidmet dem bis 1991 hergestellten Lilien-Porzellan, vor allem dem pastellbunten Daisy-Melange-Service von 1959, Generationen von Österreichern so vertraut wie Mozartkugeln und Gugelhupf. Im Museum kann man noch darauf jausnen – eine Neuauflage erzeugt wird jetzt allerdings in Tschechien.

Nostalgische Gefühle in der Schmalspurbahn
Nostalgische Gefühle weckt auch die historische Schmalspur-Mariazellerbahn, die das Viertel in knapp drei Stunden von St. Pölten bis in die Steiermark durchfährt, jeden ersten Sonntag im Monat sogar mit Dampflok. Ideal für Wanderer, die ein Stückchen Weges zu Fuß zurücklegen und sich dann mit dem Zug gemütlich zum Ausgangspunkt zurückbringen lassen. 

Per Zug direkt zum Hotel fahren wie vor mehr als 100 Jahren können Urlauber im "wilden" Teil des Mostviertels, der alpinen Bergwelt um den Ötscher: Im Alpenhotel Gösing, gleich beim Bahnhof und mit herrlichem Panoramablick gesegnet, fühlt man sich heute noch wie in einem Stück von Schnitzler, blickt von der Veranda ins weite Land, genießt die Muße und Köstlichkeiten vom Wild aus eigenen Beständen, Käse von eigenen Schafen, Säfte und Most aus der Nähe, sogar Wasser aus eigener Quelle. Da ist’s sogar egal, wenn der Himmel nicht bilderbuchblau ist – weiche Fauteuils laden zum Faulenzen ein, eine Bibliothek gibt’s, Massagen, Kosmetikbehandlungen – und für jene, die auf Regenluft für den Teint schwören, Regenschirme zum Ausborgen.

Die Sommerfrische ist hier noch lebendig
Die gute alte Sommerfrische ist in diesem Winkel Niederösterreichs quicklebendig: Orte wie Lackenhof, Göstling, Türnitz, Annaberg und Lunz eignen sich zum Ausspannen und Krafttanken für alle Generationen. Bergsteiger kommen auf Ötscher, Dürrenstein und Hochkar voll auf ihre Rechnung. Die Ötschergräben werden zu Recht als Österreichs Grand Canyon bezeichnet, eine Wanderung durch die wildromantische Schlucht ist von Frühling bis Herbst ein „Muss“. Auf gut Österreichisch gehört zu jedem Ausflug die zünftige Jause, zu jeder Alm ihre gemütliche Hütte. Die kann uralt sein – oder, wie im Fall der Anna-Alm bei Annaberg, auch erst fünf Jahre. Mit großzügigen Glas-Durchblicken zwischen dicken Holzbalken und feinsten Architektur-Details, und doch absolut urig. Eine echte Leistung, dort nicht sitzen zu bleiben, einfach weil der Most, der Zirbene, der Heidelbeerlikör, die zweierlei Birnenschnäpse so unwiderstehlich sind

Nach dem Berg lockt wieder das Wasser: Der Lunzer See wirkt wie die perfekte Kulisse für ein Heimatfilm der 50er-Jahre, mit fast unverbauten Ufern, glasklarem, erfrischend kühlem Wasser, entzückenden Tret- und Elektrobooten, einem Strandbad und als i-Tüpferl noch mit einer hochmodernen Seebühne – während des Winters wird sie im See versenkt –, auf der jeden Juli das Wellenklänge-Festival und auch sonst immer wieder Konzerte und Lesungen stattfinden. 

"Best of Austria" im Kleinen
Kultur in der Natur: Was gibt es Schöneres? In gewisser Weise ist das Mostviertel, als Land, in dem Ostarrichi erstmals erwähnt wurde, die Wiege Österreichs. Und ein "Best of Austria" im Kleinen. Hier gibt’s nicht die allerhöchsten Berge und nicht die allergrößten Seen, keine echten Städte und keinen breiten Strom. Aber alles, was das Ausflügler-, Wochenend- oder Urlauberherz begehrt. Mild oder wild, jedenfalls wunderbar!

Bilder: Mostviertel Tourismus, weinfranz.at

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