Heinrich Schellhorn

„Habe mich entschieden, nicht im Weg zu stehen“

Salzburg
06.11.2022 12:00

Landesvize Heinrich Schellhorn (Grüne) tritt mit kommenden Mittwoch vom Regierungsamt zurück. Im „Krone“-Interview spricht er über seine Zukunft, Windräder und 30 Jahre Politik.

Herr Schellhorn, was machen Sie am 9. November?
Da habe ich frei. Keine Termine mit Ausnahme eines Mittagessens mit meinem lieben Freund Cyriak Schwaighofer, weil ich ja nicht mehr Regierungsmitglied und noch nicht im Landtag bin. 

Das heißt: Sie gehen in den Landtag als Abgeordneter.
Ja, so ist es. Nach dem Rücktritt als Regierungsmitglied gibt es eine Acht-Tage-Frist, in der man erklären kann, dass man auf das Mandat verzichtet. Ich brauche auch nichts tun. Es geht automatisch, dass mir das Mandat zugeteilt wird.

Was erwarten Sie sich?
Für mich ist es auch spannend, es aus einer anderen Perspektive zu sehen und als unterstützender Landtagsabgeordneter zu arbeiten. Ich bin ja damals gleich in die Regierung gekommen. Das Budget habe ich ja noch ausverhandelt und kann da mein Know-how einbringen.

Was passiert nach den Landtagswahlen Ende April?
Gute Frage. Nach dem 9. November werde ich anfangen in mich hineinzuhören, ob ich in meinen alten Beruf als Anwalt zurückkehre. Als Freiberufler ist man im Unterschied zu anderen, die ein Rückkehrrecht haben, eigentlich ein armes Schwein. Weil nach zehn Jahren muss man eigentlich wieder bei Null anfangen. 

Ihre Kanzlei gibt es ja nicht mehr.
Nein, mein Kollege von früher ist schon in Pension gegangen. Ich muss natürlich Gespräche führen und schauen, ob das wieder was für mich ist. Gewisse Bereiche reizen mich schon, zum Beispiel Strafverteidiger. 

Haben Sie die 30 Jahre Politik einmal bereut?
Nein, bereut habe ich es nie. Es waren ja immer unterschiedliche Phasen, ob als Gemeinderat oder später Stadtrat in Hallein. Dann nach zehn Jahren habe ich gesagt, dass es genug ist. Mit einer jungen Familie und einem Rechtsanwaltsbüro. Im Nachhinein denke ich mir, als Junge waren wir alle größenwahnsinnig, was man glaubt zu schaffen und auch schafft. Die letzten zehn Jahre als Regierungsmitglied waren dann einfacher. Die Kinder sind schon groß und du kannst dich auf ein Ding konzentrieren.

Würden Sie heute irgendetwas anders machen?
Gute Frage, es hat alles irgendwie seinen Sinn gehabt. Und wer weiß, vielleicht denke ich mir in ein paar Monaten, dass der Rücktritt zum richtigen Zeitpunkt war. Neuneinhalb Jahre waren schon eine lange Zeit. Ich habe gerade ein Foto eines Treffens der Soziallandesräte in der Steiermark gefunden, da bin ich der einzige, der noch im Amt ist. Und in der Zeit habe ich sechs Sozialminister erlebt.

Die Grünen plakatieren nach zehn Jahren Regierungsbeteiligung die Windräder zwar, aber es gibt immer noch keines in Salzburg.
Die Windräder sind ein Symbol. Die alpinen Länder Tirol oder Vorarlberg haben im Vorhinein keine Energie darauf verwendet Windräder umzusetzen. Ich habe 2018 das Ressort übernommen. Auf raumordnungsrechtliche Dinge von Sepp Schwaiger habe ich wenig Einfluss. Es hängt also nicht nur an mir. Und man muss sagen, den Sinneswandel bei der ÖVP habe ich bewirkt. Irgendwann wird in Salzburg ein Windrad stehen, auch wenn die Verfahren komplex sind. Wenn ich mir anschaue, dass der Alpenverein ankündigt im UVP-Verfahren Einspruch zu erheben, ist jetzt schon klar, dass es sich verzögert. Den Erfolg grüner Regierungspolitik nur an den Windrädern zu messen, ist vollkommen verkürzt.

Was waren die Erfolge?
Gerade im Bereich der Menschen mit Behinderung ist sehr viel weitergegangen. Ob Einrichtungen oder die Einführung der persönlichen Assistenz. Ich könnte viele wichtige Erfolge aufzählen. Wenn ich durchs Land fahre, denke ich mir oft: Das ist nur mit deinem Mitwirken realisiert worden. Zum Beispiel das Kulturhaus in Rauris. Oder das neue Lebenshilfe-Haus in Abtenau. Ich kann durch das ganze Land fahren und sehe Spuren meiner Arbeit.

Das klingt jetzt wehmütig.
Ja, wenn ich darüber rede, werde ich wehmütig.

Mit wem sind Sie besonders gut ausgekommen?
Mit Landeshauptmann Wilfried Haslauer habe ich sehr gut zusammengearbeitet. Es verbindet uns die Affinität zur Kultur, der Beruf und der Witz.

Und innerhalb der eigenen Partei?
Da war ich mit Kimbie Humer-Vogl sehr eng. Und natürlich mit Cyriak Schwaighofer. Aber es gibt viele, mit denen man gut zusammenarbeitet.

Gibt es auch welche, mit denen Sie gar nicht zusammengekommen sind?
Ich habe mich immer bemüht, auch mit der Opposition ein sehr faires Verhältnis zu haben. Eine gute Gesprächsbasis war mir wichtig. Es hat auch nie direkte Angriffe auf mich gegeben.

Zum Rücktritt: War der Druck innerhalb der Partei zu hoch?
Es war natürlich die Diskussion, ob die Senecura-Geschichte mein Image für die Spitzenkandidatur nachhaltig beeinträchtigt und dann habe ich mich selber entschieden nicht im Weg zu stehen. Als meine Nachfolgerin ist nur Martina Berthold in Frage gekommen, weil es Regierungserfahrung benötigt.

Was für ein Auto fahren Sie eigentlich?
Ich habe einen zehn Jahr alten Peugeot Tepee. Der hat jetzt 160.000 Kilometer.

Gar kein Elektroauto?
Wenn der Peugeot den Geist aufgibt werde ich mir überlegen, ob ich mir ein Elektro- oder Hybridauto kaufe. Aber solange der nicht den Geist aufgibt, behalte ich ihn. Er ist sehr praktisch, weil ich Ski oder Räder einfach rein tun kann.

Was ist Ihr Lieblingsberg zum Skifahren?
Darf ich das verraten? Es ist Ischgl. Das ist das beste Skigebiet. Aber jetzt hätte ich wahrscheinlich ein Salzburger Skigebiet nennen müssen. Zum Langlaufen bin ich gerne in Faistenau oder am Aschauer Weiher in Berchtesgaden.

Sollen die Grünen wieder in die Regierung?
Sie müssen wieder in die Regierung, damit die sozialen Aspekte nicht zu kurz kommen.

Sind Sie mit der neuen Wahlliste der Grünen zufrieden?
Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn es mit Josef Scheinast einen Wettbewerb um den zweiten Listenplatz gegeben hätte. Er hat den Umwelt- und Wirtschaftsgedanken vereint, aber den Nachteil des Alters mit über 60.

Gab es schon Abschieds- oder Dankesschreiben?
Ja, was mich besonders gefreut hat, waren jene aus der Volkskultur. 2013 hat es da ja das große Zittern gegeben, weil ein Grüner für die Volkskultur zuständig ist. Da habe ich jetzt viele und liebe Abschiedsgrüße und Dankeschöns bekommen. Das sind die schönsten Rückmeldungen.

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