Nach der politischen Willensbekundung von Tirols neuer Soziallandesrätin Eva Pawlata (SPÖ), Abtreibungen künftig „flächendeckend an allen öffentlichen Krankenhäusern“ und kostenlos anbieten zu wollen, kommt wenig überraschend Ablehnung von Innsbrucks Diözesanbischof Hermann Glettler. Der Vorstoß lässt es offenbar auch in der schwarz-roten Landeskoalition ein wenig rumoren. ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf erklärte am Dienstag, dass dies „nicht Programm der Koalition“ sei.
Abtreibungen könnten nicht „Teil der staatlich zu gewährleistenden Gesundheitsversorgung sein - es sei denn, dass die Gesundheit der Mutter ernsthaft gefährdet ist“, betonte Gletter.
Schwangerschaft sei eine Zeit „starker körperlicher Belastungen, aber in keinem Fall eine Krankheit“, so der Bischof, der nach eigenen Angaben in dieser Sache „klare Worte“ an die zuständigen Vertreter der schwarz-roten Tiroler Landesregierung richten wolle. Glettler ist in der Bischofskonferenz für den Bereich Ehe, Familie und Lebensschutz verantwortlich.
„Bischof braucht sich keine Sorgen zu machen“
Es könne nicht die Rede davon sein, dass man „in jedem Krankenhaus in Tirol künftig einen nicht medizinisch indizierten Abbruch durchführen“ könne, machte Wolf klar, der das Regierungsprogramm federführend mitverhandelte. Bischof Glettler brauche sich „keine Sorgen machen, dass in Tirol mit dem Thema Abtreibung nicht behutsam umgegangen“ werde, versicherte der Klubchef dem Geistlichen. Man habe in der Koalition einen „klaren und behutsamen Weg“ dazu vereinbart, den man ebendort „auf Punkt und Beistrich“ einhalten werde.
„Höchstpersönliche Entscheidung der Frau“
Man werde einen „bedarfsgerechten, niederschwelligen, medizinisch qualitätsvollen Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen“ sicherstellen - und zwar durch den Ausbau des ambulanten Angebotes im niedergelassenen Bereich oder angekoppelt an einer „ausgewählten öffentlichen Einrichtung.“ Gleichzeitig bekenne man sich zu einem Ausbau unabhängiger und transparenten Beratung vor und nach dem Eingriff, so der schwarze Klubobmann.
Bei den Beratungen sei auf die Qualitätssicherung zu achten. Unbestritten bleibe aber der Grundsatz, dass die Entscheidung zum Schwangerschaftsabbruch einzig und allein eine höchstpersönliche Entscheidung der betroffenen Frau sei. Dazu stehe er, so Wolf.
Derzeit nur ein Arzt in Tirol
Ausgangspunkt der Reaktionen war ein APA-Interview vom Wochenende, in dem Pawlata noch einmal die Linie der SPÖ für einen erleichterten Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen bekräftigte. In Tirol gebe es aktuell „nur einen Arzt, der Schwangerschaftsabbrüche durchführt“ und der gehe ihres Wissens nach „bald in Pension“, argumentierte Pawlata.
Sie sei davon überzeugt, dass „keine Frau diese Entscheidung leichtfertig“ treffe. Sie kenne „die beiden Argumentationslinien“ und die „vage Formulierung“ im Regierungsprogramm, habe hierzu aber „eine klare Haltung“, meinte die Landesrätin.
SPÖ-Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer hatte zuletzt das koalitionäre Vorhaben im Regierungsprogramm in puncto Schwangerschaftsabbrüchen einen „frauen- und gesellschaftspolitischen Meilenstein für Tirol“ genannt, der längst überfällig sei. Der rote Landesparteichef sprach aber im Gegensatz zu Pawlata - und ähnlich wie Wolf - von „einem öffentlichen Krankenhaus“ bzw. Einrichtung, in dem diese angeboten werden sollen.
„Geht um effektive Hilfestellung“
Glettler betonte zudem, dass es um „effektive Hilfestellungen“ für Frauen gehe. Das Anliegen der Kirche sei „nicht die Verschärfung von Strafandrohungen, sondern eine effektive und kompetente Hilfestellung für schwangere Frauen, die um eine gute Entscheidung ringen“ und ebenso das Initiieren von präventiven Maßnahmen.
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