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Schüttereien, Klebereien | „Hautnah“ wie nie

Schüttereien, Klebereien. Heftigste Kritik hagelt es zurzeit an den Klima-Protestierern, die sich - wie gestern früh in Linz - auf stark befahrene Straßen kleben und damit den Verkehr lahmlegen, bis sie von der Polizei oder Feuerwehr vom Asphalt gelöst werden. Oder die Suppe, Tomatensoße oder andere Flüssigkeiten auf - in der Regel durch Glas geschützte - bedeutende Kunstwerke in Museen schütten. Eine große Mehrheit lehnt diese öffentlichkeitswirksamen Protestmaßnahmen ab, viele meinen sogar, dass die Aktivisten hinter Gitter gehörten. Verständnis hat jedenfalls kaum jemand. Oder vielleicht richtiger: ZEIGT kaum jemand. Außer wirklich in der Wolle gefärbte Grüne und Hardcore-Umweltschützer. Wenn sich dann aber ein renommierter Journalist mit gut fünf Jahrzehnten Berufserfahrung sehr ernsthaft mit diesem vielbeachteten Aktionismus auseinandersetzt, dann sollte man seinen Gedanken und Worten Beachtung schenken - gerade auch dann, wenn er sich nicht vorbehaltlos der Mehrheit jener, die diesen radikalen Aktionismus radikal ablehnen, anschließt. Sondern deren Klebereien und Schüttereien sehr differenziert sieht.

„Hautnah“ wie noch nie. Was meint er denn nun, Kurt Seinitz, (Außen-)Politik-Doyen der „Krone“? Der „Golden Ager“ im besten Sinne des Wortes verweist darauf, dass die Schütter und Kleber der „Letzten Generation“ keine gute Nachred haben, dass sie verteufelt werden. Das Harmloseste was sie zu hören bekämen wäre noch: „Lasst euch für eure Anliegen was Besseres einfallen“. Da fragt sich Seinitz rhetorisch: „Ja was ist denn das Bessere für engagierte Menschen, die schon jahrelang in den Wind reden?“ Es sei „bestimmt nicht dieser Flop von Scharm el Scheich“. Klimakonferenzen seien nicht der Ort, wo die Welt gerettet wird. Dort führe die Politik das große Wort, zerrede die besten Absichten. So wie Politik-Lobbys auch auf den staatlichen Ebenen die notwendigen Maßnahmen zum Klimaschutz zerredeten. „Jeder weiß“, schreibt Seinitz, „dass das Bisherige zu wenig ist, jeder lebt lieber im alten Trott weiter“. Es sei eben „unheimlich schwer, die eingeschlagene Lebensweise zu ändern“. Nicht Weitermachen, sondern Umkehr sei das einzige Rezept gegen die beschleunigte Erderwärmung. Nun heiße es zwar einerseits, dass die Schütter und Kleber mit ihren radikalen Taten genau das Gegenteil ihrer Anliegen erreichten. Doch Seinitz kommt zur Erkenntnis: „Andererseits: Es wurde noch nie so ,hautnah´ der Klimaschutz thematisiert.“ Und er geht weit, wenn er schreibt: „Ich glaube, dass es einmal heißen wird, dass mit diesen anarchischen Ausbrüchen die große Kehrtwende im Klimabewusstsein eingeleitet worden ist.“ Eine bemerkens- und bedenkenswerte Sicht unseres erfahrenen Autors!

Kommen Sie gut durch den Dienstag!

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