Seit August waren zwei E-Autos der Post in Graz mit Anlagen unterwegs, die Feinstaub aus der Luft filtern. Der richtungsweisende Test fand nicht zufällig in der Steiermark statt, wie Peter Umundum, Vorstandsdirektor der Divison „Paket & Logistik“ im Gespräch mit der „Krone“ erklärt.
„Krone“: Warum wurde ausgerechnet Graz als Standort dieses Projekts ausgewählt?
Peter Umundum: Das ging sowohl von Mercedes als auch von uns aus und ist als großes Kompliment für die Stadt Graz zu sehen. Hier ist einfach alles für dieses Pilotprojekt vorhanden.
Könnte man das eingesetzte System eigentlich permanent dazu nutzen, um die Luft zu säubern?
Aus unserer Sicht schon. Wir sind in Graz täglich mit über 300 Fahrzeugen unterwegs und könnten damit einen großen Mehrwert setzen. Die Kostenfrage ist aber noch zu wenig geklärt.
Sämtliche Zustellfahrzeuge der Post in Graz werden elektrisch betrieben. Soll dieses Vorzeigemodell in ganz Österreich Schule machen?
Das Projekt „Grünes Graz“ war das erste seiner Art in ganz Europa. Wir haben seit letztem Oktober auf 2,2 Millionen gefahrenen Kilometern rund 218.000 Liter Diesel eingespart. Nächstes Jahr sollen Innsbruck und Salzburg dem Vorzeigemodell Graz folgen. Bis zum Jahr 2030 wollen wir alle Postfahrzeuge in Österreich auf Elektroantrieb umstellen.
Ist das in ländlichen Regionen aber überhaupt umsetzbar?
Mittlerweile ja. Früher war die Reichweite vieler Fahrzeuge noch ein Problem – vor allem im Winter. Die neue Generation an E-Autos hat aber genug Reichweite.
Und wie ist es um die Ladeinfrastruktur in den ländlicheren Regionen bestellt?
Die Ladeinfrastruktur ist generell ein zentraler Punkt. Wir brauchen hundertprozentige Sicherheit, dass geladen werden kann – in den Ballungsräumen teilweise um die 100 Fahrzeuge gleichzeitig. Überall, wo wir neu bauen, ist die entsprechende Strom-Versorgung kein Problem. Zudem haben wir auf allen neuen Anlagen Fotovoltaik auf dem Dach. Bestehende Standorte nachzurüsten ist hingegen eine ziemlich große Herausforderung – eine deutlich größere als die Beschaffung der Autos.
Werden diese ambitionierten Pläne von den aktuellen Lieferschwierigkeiten bei E-Autos ausgebremst?
Die langen Lieferzeiten sind eine große Herausforderung. Wir mussten uns bei Großbestellungen schon im vergangenen Sommer für den Herbst nächsten Jahres festlegen. 2022 und 2023 werden wir 80 Millionen Euro in die Flottenmigration investieren. Für die Zustellung, quasi die letzte Meile, bestellen wir nur noch E-Autos.
Welche Mobilitätsprojekte hat die Post noch geplant?
Wir könnten uns vorstellen, im Hofverkehr autonome Fahrzeuge einzusetzen. Zudem würden wir gerne nächstes Jahr erste Projekte mit E-Lkw wagen, aber das hängt noch ein wenig von den Förderungen ab.
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