„Schwache Position“

Selenskyj kritisiert Preisdeckel für russisches Öl

Ausland
03.12.2022 21:08

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Preisdeckel der G7-Staaten, der Europäischen Union und Australiens für russisches Öl kritisiert. „Es ist keine ernsthafte Entscheidung, eine solche Obergrenze für die russischen Preise festzulegen“, da diese für Moskau „komfortabel“ sei, erklärte Selenskyj am Samstag. Derzeit liegt der Marktpreis von russischem Öl der Sorte Urals pro Barrel bei rund 65 Dollar, der Preisdeckel sieht eine Obergrenze von 60 Dollar vor.

„Russland hat bereits allen Ländern der Welt enorme Verluste zugefügt, indem es den Energiemarkt absichtlich destabilisiert hat“, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Die Entscheidung für eine Preisobergrenze sei daher „eine schwache Position“. Es sei „nur eine Frage der Zeit, bis ohnehin härtere Instrumente zum Einsatz kommen müssen“, fügte Selenskyj hinzu. „Schade, dass diese Zeit verloren geht.“

Presideckel von 60 Dollar pro Barrel Öl
Ein Preisdeckel von 60 Dollar pro Barrel Öl ermögliche Russland immer noch Einnahmen von etwa hundert Milliarden Dollar pro Jahr, kritisierte Selenskyj. „Dieses Geld wird auch dazu verwendet werden, genau jene Länder weiter zu destabilisieren, die jetzt versuchen weitreichende Entscheidungen zu vermeiden.“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hofft, dass die US-Unterstützung auch nach den Zwischenwahlen im Kongress unerschütterlich bleibt. (Bild: APA/AFP/UKRAINIAN PRESIDENTIAL PRESS SERVICE/Handout)
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hofft, dass die US-Unterstützung auch nach den Zwischenwahlen im Kongress unerschütterlich bleibt.
Zitat Icon

Ein Preisdeckel von 60 Dollar pro Barrel Öl ermöglicht Russland immer noch Einnahmen von etwa hundert Milliarden Dollar pro Jahr. Dieses Geld wird auch dazu verwendet werden, genau jene Länder weiter zu destabilisieren, die jetzt versuchen weitreichende Entscheidungen zu vermeiden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj

Um die Wirtschaft des russischen Feindes schneller zu „zerstören“, sei es notwendig, den Preis auf 30 Dollar zu reduzieren, teilte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, am Samstag mit. Zugleich begrüßte er den Schritt.

Öl-Förderplattform in Murmansk (Bild: AFP)
Öl-Förderplattform in Murmansk

Russland sieht Verstoß gegen Gesetze des freien Marktes
Russland sieht darin einen Verstoß gegen die Gesetze des freien Marktes. „Wir werden diese Deckelung nicht akzeptieren“, erklärte der Sprecher von Präsident Wladimir Putin, Dmitri Peskow, der Agentur Tass zufolge. Russland sei auf den Preisdeckel vorbereitet, werde die Situation nun rasch analysieren und sich dann zu konkreten Schritten äußern.

Dmitri Peskow, Pressesprecher von Präsident Wladimir Putin (Bild: APA/AFP/NATALIA KOLESNIKOVA)
Dmitri Peskow, Pressesprecher von Präsident Wladimir Putin

Kiew will niedrigeren Preis für russisches Öl
Die EU-Staaten hatten sich zuvor nach langen und schwierigen Verhandlungen auf die Höhe eines Preisdeckels für russisches Öl geeinigt, die G7 und Australien schlossen sich an. Die Staaten wollen Russland dazu zwingen, Erdöl künftig unter dem Marktpreis an Abnehmer in anderen Staaten zu verkaufen. Ziel ist es, die Kriegskasse des Kreml auszutrocknen.

Die am Freitag erzielte Absprache sieht vor, zunächst eine Preisobergrenze von 60 US-Dollar pro Barrel festzulegen. Der Preis von umgerechnet etwa 57 Euro pro 159 Liter würde dann um bis zu neun Euro unter dem jüngsten Marktpreis für russisches Rohöl der Sorte Urals liegen. Er wird den Plänen zufolge von Montag an gelten. Zu den G7 gehören die USA, Kanada, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien und Japan. Deutschland hat derzeit den Vorsitz der Gruppe.

Ökonomin: „Russland wird es empfindlich treffen“
Nach Einschätzung der Energie-Ökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) würde der Ölpreisdeckel Russlands Kriegskasse durchaus stark treffen. „Russland wird es empfindlich treffen, die Einnahmen werden nicht mehr so üppig sein“, sagte sie am Samstag im Deutschlandfunk. Man dürfe nicht vergessen: „Russland hat jetzt gigantische Summen eingenommen in diesem Jahr durch die hohen Preise für fossile Energie insgesamt, dazu gehört auch Öl.“ Die Frage sei nur, „ob es so funktioniert, wie man es sich ausgedacht hat und wie auch letztendlich der Weltmarkt reagiert“.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt