„Musste ein solcher Kahlschlag wirklich sein?“, fragen Naturschützer, nachdem Hunderte Bäume entlang der Mur gerodet wurden. Dies geschah im Rahmen der Bauarbeiten zum neuen Wasserkraftwerk bei Gratkorn.
Im März des heurigen Jahres wurde der Spatenstich zu dem neuen Wasserkraftwerk von Verbund und Energie Steiermark vorgenommen. 80 Millionen Euro werden investiert, ab 2024 kann mit der Anlage der Jahresstrombedarf von 15.000 Haushalten mit grünem Strom gedeckt werden.
Grünes Band zerstört
So weit so gut. Dass nun aber im Rahmen der laufenden Bauarbeiten beinahe alle Bäume, darunter auch viele mächtige, alte Exemplare, bis auf Höhe der Firma Sappi gefällt wurden, stößt Naturschützern sauer auf: „Damit wurde wieder ein wichtiger Teil des grünen Bandes der Mur zestört. Sehen so wirklich die Lösungen für die Energie- und Klimakrise aus?“, sagt Fischer Franz Keppel im Gespräch mit der „Krone“.
Die Logik ist klar: Naturschutz nur dann, wenn es die politischen und wirtschaftlichen Interessen nicht zu sehr stört
Franz Keppel
Naturschutz nur an zweiter Stelle
Auf den „hemmunglosen Ausbau der Wasserkraft“ und der damit verbundenen „Zerstörung unserer letzten intakten Flusslandschaften“, nahm Arno Aschauer vom WWF erst kürzlich Bezug: „Von einem Umweltmusterland sind wir in Österreich meilenweit entfernt. Laut einer Bewertung der Europäischen Umweltagentur nehmen wir bei der Artenvielfalt im EU-Vergleich nur den vorletzten Platz ein“, kritisierte der Experte. Weitere Wasserkraftwerke wären demnach ein „ökologisches Desaster“.
Es wird für das Kraftwerk in Gratkorn Dutzende Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen geben
Robert Zechner, Verbund
„Ein Kraftwerksbau ist wie jede Großbaustelle ein Eingriff in die Natur“, sagt dazu Robert Zechner vom Verbund. Er betont: „Neben einer ökologischen Bauaufsicht werden im Rahmen der Bauarbeiten in Gratkorn auch Dutzende Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen gesetzt“.
Ausgleichsmaßnahmen projektiert
Dazu würde beispielsweise das Schutzprojekt für die Flaumeichenwälder im Grazer Bergland zählen. „Und - was kaum jemand weiß: Österreichweit wurde zum Schutz der Biodiversität bereits ein Drittel der Wasserkraftwerksareale vom Verbund unter Naturschutz gestellt“, erklärt der Experte.
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