Ob Grippe, Covid oder RS-Virus-Infektion: Eine massive Krankheitswelle sorgt für volle Spitäler sowie explodierende Krankenstands-Zahlen.
Tagelanges hohes Fieber, Husten, Gliederschmerzen: Eine Krankheitswelle hat die ganze Steiermark fest im Griff. Wie gewaltig sie ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Wegen der echten Grippe gab es in der vergangenen Woche unglaubliche 949 Krankenstands-Meldungen bei der ÖGK! In der Vergleichswoche des Vorjahres waren es lediglich 13, 2019 - vor der Pandemie - ebenso nur 21. Zählt man die grippalen Infekte dazu, sind es über 23.000 Steirer, die in der Vorwoche das Bett hüten mussten (2021 waren es nur 4600). Eingerechnet sind hier weder Kinder noch Arbeitslose oder Pensionisten.
Ungeachtet des frühen Starts der Influenzawelle ist gerade jetzt eine Impfung sinnvoll. Binnen 14 Tagen ist von einer Schutzwirkung auszugehen.
Virologe Klaus Vander
Schulen im „Notfallbetrieb“
Besonders deutlich bemerkbar macht sich die Viren-Invasion im Bildungsbereich: So fallen derzeit rund 19 Prozent des Personals in Grazer Kindergärten und Betreuungseinrichtungen aus, heißt es aus dem Büro des Bildungsstadtrates. Wobei es dabei durchaus zu „Hotspots“ kommt, wie ein Blick in steirische Schulen zeigt. Während einzelne Einrichtungen massiv straucheln - die Volksschule Andritz etwa läuft nur noch im „Notfallbetrieb“ -, gebe es insgesamt nur „unwesentlich weniger Krankenstände als im Vorjahr“, lässt die steirische Bildungsdirektion wissen.
Kages-Chef Gerhard Stark appelliert an erkrankte Steirer: Bitte zuerst immer zum Hausarzt!
Wie wirkt sich die aktuelle Viren-Welle auf die Personalsituation in steirischen Spitälern aus?
Wir schaffen die Versorgung, aber es ist sehr fordernd. Bei Ärzten haben wir aktuell einen virusbedingten Ausfall von etwa fünf Prozent, im Pflegebereich liegen wir bei rund neun Prozent.
Wie sieht es mit der Bettenauslastung aus?
Hier stoßen wir noch nicht an die Grenzen. Aktuell sind in Kages-Häusern steiermarkweit 230 Betten mit Grippe-Patienten belegt, 24 Erkrankte liegen auf Intensivstationen. Zudem haben wir 120 stationäre Covid-Patienten sowie 14 in Intensivbetten. Es gibt aber noch genügend Kapazitäten.
Ist Corona inzwischen nicht mehr als eine „normale Grippe“?
Da würde ich aufpassen. Es gibt Überschneidungen, aber dennoch ist Corona vom Erkrankungsbild her anders. Auch wenn es derzeit bei der Erkrankungsschwere keinen großen Unterschied gibt. Man hat mit einer starken Erkrankungswelle im Winter gerechnet. Ist es nun schlimmer als befürchtet? Es war ja am Beispiel von Ländern wie Australien schon abzusehen, dass die Welle heuer stärker wird. Was wir jetzt erleben, drängt uns in den Notfallambulanzen aber schon ordentlich an den Rand. Wir schaffen es, aber die Mitarbeiter sind sehr belastet. Da kann man nur immer wieder Danke sagen und betonen: Es wird besser. Aber jetzt ist es sehr schwierig, das kann man nicht schönreden.
Wie können Patienten zur Entlastung beitragen?
Wenn man krank ist, sollte man sich schonen und zu Hause bleiben. Auch die Anwendung von Hausmitteln ist durchaus angebracht. Wenn notwendig, sollte der erste Weg dann zum Hausarzt führen. Und wenn ins Spital, bitte ins nächstgelegene und nicht gleich nach Graz. H. Baumgartner
Kinderklinik kämpft mit RS-Virus
Relativ unverändert ist die Lage an der Grazer Kinderklinik, die, wie berichtet, vor allem wegen des RS-Virus aus allen Nähten platzt. 144 Kinder wurden zuletzt binnen 24 Stunden in der Ambulanz behandelt, davon 125 wegen Infektionserkrankungen.
Angesichts der derzeit grassierenden Infektionswelle spricht der Grazer Virologe Klaus Vander von einer „Tridemie“ aus Influenza, Covid und RSV und empfiehlt neben Impfungen: „Die im Laufe der Pandemie gelernten Maßnahmen wie Händewaschen, Maske tragen und Zuhausebleiben im Krankheitsfall helfen auch hier, sich selbst und andere zu schützen.“
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