Das seltenste Edelmetall der Welt und Hunderte Edelsteine hat ein steirischer Geigenbauer in die wertvollste neue Geige der Welt verbaut. Anfang 2023 wird sie in Liechtenstein präsentiert und soll mehrere Millionen einbringen.
Das beschauliche Cremona ist die Geigenhauptstadt der Welt. Der legendäre Antonius Stradivari hatte hier einst seine Werkstatt. Die Instrumente, die dort entstanden sind, sind, was den Klang anbelangt, bis heute ungeschlagen. Und sehr begehrt: Wer eine Stradivari besitzen will, muss bei Versteigerungen einen stolzen Millionenbetrag hinlegen.
Geigenbauer ist ein gebürtiger Steirer
Doch Cremona ist nicht nur die Heimat der wertvollsten Geigen der Vergangenheit. Gegenwärtig wird dort die wertvollste neue Geige der Welt gebaut - von einem Geigenbauer aus der Steiermark. „Nach mehreren Jahren Planung und Arbeit sind die letzten Handgriffe vollbracht“, sagt Edgar Russ, der seit 1984 in Cremona lebt und arbeitet. Anfang 2023 soll das Instrument präsentiert werden. Interessenten gibt es bereits, mehrere Millionen soll der Verkaufspreis betragen.
Doch was macht diese Geige so wertvoll? Um diese Frage zu beantworten, muss Russ bei seiner Schulzeit in Leibnitz beginnen. „Die Idee zum Bau des Instruments hatten mein ehemaliger Schulkollege Karl Großschädl und dessen Freund Kurt Assam“, erklärt er. Die beiden handeln mit Osmium, einem der teuersten Edelmetalle der Welt. „Osmium ist 1000-mal so selten wie Gold - und 40-mal so teuer“, erklären Assam und Großschädl der „Krone“.
Osmium als Wertanlage sehr beliebt
Bei einem Glas Wein im Sommer 2020 kam ihnen die Idee, dass Edgar Russ Osmium in einer Geige verbauen könnte. „In der Schmuckindustrie und als Wertanlage ist Osmium bekannt. Wir wollten damit etwas ganz Neues und Großartiges machen“, sagen sie. Und Russ war sofort interessiert: „Ich habe mich schon in der Geigenbauschule auf Intarsienarbeiten spezialisiert und sah in dem Projekt eine Herausforderung.“
Und Edgar Russ liebt Herausforderungen: Für den 2020 verstorbenen Sultan von Oman Qabus bin Said hat er schon einmal die teuerste neue Geige der Welt gebaut: „Sie ist mit den wertvollsten Steinen verziert, und ihre Existenz war bis zum Tod des Sultans ein Geheimnis, über das ich nicht sprechen durfte. Heute wird das Instrument in der Oper von Muskat ausgestellt.“
Werkstoff als Herausforderung
Mit Osmium zu arbeiten war dennoch eine neue Herausforderung: „Das Instrument soll ja nicht nur schön aussehen, sondern auch gut klingen. Alleine damit war ich gut ein Jahr beschäftigt“, sagt er. Rund 700 in Gold gefasste Osmium-Teile und weitere 600 Edelsteine wie Rubine, Saphire und Diamanten hat er in das Instrument verbaut. „Der Grundkorpus besteht aus Holz, jeder Teil wurde in Handarbeit eingearbeitet.“
Mehrere tausend Stunden Arbeit stecken in der Osmium-Geige, die unter dem englischen Titel „The OS Violin“ im Zuge der offiziellen Eröffnung des Castle Casino in Vaduz in Liechtenstein präsentiert werden soll. „Dort wird das Instrument erstmals öffentlich zu sehen sein, und auch die kaufkräftige Kundschaft vor allem aus dem arabischen und asiatischen Raum wird vor Ort sein“, erklären Assam und Großschädl.
Osmium ist das 76. Element im Periodensystem. Es ist ein hartes, sprödes, stahlblaues Übergangsmetall und gehört zu den Platinmetallen. Abgebaut wird es vor allem in Kanada, Russland und Südafrika. Spricht man von Osmium, ist immer kristallines Osmium gemeint. Dieser Unterschied ist wichtig, denn in seiner Rohform frisch aus der Mine ist Osmium ein giftiges Pulver, das erst durch den aufwendigen Prozess der Kristallisierung seine funkelnde Form erhält. Die Produktionsmenge liegt bei nur rund 100 Kilogramm pro Jahr. Verwendet wird Osmium vor allem in der Schmuckindustrie und als Wertanlage. Infos finden Sie hier.
Das Instrument zu verkaufen wird - trotz des hohen Preises - wohl nicht schwer sein. „Es gibt schon erste Anfragen und Kaufinteressenten“, verraten sie. Je nachdem, wer den Zuschlag erhält, rechnen sie mit einem Kaufpreis von „mehreren Millionen Euro“. Und Russ hofft, dass die Geige „mit Liebe gespielt wird“.
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